Montag, 29. Februar 2016

"Welcome To The Mental Hospital!" oder: How to Survive Vipassana. Part One.

Ich habe es getan!
Ich habe mich der wohl schwersten Herausforderung meiner bisherigen "mentalen Karriere" gestellt! Mein früheres, unernstes Ich hätte wohl dazu nur frotzelnd gemeint: Na prima! Nun hast du dich also doch diesem SpiritusBlödsinn hingegeben!
Aber was heißt hier "spirituell"? Was ich da 10 Tage lang an mir selber vollzogen habe, war wohl eher eine wissenschaftliche, hochexplosiv-geballte Versuchsanordnung im Mikrokosmos einer "Weltabgeschiedenheit". Nur wenige Kilometer außerhalb vom Tumult der nepalesischen Hauptstadt und doch so fernab von jeglichen zivilisatorischen "Rettungsmöglichkeiten". Nicht ein Hauch von Ablenkung oder sensueller Entspannung. Nur das "Ich" in seiner diffizilen Beziehung zur eigenen Geist-Körper-Komplexität.
Aus einer merkwürdigen Anhäufung von subtilen "Zeichen des Universums" heraus entschied ich mich irgendwann im Januar, dem ominösen "Wink" zu folgen und schickte zwei Vipassana-Berwerbungen los. Innerhalb von 24 Stunden hatte ich sowohl von Varanasi als auch von Kathmandu die Teilnahmebestätigung. Schlussendlich gab ich Letzterer den Vorrang, auch weil ich unbedingt eine Auszeit von "CrazieIndiaLand" brauchte. Und so trottete ich am Valentinstag (Haha!!! Lerne zuerst, eine "Liebesbeziehung" zu dir selbst aufzubauen!) halb angespannt, halb ahnungslos in mein "OperationsAbenteuer". Let the crazie-mind-show begin!

[Vip-Was? Was hat die gleich nochmal gemacht? Bevor ich mein TopSecret!-Tagebuch* hier gnadenlos in Auszügen offenlege, eine kurze Erläuterung für all die "Uneingeweihten" da draußen: Bei Vipassana handelt es sich um eine uralte Meditationstechnik, die zurückreicht bis zu Buddha höchstpersönlich. Ein "universelles Heilmittel für universelles Leiden" (hoho!), das in drei Schritten den Weg der Befreiung von der eigenen (Geist-)Misere beschreitet: Ausgehend von sīla (sittliches Verhalten - durch Einhalten bestimmter Regeln) wird der Grundstein für samādhi (Herrschaft über den Geist) gelegt, das wiederum die Basis für paññā (Weisheit durch Selbstbeobachtung) bildet. "Die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind." Das Akzeptieren der Impermanenz alles Seienden (anicca). Das Trainieren des Geistes hin zu Gelassenheit und Ausgeglichenheit, um alte Bestände an "Unreinheiten" (Verlangen und Aversion) abzubauen. Denn: "You are the first victim of your own anger."
Alles schön und wohlklingend soweit. Aber was hieß das jetzt konkret für mich? Es bedeutete im Detail für den GoldFish: 10 Tage lang NICHT RAUCHEN! 10 Tage am Stück jeweils zehn Stunden meditieren. - Was, verdammt nochmal, ist eigentlich "Meditation"??? Bücher, Musik, Schreibutensilien (*), Außen- und Männerkontakt nicht erlaubt! Und die unterzeichnete Erklärung, den Kurs NICHT vor Ablauf zu verlassen! ... Naja, klingt ja dennoch nicht allzu "inhuman", kann frau schonmal machen. ... Und ich hatte ja sonst nichts weiter vor. Machte mir lediglich um die abrupte "Smoking-Diät" ein wenig Sorgen. Und befürchtete Ungeduld mit mir und der Zeit an sich, ein Zuviel an "Nichts", die Konfrontation meines eigenen UnruheVulkans mit der zähen Allmacht der äußeren Stille und "Unbeweglichkeit". - "Was, wenn das am Ende reine Zeitverschwendung war? Was, wenn die mich rausschmeißen?!?" Mit diesen Gedanken bestieg ich den Shuttlebus, der uns Meditations"willige" (ein bunter Haufen aus Westlern und Nepalis) zur "Insel der Beschaulichkeit und Einkehr" bringen sollte. - Für ganz besonders Recherchewütige hier weiterführendes Lesematerial . Man beachte auch den strikten Tagesablauf ! Habe natürlich zunächst nicht angenommen, daß der ohne jegliches Pardon bis zum Ende durchgezogen wird...:-)]
***
Tag 0 - Start 'Facing The White Wall'. 
Letzte erbettelte "Verzweiflungszigarette" in der Abfahrtspause. Kein gutes Omen! Mit Ankunft im VipassanaCentre (16:00) beginnt meine RauchDiät (von 100 auf 0). Werde ich hier irgendwann zur "Silent Bitch" mutieren? Mit innerlichen "Will Rauchen!!!"-Krämpfen?
Hatte auf meinem Anmeldebogen lapidar geschrieben: "No big crisis in my life. I'm just looking for inner peace." - Haha. Wirklich? Klingt so ... "unkompliziert". Da unterschlage ich wohl so einiges...
Ein bißchen FerienlagerStimmung. Alles richtet sich ein in den überschaubar-simpel gehaltenen Bedingungen. Männlein-Weiblein rigoros getrennt. Erstes "Light Meal" am späten Nachmittag: Habe Knast. Seit dem Frühstück nix mehr gegessen. Jede sitzt für sich allein, mit dem Gesicht zur weißen Wand. Das soll wohl dem "Schweigen der Lämmer" behilflich sein. (Wie die "Belämmerten" folgen wir den "Wachhunden" zum nächsten Tagespunkt. Keiner weiß ja, wohin mit sich.)
Am Abend erste Sitzung in der Dhamma-Hall: Bekomme meinen persönlichen Platz für die nächsten 10 Tage zugewiesen. "Anfreunden" mit dem quadratischen SitzKissen: Mit dem werde ich noch tiefe "Verbundenheit" und so manche "Krisensitzung" erleben. Ab diesem Zeitpunkt herrscht nun "Ruhe im Karton", sprich "NOBLE SILENCE": Keine Form jedweder Kommunikation ist erlaubt. Weder in Worten, Schrift, Gesten. Einzige Ausnahme: Fragen und Unterweisungen mit den Lehrern und freiwilligen Helfern (den "Wachhunden").

Tag 1 - "Welcome To The Mental Hospital!"
Der erste DauerSitzMarathon beginnt. Holy Shit! Zehn Stunden still auf deinen Arschbacken sitzen: DAS hat mir keiner vorher gesagt! (Ok. Habe auch nicht danach gefragt.) Der Beginn langwieriger Beziehungen: "Du und Dein Kissen", "Du und deine Fusseldecke", "Du und dein Rücken". Es ist arschkalt in der dunklen Halle. Wir üben zunächst AnapanaMeditation (Beruhigung des Geistes): "Observing the Pure Breath. Incoming, Outcoming. Reality As It Is." - Überraschende Entdeckung: Atme offenbar hauptsächlich/ausschließlich mit meinem linken Nasenloch. Nix mit SimultanAtmung!
"Hallo Schmerz! Herzlich Willkommen!" - Die Lehrerin meinte zu mir: Akzeptiere den Schmerz. Lass dich nicht ablenken. Das ist die Realität, wie sie nunmal ist. - Ok. Muß mein aufkommendes Rückenleiden "objektiver" betrachten ... Wie mach ich das nur??? Welche "LotusPosition" wird mich über die Zeit retten? (Bisher noch keine gefunden.)
Nächste Frage: Ist das, was ich hier gerade mache, ist DAS bereits "Meditation"? Dachte immer, das wär irgendwas "Kompliziert-Technisch-Abgehobenes"...
Erste Begegnung mit der "Sexy Voice": Hören zu Beginn und am Ende jeder Sitzung die Audio-"Weisheiten" des Vipassanalehrers Goenka. WOW! Diese Stimme ist "magnetisch"! In dieser ganz eigenen schnurrend-vibrierenden, tiefen Tonlage. Verdammt anziehend! (Hah! Hatte schon immer eine besonders starke Affinität zu "Bässen"!:-)
TV-Stunde im Abendprogramm: Diskurs-Video mit dem "Märchenonkel" Goenka. (Das bedeutet auch: Der Tag ist fast geschafft. Puhhh!) "Welcome to the Mental Hospital! Now, the Operation of Your Mind has started! It is like an OPEN WOUND now! All the discomfort you're experiencing is Part of the Game! It means: Your Body is Revolting against this operation!" - Aha. Einleuchtend. Irgendwie. Dennoch: Schmerz = Schmerz! Oder nicht?
21:15 Endlich im Bett. Anstrengend.

Tag 2 - "Everybody Can Be Buddha! But Not In Ten Days!"
Tag Zwei und Sechs sollen die Schlimmsten sein. Hat der Märchenonkel gestern gesagt. Ok. ... Was heißt das nun für die kommenden 24 Stunden?... Morgenstund, kein Gold im Mund. Mochte seinen langatmigen Singsang heute in der Morgensitzung (4:30-6:30) garnicht. Habe nur ans Frühstück gedacht. (Das Essen und die Pausen sind immer noch das Beste am Tag.)
"The Touch of the Breath." - Immer noch bewältigt Links die meiste Atmungsarbeit. Was aber macht dann Rechts die ganze Zeit? - Immer noch angestrengte Positionssuche. Kämpfe mit permanent einschlafenden Füßen und, neu!, Hüftschmerz. In meinem Blickfeld: Der Rücken der Vorderfrau. Die sitzt wie ne ElfenGrazie stundenlang still! Wie macht die das nur? - Lerne: Gesichtsentkrampfung. Sonst wird das mit dem Geist auch nichts! Der ist ziemlich unruhig. Ständig abgelenkt von irgendwelchen Geräuschen um mich herum. Und dem Aufblitzen verschiedenster Erinnerungsschnipsel aus den letzten Monaten. "Your Mind Wandered Away. Accept it. Start Again." Tief einatmen, und dann zurück zum "Durchzug" in meinem Nasenloch.
Massivst erstaunt: Noch kein ernsthaftes Rauch-Verlangen/Vermissen bisher! Wie kommt das nur? Ist mein Geist zu sehr mit diesem strikten "Meditations"-LeidensObjektivierungs-MarathonSitzungs-Kreisel beschäftigt, daß der gar keine Zeit für sein übliches Suchtverhalten hat? Ist das etwa ein weiteres "Zeichen des Universums"?
Warum so VERBITTERT? Das ist hier doch kein Strafgefangenenlager! Übe weiter Gesichts- und Körperentspannung.
Lerne: Die Zeit ist nicht mein FEIND! Sie ist hier halt nur "anders". War sie heute morgen zäh wie Kaugummi, so erscheint sie mir am Nachmittag viel "hilfsbereiter", zuvorkommender gestimmt.
Erlebe mein "Mandarinen-Halleluja": Warum, zum Teufel nochmal, schmeckt die so verdammt gut?!? Und: Wieso ist meine Letzte so verdammt lange her? Muß ich wohl was nachholen.
Abschließend die "MärchenonkelStunde", wie immer: "Ah, what a WILD MONKEY MIND you have! Always wandering and flickering. So unstable. You need PATIENCE to tame it!" Nur: Erwarte nicht, in zehn Tagen "erleuchtet" zu werden. Bis dahin ist es noch ein laaaaanger Weg!

Tag 3 - Annapurna II - Jeder Geht Allein.
4:30 Schon wieder hier in der Arscheskälte der Halle. Fühle das Gewicht meiner Decke garnicht. Ist sie noch da? Neue Aufgabe: Die Sinneseindrücke rund ums NasenDreieck beobachten, aber nicht darauf reagieren ("no attachment"). Ich und meine "Hundeschnauze". - Kaltes, naßes Näschen.
Unerwarteter Frühstücksfund: Da sind ja Rosinen im Reis drin! Und: Ich mag das!!! Das gabs noch nie! Liegt das an der allgemeinen Sinnenschärfung? Und dem Entzug sonstiger "sinnlicher Vergnügungen"?
Der ausdauernde Singsang des Märchenonkels erinnert mich heute eher an ausgeleiertes AlkiGesäusel. Mag ich nicht.
Lasse mich in den Zwischenpausen draußen von den Sonnenstrahlen "auftauen". Danach gehts wieder zurück ins "dunkle Loch". Meine Gehirnbox betätigt sich nun als unermüdlicher Kommentator meiner "sensations", Radioreporter-tauglich.
"Work patiently, persistently. You're bound to be successful." - Dennoch vier Stunden lang nicht zu meinem NasenDreieck gefunden. Was folgt: MiniTraurigKrise. "Das ist doch alles Mist hier!" Und noch schlimmer: "Meinen die das ernst mit dem NichtVorzeitigGehenKönnen?" Kleine VerzweiflungsEmpörungsTränen kullern. Rufe mich in der darauffolgenden Teepause zur Besinnung zurück. Mein "RettungsMantra": ANNAPURNA II. Das hier ist wie ein imaginärer Berg, den du erklimmen willst. Ist nicht immer schön der Anstieg, aber genau wie bei Annapurna I heißts manchmal einfach: Zähne zusammenbeißen und durch! Und eben wie beim ersten "BesteigungsUnterfangen" gibt es keine Ablenkungsmöglichkeiten. Allein die Tagesetappe zählt. Das "Endziel" dabei unbekannt. JEDER GEHT ALLEIN. Abseits von der restlichen Welt. Immer mit der gleichen Routine. Mit der gleichen KlamottenGarnitur. ... Wird schon. ... Versuche, meine Konzentration wieder allein aufs AtmungsDreieck zu bündeln und der "Tunnelblick" kommt wieder. Nicht permanent, aber er kommt. Na, geht doch!
MärchenonkelStunde: "The Actual Work Begins Tomorrow." - Gute Nacht.

Tag 4 - "A Master Of His Mind Is A Warrior Of Real Courage."
Im NochHalbschlafBewußtsein die MorgenSession bestritten. Kurze sexuelle Abschweifung (gedanklich!) mittendrin. - Mein Dreieck ruft zur Ordnung zurück. PATIENCE - Das ist wohl die größte Lektion, die ich hier lernen muß! Besonders Geduld mit mir selbst! Küre es zum zweiten wichtigen "Mantra" meiner VipassanaReise. Dennoch zweifelt der Geist: Das alles hier ist doch eigentlich komplett gegen jede menschliche Natur! Mehr als zehn Stunden unbeweglich in der "dunklen Höhle" stillsitzen! Konstantes Aufrechterhalten der geistigen Konzentration bis zur Erschöpfung! Ohne jeglichen aktiven Bewegungsausgleich! Null zwischenmenschliche Kommunikation! Nur Du und das ewige in dich Hineinhören! Das macht doch keiner mit! Oder? ...
Stichwort "NO ATTACHMENT" (Verbundenheit/"Anhänglichkeit"): Gibt es überhaupt etwas, wozu der Mensch kein "attachment" aufbaut? Wonach er nicht "Verlangen"/"Suchtverhalten" oder Aversion entwickelt? ... Kissenbezüge vielleicht? Hmm, auch dafür gibts bestimmt nen "Fetisch" (StoffFetisch/KuschelFetisch) oder ne Phobie (KratzPhobie) ... Das heißt, auch im "unschuldigsten" Objekt lauern die Gefahren der UnglücksMisere! [Ausgangspunkt des humanen Leidens sind genau diese "attachments", dieses beständige Denkmuster, das sich um "I"/"me"/"my"/"mine" ("Ich"/"mich"/"mein") schwindeldreht, worauf der Geist "automatisch"/gewohnheitsmäßig VERLANGEN oder AVERSION entwickelt, und das nicht nur in einfacher Ausführung, sondern im WiederholungsTäterSchema zig-fach multipliziert und anhäuft. Ein geistiger DauerTeufelskreis des eigenen Elends! - Aber mal ganz ehrlich: WER schafft es wirklich hunderprozentig, sich komplett zu objektivieren??? ... Äh, muß ich jetzt Nonne werden?]
Aufgrund der nur noch rudimentär genutzten übrigen Sinnesorgane, hat sich bei mir ein HYPERsensitives Gehör herausgebildet: Sogar die vereinzelt auftretenden Schnarcher aus der Männerbrigade in der linken Hallenhälfte dringen ungehindert zu mir vor, so als säßen sie direkt neben mir! Doch diese zaghaften SägeAnsätze (sofort von einem unmißverständlichen "Aufweckruf" des Oberlehrers gestoppt) sind nichts im Vergleich zur "Dampfmaschine", die sich, schwer ein- und ausatmend, unbarmherzig von rechts in mein Ohr fräst.
Apropos "Stille": Die ist hier ziemlich relativ! Ich komme mir wie in einem "Ozean aus Schnupfnasen" vor! Das scheint wohl eher das Internationale Treffen der Nies-Rotz-Schneuz-Partei zu sein als Vipassana! Zudem empfinde ich das sporadische Geflüster der Lehrer/"Wachhunde" mit einem der Meditierenden als massivst störend. Ok, DAS ist auch schon wieder eine Aversion! Hiiiiilfe! Wie bekomme ich diesen Like-Dislike-Kreisel nur abgeschaltet?
Dennoch sind die Schnupfnasen klar im Vorteil im Moment: Die haben wenigstens ordentlich "sensations" um ihr AtmungsDreieck herum! Ich dagegen muß "krampfhaft"/geduldig nach ihnen Ausschau halten. "Manipuliere" ein bißchen, indem ich zwischendurch aufs NormalNaseputzen verzichte, und schon habe ich es mit kleinen "Verkrustungen", Spannungen und "Tröpfchennestern" zu tun!:-)
Lektion gelernt: Wenn du das PausenGlöckchen hören möchtest, dann kommt es erst recht nicht! (Gemeines Sadisten-Glöckchen! Hast du uns alle hier vergessen? Hat der PudelmützenLehrer uns gar vergessen, und während er sich bereits in seiner Pause suhlt, müssen wir bis morgen früh hier Leichenstarre üben? Hat die Welt uns gar vergessen? - Kann ja nicht sehen! Augen auf ist verboten!!!)
Merke außerdem: 'We are always Decaying and Dying! Constantly Changing.' - Der GoldFish, der ich heute morgen war, der bin ich jetzt schon nicht mehr! - "Happy Birthday! 35 Years Nearer To Death!":-))) - Märchenonkel kann auch sehr funny!
Nachmittags Einführung in die eigentliche VipassanaMeditation: Nun dürfen wir den kompletten Körper nach "sensations" abgrasen, dabei natürlich immer "un-attached"! - Puhh, die mentale GanzKörperReise ist verdammt anstrengend. Bin leicht überfordert. Brauch ne Pause! Und Zucker!
Das KathmanduTal unter uns driftet in milchglasige Pastelltöne ab, als sich die Sonne von Tag Vier verabschiedet.
Und dann noch eine kleine "Überraschung": Plötzlich wird die anstehende MeditationsSitzung zur Stunde der "Strong Determination" ("addhitthana") erklärt! Das bedeutet: KEIN POSITIONSWECHSEL! Keiner rührt sich, seine Beine oder Arme! Ach du Scheiße! Bevor mein Geist überhaupt Zeit hat, diese Neuerung zu "mögen" oder zu "hassen", bin ich schon mittendrin in meinem BodyScanKreisel. Der hält mich so beschäftigt, zudem gelingt es mir auf "wundersame" Weise, mich völlig von den aufgespührten Empfindungen abzukoppeln. - Sehe vor meinem geistigen Auge das Bild von meinem "Ich", wie es von einer Art Röntgengerät beständig abgetastet wird. Die "sensations", die dabei lokalisiert werden, die sind aber nicht "meine"! Und das bin auch irgendwie nicht "ich"! ... Sehr merkwürdige Erfahrung. - Dieser "Abspaltungskniff" rettet mich aber UNBEWEGLICH (!) über diese Stunde hinweg. Fragt mich aber nicht, wie das passiert ist. Hinterher bin ich dafür mental fix und fertig. Komplett im Eimer! [Dennoch: Gefühllos-stumpfe "Ich-Abspaltung" ist nicht im Sinne von Vipassana!:-( Bleib bei deinen "sensations"! - Wir sollen ja am Ende nicht zu schizophrenen "Psychos" mutieren!]
Das Wort zum Tage: "That was just the Kindergarten of Vipassana today!" - Autsch.

Tag 5 - "The Hour Of Misery" Continued.
Ab jetzt wird es täglich drei dieser UnbeweglichStunden ("Hour Of Misery") geben! Erkläre diese zu meinem primären Tagesziel.
Absolut klarer Sternenhimmel, als ich zur MorgenSession schlurfe. Der BodyScanner ist noch müde/im Bett, der Geist unwillig, meinen höflichen Anweisungen zu folgen. Die Füße schlafen permanent ein. Mein Körper so "taub", kann keine "Verbindung" zu Kopfhaut und Ohren herstellen. Fühle "meine" Materie nicht. - Ist mein Körper überhaupt da???
Die erste "Strong Determination"-Stunde des Tages bewältige ich nur mit mühseligem Zähnezusammenbeißen. Großes AUA im ganzen Körper. Als hätte ich zehn Stunden Gymnastikübungen gemacht! Arge "SpagatSpreizSpannungen" (Als hätte ich zulange Sex in einer Position gehabt!!!). Ich glaube, ich mache hier Sport!!!, und nicht Meditation! (Meine Beine danach wieder aus der SchneidersitzFormation zu bekommen, ist wie aus der KörperHölle zu kommen!) Dennoch erstaunliche Beobachtung getätigt: Sobald mein Gehirn Schmerz/Taubheit/"Körperkonflikte"/"Spannungszustände" registriert, (ver-)urteilt er diese, wodurch sich Herzschlag und Atemfrequenz automatisch erhöhen. Dadurch entsteht noch mehr Verkrampfung/"Rebellion" im Körper. Eine EndlosSchleife! Der ich aber durch "Entschleunigung" meiner Atmung ("Kontrolle" durch Konzentration) entgegenwirken kann! - Auf diese "Entdeckung" der physischen Kausalzusammenhänge bin ich mächtig stolz!:-)
'Every No! creates new aversion/tension. Multiplied No's! are the reason for the Big Aua!!!' (GoldFish-Lehrsatz für die Ewigkeit.)
'Das ist doch keine Leistungsgesellschaft hier!' - Sollte mir ja nicht zuviel Druck machen! (Ich bin meine eigene StressUrsache!)
'Wie lang ist eine Stunde?' - So ohne jede Uhrzeit, der "Blick" nur nach innen gerichtet, verliere ich komplett jegliches Zeitgefühl. Es kommt mir so vor, als wäre eine "Stunde" am Morgen kürzer als jetzt am Nachmittag. Vielleicht liegt das aber lediglich an der "Mitgenommenheit"/"Unfrische", die sich nach der Hälfte des täglichen Meditationszirkels langsam einstellt? (Merke: Der Schwerpunkt meines "Leidensempfindens" hat sich in den letzten zwei Tagen vom Morgen auf den Nachmittag verschoben.)
BodyScan nicht sehr "ertragreich". Ist wie ne "Wattehülle" abklappern. - Bin ich etwa tot? Abgestorben? Ausgekühlt?
Freue mich schneehasenmäßig auf meine PuffreisSchüssel zur nachmittäglichen Teepause. (Da gibts als "leichten Tagesabschluß" lediglich Milchtee, Obststücke und eben besagten Puffreis. - Dennoch ein Festmahl!)
Habe "erschrocken" festgestellt, daß drei Mädels in unserer Gruppe fehlen. Einfach so, still und heimlich "verschwunden"! Seit wann? - Ich dacht, hier geht keiner vor Kursende???...
In der letzten Stillsitzrunde versuche ich eine andere Position. Die Arschknochen brennen sich durchs "Pupskissen" in den harten Boden ein. Der HandklauengriffSchmerz übertönt alles, selbst den Rücken. Hmmm, mag dieses pochende Stechen! Kleiner Masochist, Du!! (Mist! Das ist ja auch schon wieder "Vorliebe"/"Verlangen"! Also entgegen Vipassana! - Wie ichs auch mache! Menno!...)
Das Wort zum Tage: "Oh, this HOUR OF MISERY! 30 minutes are manageable. Even for the next 15 minutes you'll say: Ok, I can do it. But the last 15 minutes are Real Torture! And then, the last 5 minutes feel like hours! And then, this guy [Goenka] even starts chanting!!!" - Haha! Der Märchenonkel weiß ganz genau, wie wir uns in dieser "Elendsstunde" fühlen!!!:-) Aber: "Why react to any of these sensations when every sensation is bound to the law of "anicca"/change, rising and passing away? Why then build new "sankara" of graving/aversion?" - Gute Frage!
***
[Aus Gründen der Lesbarkeit unterteile ich meinen VIP-Vipassana-HinterDenKulissen-Bericht in zwei Teile. Mit dieser "Masse" an Text kann selbst ich nicht mehr organisiert arbeiten!:-) Ich kann nur eins sagen: In Teil Zwei gehts dann wirklich ans "Eingemachte". Sprich: Die Leidens- und Durchhaltefähigkeit des GoldFishes wird bis zum Äußersten getestet! Und: Es werden weitere Tränen rollen!]

Samstag, 13. Februar 2016

Welcome Back ...

Na, bei wem klingelts jetzt bereits? ... Noch nicht? Na dann vielleicht hiermit?

Ein bisschen BuddhaZeugs. HinterhofTempelchen. RäucherstäbchenWolken. - Ok, das könnte immer noch CrazieIndiaLand sein .... 
Aber die beiden habens jetzt definitiv verraten!
Welcome Back In Nepal!!!

Bin vor zwei Tagen, nach 60 Stunden Dauerwachsein (Wie beim ersten Mal!!:-) endlich in KTM gelandet. Durch altbekanntes Terrain gedüst bis direkt vor Karma's Haustür. Vertraute Aussichten. Dennoch musste sich mein Auge erst einmal wieder an das "Damals"-Gefühl erinnern/gewöhnen. Die erste GrasOfferte folgte auf prompten Fuß. Die Flötenspieler sind auch noch da. Das "Pumpernickel" serviert immer noch den besten Americano in ganz Thamel. Weniger TouriGesocks ist zu sehn. Die Ladenbesitzer merkens. Bleiben dennoch diesmal "gelassener" als noch im Herbst. - Vielleicht ist die "Krise" einfach schon zur "Normalität" geworden? Auf jeden Fall hällt die Grenzblockade und damit Waren-/Benzinknappheit weiter an. "It's a little worse!"
Und als sollte das ErinnerungsPaket komplett gemacht werden, lese ich heute in der Zeitung:


"There's more to mountains than meets the eye. They are not lifeless rocks. They remind us that we're merely a momentary blip in time. That our anxiety is without premise, our egos but self-fed lies, dwarfed by the sheer imposing facade. Before the mountains, we get a reality check. Before the mountains, we are humbled to the bones. Mountains, they tend to do that."

*******
[WICHTIGWICHTIG: Der G.Fish meldet sich für etwas mehr als eine Woche mal Internet-technisch ab. Nicht, dass dann am Ende jemand wieder rumschreit, weil ich auf keine einzige Mail reagiere! Ich habs euch gesagt!!! :-)]

Dienstag, 9. Februar 2016

Hampi: A Story of Stones and Dust.

Es ist Freitag Morgen. Die Uhr zeigt 5:10 Uhr. Ohne ein einziges Auge zugedrückt zu haben, schleppe ich mich aus meinen SuperDeluxeNachtbus (Aber diesmal wirklich! Mit KuschelKoje und unzugigen Fenstern. Mir wurde sogar Wasser gereicht!!! Unglaublich!). Der "hoch + heilig" versprochene Shuttlebus nach Hampi ist nirgends zu sehen. Dafür die gewiefte Horde TuktukFahrer, die ganz genau die Ankunftszeiten der Touribusse kennen und nur allzu gut wissen, dass der im Dunkeln verloren dastehende Reisende am Ende doch ihr Angebot akzeptieren wird, bloß um da weg zu kommen! Also schwinge ich mich ins luftige Gefährt, dass an zahlreichen "Nacht"gestalten vorbeidüst, die wohl bereits jetzt mit Sack + Pack zur Feldarbeit unterwegs sind. Bevor ich überhaupt auf den Gedanken kommen könnte, es mir in meiner neuen Unterkunft bequem zu machen, schlägt der tüchtige BusinessMann mir ne Extra-SonnenaufgangsTour vor. Jaa, ähm, wieso denn auch nicht! Und schon brettert der Typ mit mir durch palmig-grüne Gesteinslandschaft. Ich schwinge meinen müden Arsch nen kleinen Hügel hinauf, und da sitze ich dann, glotze halb verpennt, halb benommen auf das, was sich vor meinen Augen ausbreitet.
Eigentlich hab ichs nicht so wirklich mit dieser Sonnenaufgangs"Romantik". Aber dennoch rutscht mir in diesem Moment unbewußt ein zaghaftes "Wow!" heraus. Das liegt sicher NICHT an einer verträumten "Gefühlsduselei", die mich urplötzlich überkommt. Eher wohl an einer nicht-fassbaren "Magie" dieser dunstig-zartrosanen FindlingsKulisse. - Als hätte eine kosmische Kraft mit übernatürlichen Zauberhänden TürmchenBauen gespielt! - Ich habe bis heute (noch) nicht herausgefunden, wie diese teils kurios aufeinandergestapelten FelsblockAnhäufungen zustande gekommen sind.
Was ich seitdem aber durch emsiges GeländeHopping festgestellt habe: Hampi ist das "Alte Ägypten" von Indien! Ein einziges, riesiges Gesteins-Tempelruinen-Staub-Sammelsurium. In knalligster Mittagshitze dröhnt der KopfschmerzGeist vor lauter TrümmerZickzack und ResteSchuttplätzen. Nach wenigen Stunden bereits kann frau keine zerbrochenen Tempelsäulen, herumdümpelnden Götterfiguren oder MauerRückstände mehr sehen! Die pure Masse an STEIN-Gezeugs erschlägt einen einfach.
Zudem ist es mir erstmalig in meiner mehrmonatigen CrazieIndiaLand-Erfahrung passiert, dass ich mich kurz, aber äußerst knackig über den immensen EintrittspreisUnterschied zwischen "auswärtigen" Touristen - "innwärtigen" Indern aufgeregt habe! Wenn ich das 25-fache!!! bezahlen muß, dann frage ich mich: Wieso ist euch Indern euer "Unesco-Weltkulturerbe" so wenig wert, dass ihr lieber die Anderen dafür blechen laßt, anstatt selber den Hauptteil zu tragen???
[Zudem bin ich nunmehr wirklich überzeugt: ALLE INDER SIND BETTLER! In welcher Form auch immer. Ob "offiziell" oder hinterrücks. - Diesen subjektiven "Fakt" nehme ich auch nicht wieder zurück. Basta!]

Donnerstag, 4. Februar 2016

Incredible India: Die Typologie des Indischen Mannes. Part One.


Dieses Unterfangen "Was ist nur los mit dem indischen Mann?" schien von Beginn an gewagt. Wie könnte ich, die leicht perfide "Touritante", innerhalb kürzester Zeit auch nur ansatzweise Einblick in das Phänomen bekommen? Mit meinen sporadischen Begegnungen in zumeist verqueeren Situationen mit der Spezies "Mann", Unterart "Crazie-IndiaLand-Mann", immer von meinen eigenen sprunghaften, auch mal desolaten Stimmungen abhängig ... Wie könnten diese kurzweiligen, sozialen Schnipsel zu einem breiteren Bild des mannigfaltigen Mann-Kaleidoskops beitragen? Oder gar befriedigende Aufschlüsse geben, wenn wir Frauen bereits im Allgemeinen viel zu oft kopfschüttelnd, teils auch verzweifelt vor dem "Mysterium Mann" stehen und denken: "Ich verstehs einfach nicht!"?
Ich kann nicht behaupten, sie alle kennengelernt zu haben. - Denn den "Indischen Mann" an sich gibt es überhaupt nicht. So wie es letztlich nicht nur ein Indien gibt, sondern je nach Regions-/Kultur-/ReligionsPrägung unzählige Indienländer, so wuseln in diesem Vielvölkerstaat auch Tausende von Mannsbildern herum.
Ich kann zudem auch nicht sagen, allzuviel von ihnen "probiert" oder besser ausgedrückt, die komplette Bandbreite ausgetestet zu haben. - Das liegt nicht daran, dass sie "unschön" wären. Im Gegenteil! Wie oft war ich selber überrascht von der äußeren "GesichterAttraktivität", die mir auf der indischen "Schaubühne des Lebens", sprich der Straße, begegnet ist. Und dabei nicht dem Schema F folgend, sondern in einem kunterbunten, wirbelnden Reigen, unabhängig von Alter, Status oder Beruf. - Es mag einerseits an mir gelegen haben, dass sich "sexuelle" Ansätze im Rahmen hielten. Mein Credo: "Ich brauche euch Männer nicht! Ihr beschehrt nur Ungutes!" konnte ich mental nie wirklich zur Seite legen. Andererseits haben es die indischen Männer allzuoft selbst "verdorben": Mit dem Abdriften in sonderbare oder haarsträubende Tendenzen befahl mir meine innere Stimme mehrere Male zur eleganten oder auch abrupten Flucht. Aber: Ich führe "Strichliste" und habe sie alle immer noch auf dem Schirm! [Große Leistung, Goldfish!:-)]
Nach einer dieser eher merkwürdigen Konfrontationen mit "IndienMann" in Alleppey habe ich angefangen, einen "Katalog der Stereotype" zu erarbeiten. - Vielleicht auch, um mir in meiner eigenen Konfusion und Perplexität wenigstens einen Schimmer von Ahnung zu geben und aus diesem Wust an Charakteren irgendein "System" zur besseren "Bedienung" zu erarbeiten. Diese Typologisierung ist natürlich komplett subjektiv gefärbt und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder gar "Richtigkeit". Eher ein Produkt meiner gelangweilten Hirnzellen, die dringendst eine herausfordernde Beschäftigung brauchten....
Er hats im Griff!
Die Universal-Kategorien:
Der Glotzer. - Das sind sie alle. Wenn nicht, wie bereits erwähnt, durch etwas anderes abgelenkt, starren sie dir GigantismusLöcher ins Gesicht (Woandershin auch?) und du fragst dich: Ziehen die mich gerade imaginär aus? Oder blinken um mich herum irgendwelche geheimnisvollen Dollarzeichen, die nur ich nicht sehe? Oder ist es einfach, weil ich nicht dem überproportionalen (sprich "kurven-voluminösen"), dunkelhäutig-"verfallenden" indischen Frauenbild entspreche? - Hier im Süden geschieht das meist subtiler, unaufdringlicher (Da generell schüchterner oder auch uninteressierter!). Im Norden dafür um so radikaler. Immer auch gern von fahrenden Motorbikes/Tuktuks aus praktiziert.

Der Macho. - "Männlichkeit" wird in Indien maßlos offen und majestätisch herumgetragen. Das liegt sicher daran, dass sie von klein auf zum "Mann" verdonnert werden. - In diesem Zusammenhang fällt mir automatisch dieser TV-Spot zum Empowerment der indischen Frau ein: "Boys don't cry!" - "Stärke"/"Härte" zeigen. Mit diesem Mantra werden kleine IndienJungs aufgezogen. Was nicht nur zu innerfamiliären Gewaltsamkeiten und einem sozialen Überlegenheitsgefühl führt, sondern auch ganz alltäglich auf der Straße zu beobachten ist: Indien ist eine Männergesellschaft! Egal, wo du entlangläufst, du wirst hauptsächlich nur Männer sehen! Männer, die die Shops betreiben. Männer, die am Teestand herumlümmeln. Männer, die am Steuer sitzen. Sogar Männer, die (beruflich) das Bügeleisen schwingen! Der Mann ist der "Businessmann". Der, der das (Haupt-)Geld heranschafft. (Das liegt sicher an einer weiteren tiefverwurzelten Tradition: Frau arbeitet nicht. Sie ist "Hausfrau". - Sie hat die Kinder am Wickel. Sie schleppt die Einkäufe. Fegt das Haus. Kocht das Essen. Wenn sie sich auf die Straße "traut", dann huscht sie, mit dem Schleier ins Gesicht gezogen, schnell an dir vorbei. - Wohlgemerkt: Ich rede nicht von den modernen Großstädten oder westlich-orientierten Mittelklassefamilien.)

"There's a great emphasis in India on male 'performance', with work, with women." [Rahul Roy in "The Kama Sutra Diaries"]

Prägnante "Männlichkeitssymbole", die in Indien ganz groß geschrieben werden: Der stolz vor sich hergetragene Bauchansatz (Und das bereits bei den AnfangZwanzigJährigen!), das Motorrad (Der Mann + sein Bike = Der Mann + sein Schwanz!) und natürlich eine ausgefeilte Bartkultur. Moustache-Träger sind sie alle! Wirklich fast alle! Als wäre das ein gesellschaftliches Muß! Dieser Hang zu äußerlichen "Status-Attributen" weist auf einen weiteren Wesenzug des indischen Mannes hin: Der Show-Off-Typ. Im Grunde sind sie die größten Poser und Aufschneider, die mir bisher unter die Augen gekommen sind! Allein die "Show", das Image zählt! Und zudem eitel bis zum Scheitel! - Ich muß immer wieder lachen, wenn ich die "Boys" beim SpiegelCheck erwische! Da wird minütlich geprüft, ob die Frisur oder der Kragen noch sitzt. (Mit zunehmendem Alter oder der Ehefrau im Nacken läßt dieses Posertum automatisch nach.)
Sie übt schonmal das Posen. Sie ist aber kein Mann!
Er dafür! - PilotenSonnenbrille sehr wichtig!

In diese MännlichkeitsKategorie fällt ferner eine kuriose "Sehenswürdigkeit" der Straße, die so spezifisch "indisch" ist wie kaum etwas anderes: Der "Men-Club". - Nicht nur sind die Männer überall. Nein! Sie lungern hier wie da kollektiv-einstimmig herum und schlagen die Zeit tot! Rudeltiere par excellence! Ob sie sich nun um den Chai-Wallah herumgruppieren, auf ausrangierten Feldbetten oder Bussitzen hängen, vor dem BikeShop ihre MotorradGang etablieren oder Bidis rauchend (handgedrehte indische Zigaretten) "Weltneuheiten" belabern. Große Netzwerker und Laberheinis sind sie! Weltmeister der PalaverKultur! Denn das Wort zählt mehr als jede tatkräftige Unternehmung. Das würde ja auch ihrem Rumhänger-Status entgegenstehen! Und der Verfeinerung ihrer Wampen-Progression! - FAULE SÄCKE, sag ich nur!
Klassische Rumhänger. In ihrer "Schrulligkeit" schon wieder sympathisch.
Andererseits muß frau entgegenhalten, dass sie beträchtlichen Wert auf Familie und Kinder legen. Dieser Umstand verweist jedoch auf einen fundamentalen Charakterzug der indischen Gesellschaft an sich: Im Gegensatz zur westlichen IndividualismusManie (Fast schon eine Neurose, dieses "SelbstverwirklichungsGeplärre"!) begreifen sich Inder zu allererst als Mitglied einer teils ausufernden (sprich riesengroßen) Familienbande und als Teil des weiter-gefassten indischen Sozialgefüges (Mit undurchschaubaren, hierarchischen Abstufungen und "restriktiven" Verpflichtungen, die jeden Einzelnen mit Erwartungshaltungen und "Du sollst nicht...!"-Weisungen bedrängen.). - Je größer die eigene Familie, je mehr Kinder der Mann imstande ist zu "produzieren", desto höher seine "Männlichkeit". Eine beachtliche Kinderanzahl korrespondiert also mit gesteigerter maskuliner Potenz. Wenn es dann auch noch Söhne sind - Große Klasse! Und schon haben wir ein weiteres gewichtiges Macho-"Qualitätskriterium" unserer Liste hinzuzufügen.
Dass der Macho ein hungriges "Sextier" ist, muß ich hier eigentlich nicht erwähnen, denn das ist wohl DAS Alleinstellungsmerkmal des "Universalmannes" schlechthin. Ein etwas ergrauter Inder meinte erst kürzlich ganz treffend zu mir: "They are all just dogs!"

"That's what women don't understand. [...] men have this snake in their pants; it's all they can think about." [Rajendar Menen in "Kama Sutra Diaries"]

Wer ist hier der Sex-Gott???
[ Im zweiten Teil meiner "Männerstudie" werde ich auf ein paar indische Spezialtypen näher eingehen. Für heute ist Schluß. Brauche ne kurze "Mann"-Verschnaufpause! ]