"Was hat man dir angetan?
Wie bist du so geworden?
...
Du weißt alles über mich!
Aber ich weiß gar nichts über dich.
Überhaupt nichts!"
"Ja, ist auch gut so!"
[ Mikael zu Lisbeth, nachdem sie ihm die "kalte Schulter" gezeigt hat.]
Es war nur eine Frage der Zeit -- und die habe ich ja momentan (noch) reichlich -- bis ich mir meinen Kick-In-The-Ass-Film nochmal reinziehen würde. Und weil ich mich "notgedrungen" besonders mit dem kleinen HardcoreRebell auseinandersetzen musste, juckte es mir gestern so richtig in den Adern, endlich wieder in die dunklen, schneeverwehten schwedischen Abgründe abzutauchen.
Zu meiner Überraschung hatte ich den Streifen eigentlich viel düsterer in Erinnerung - Vielleicht hat da dann doch die amerikanische Version von David Fincher einen kleinen nachhaltigen Einfluss auf meine visuellen Erinnerungsfetzen gehabt?!
Nun schon zum vierten Mal, und immer noch haut sie mit ihrer Kaltschnäuzigkeit die besten Dinger raus!
"Ich will Sie nicht jedes Mal ablutschen, wenn ich Geld brauche!"
"Komisch, dass man bei Frauennamen immer auf Pornoseiten landet!"
Immer noch diese ruppige Rigorosität. Immer noch extrem körperlich - explizit - essentiell gewaltsam in seiner Darstellung. Und sie, Lisbeth Salander, so dermaßen intensiv-ruhelos, in ihrer Kompromisslosigkeit, die manchmal in explosiven Hass umschlägt, so dermaßen verschreckend! Doch zugleich hat diese/ihre Unberechenbarkeit eine ungemein anziehende magische Wirkung, dass frau sich diesem kleinen Rambo - gegen alles und jeden in Habacht-Kampfstellung stehend, besonders aber gegen eine so gewalttätig-patriarchalisch geprägte Gesellschaft - nicht entziehen kann. Mit ungeheuerlicher, knallharter Visage begegnet sie den Blicken, und doch ahnt frau, dass sich hinter all dem hasserfüllten, erbarmungslosen Zurückschlagen eine kleine verletzliche Seele versteckt, die sich hinter riesigen Schutzdämmen verbarrikadiert.
Eine Ambivalenz, die doch nur allzu menschlich erscheint. Provoziert doch eine derartige Welt, voller Dominanz-Macht-Gewalt-Spielchen, regelrecht äußerste Radikalität der Gegenwehr. Dass frau sich darin natürlich auch mit der Zeit "einrichten" kann, ohne Ambitionen einer "sozial verträglicheren" Rückbesinnung, ist mehr als nachvollziehbar. Da muss dann schon ein "Jemand" kommen, der sich mit subtilem Händchen - und viel Gespür für das "Andersartige" - ganz leise an die hochgezogenen Mauern heranschleicht, ohne jedoch allzuviele, zu nahe kommende Fragen zu stellen (siehe obiges Zitat). Die würden bei einem solch scheuen Reh nur abrupte Abwehr provozieren!
Und so bleibt Lisbeth wohl das größte aller Geheimnisse - auch wenn am Ende die bruckstückhafte Rückblende in ihre Vergangenheit wenigstens ein bißchen "Aha!" in ihre Dunkelheit bringt.
Wie auch bei den anderen Malen erscheint sie mir immer noch ein wenig als Inkarnation meiner eigenen kleinen, dunklen Vor-Geschichte. Doch zugleich verdeutlicht mir ihre völlig extreme, schmerzlose Vehemenz gegen Jeden bis zum Erbrechen, wie sehr ich doch von meinem eigenen seelischen Neo-Noir abgerückt bin. - Zum Großteil jedenfalls! Lockt mich doch seit drei Tagen kein Hund vor die Tür! Gerade deswegen sollte ich mir vielleicht einen anschaffen! Da muss ich wenigstens!....
Und wie sagt Lissy doch:
"Man hat die Wahl, wer man sein möchte."
Verblendung
[Im Original: Män som hatar kvinnor / engl.: The Girl with the Dragon Tattoo]
N/D/DK/S 2009
R: Niels Arden Oplev
D: Michael Nyqvist, Noomi Rapace u.a.


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