"Ich bin der Zwischenraum zwischen dem, was ich bin, und dem, was ich nicht bin, zwischen dem, was ich träume, und dem, was das Leben aus mir gemacht hat, der abstrakte und leibliche Mittelwert zwischen Dingen, die nichts sind, da ich ebenfalls nichts bin. Welche Unruhe, wenn ich fühle, welch Unbehagen, wenn ich denke, welche Nutzlosigkeit, wenn ich will!"
In meinen depressivsten-schwermütigsten Tagen hätte ich ihn geliebt, ja geradezu hingebungsvoll an seinen brillanten,feinfühligen Bildern des Daseins gehangen!Wäre vollends auf den Zug seiner dunklen Schwere aufgestiegen!
"Doch die selbstauferlegte Absonderung von den Zwecken und Bewegungen des Lebens, der von mir selbst gewollte Bruch im Umgang mit den Dingen haben mich genau zu dem gebracht, wovor ich zu flüchten versuchte. Ich wollte das Leben nicht spüren, wollte die Dinge nicht anrühren, weil ich aus der Erfahrung meines Temperaments im Umgang mit der Welt wusste, dass die Wahrnehmung des Lebens für mich schmerzhaft sein würde. Doch indem ich diese Berührung scheute, isolierte ich mich und, indem ich mich isolierte, steigerte ich meine ohnehin übertriebene Sensibilität noch mehr. Wenn es möglich wäre, die Berührung mit den Dingen ganz und gar abzubrechen, würde das für meine Sensibilität wohltätig sein. Aber diese totale Isolierung lässt sich nicht verwirklichen. So wenig ich tun mag, ich atme immerhin, so wenig ich vorhanden sein mag, ich bewege mich doch. Und indem ich meine Sensibilität durch die Isolierung anstachele, bewirkte ich, dass selbst Kleinigkeiten, die sogar mir zuvor nichts ausgemacht haben würden, mich wie Katastrophen treffen. Ich habe mich in der Fluchtmethode geirrt. Ich bin auf einem unbequemen Umweg zu genau denselben Ort geflüchtet, an dem ich mich bereits befunden hatte, und zu dem Entsetzen, dort leben zu müssen, habe ich mir zusätzlich Reisemüdigkeit eingehandelt."
Pessoa,der Meister der multiplen Gesichter!Der Mann der tausend Namen und Heteronyme!
"Alberto Caeiro", "Álvaro de Campos", "Ricardo Reis","Bernardo Soares".Tausend Biografien,tausend Masken.Master of urban melancholy.
"Wer leidet, leidet allein."
[O que chora, chora só.]
ps.Wer sich mee(h)r in die WortWelt des portugiesischen Magiers der poetischen Wehmütigkeit einlesen will,dem sei diese Seite empfohlen.(Alle Zitate dort entnommen)


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