El Rincón de la Vieja - im Nachhinein nur noch der Rincón de la Mierda [der Scheiss-Rincón] -, er wird mir wohl NIENIENIE in Vergessenheit geraten.
Der Goldfish erzählt euch jetzt mal ne RICHTIGE Geschichte!!!
So aus naiver Aktivitätslaune heraus, beschliesse ich, im NiemandsKaff Liberia angekommen, am nächsten Tag ne "kleine" Exkursion hinauf zum Vulkan Rincón de la Vieja zu starten; ein bisschen Muskelarbeit für Körper + Geist kann ja nicht schaden!! Entschieden, gebucht. Am nächsten Morgen sitze ich mit 10 anderen Leute im Bus, über Holperstrassen gehts zum 25km entfernten Nationalpark, alle sind gespannt was kommen mag, wie die Aussicht an diesem Tag sein wird usw.
Am Eingang zahlen wir brav unsren mehr als überzogenen Touristentarif (10$ zu 2$! für die Einheimischen), lassen uns mit Passport-Nummer registrieren (wofür das noch gut sein kann, erfahre ich keine 10 Stunden später!!), und marschieren mit vollem Enthusiasmus los: Acht Stunden Zeitraster für Auf- und Abstieg sind wahrlich eng bemessen, wenn für die einfache Strecke an die vier Stunden veranschlagt werden, je nach Kondition (und meine kann ich nun wahrlich noch garnicht einschätzen). Ich stiefel mit einem deutschen Pärchen los, die nen ganz ordentlichen Schritt drauf haben, sind halt "Riesen" im Vergleich zu mir.
Die erste halbe Stunde pumpt mein Herzchen wie wahnsinnig, meine Lunge quetscht angesichts der Resterkältung und rauch"verwöhnter" Lahmarschigkeit stossweise Keuchgeräusche aus. Nach weiteren 30 Minuten, während wir die ersten (und auch einzigsten) Affen und "Meer-/Wild"-Schweinchen im Dickicht erspähen, hat sich die Pulsfrequenz auf NormalPegel runtergeschraubt. Atmung wieder im Lot. Und meine beiden kleinen "Beeinträchtigungen" hatten auch endlich geschnallt, was jetzt Sache ist! Puh! Nach 2 Stunden Dauermarsch durch den Wald erreichen wir den finalen, laut Beschreibung "rigorosen" Aufstieg zum VonSeebach-Krater. Ok. Wir liegen gut in der Zeit. Das schaffen wir!!! Hahah!!
Mit einer Plötzlichkeit erreicht die Steilheit Ausmaße, die nicht so ganz für meine kleinen, kurzen Goldfish-Beinchen geschaffen ist!! Ich denke "Das kann doch jetzt nicht wahr sein! So auf den letzten 2 Kilometern! Das die da nochmal so richtig schön fies werden hier!!" Aber ich kämpfe mich an Armen hochziehend Stück für Stück weiter, bis dann das Lavafeld vor mir auftaucht, und ich erleichtert aufatme. DENKSTE! Denn jetzt gings erst so richtig los. Ich glaube, dieser Anstieg war BISDAHIN das zweitanstrengenste, was ich jemals in meinem Leben fabriziert habe (nur Gebären ist wahrscheinlich schlimmer!!). Er hörte und hörte einfach nicht auf, dieser Steilhang hinauf ins NebelIrgendwas. Denn: Es hatte mit einem Mal so dermaßen angefangen, um die Ecken und von schräg nach links zu wehen. Dazu noch ein fieser Nieselregen. GottseiDank hatte ich meine Regenjacke eingepackt. Ich kämpfte nun allein in meinem eigenen Tempo nach oben, die zwei Deutschen waren mir bereits enteilt. Irgendwann sehe ich sie dann mir wieder entgegen stiefeln. Ich frage, wie weits denn nun VerdammteScheißeNochmal! bis zum Krater ist. "Keine 100 Meter.", so die Antwort. Ok. Machbar. Ich schleppe mich weiter im Keuchgang Zentimeter für Zentimeter in Richtung des Unbekannten, Sicht war ja keine 10 Meter! Ich quäle, und zerre mich immer weiter. Fluche dabei wie ne Nachtigall. "Höre" irgendwann (naja, bei diesem Windgetose, der anscheinend absichtlich gegen mich arbeitete!, kann frau nicht wirklich vom akustischen Hören sprechen) hinter mir jemand anderen nach oben "SPRINTEN"! Ach, das war dieser komische Vogel aus meinem Hotel, der so ne leicht finstere-unheimliche Aura ausstrahlte. Ich holpere weiter, will mich diesem "Ding" hier ja nicht auf halber Strecke geschlagen geben. Nach kürzester Zeit hat mich dieser Typ dann auch erreicht, der wie eine Gazelle den Anstieg zu nehmen schien, was mich sehr verwundert hat. Nach weiteren quälenden SelbstmalträtierungsMinuten erreichen wir beide dann den Gipfel: Doch wie bereits auf dem ganzen letzten Stück, absolut NIX zu sehen! Alles hängt in tiefster Dunstbrühe fest. Null Chance, den säurehaltigen Seekrater zu sehn. Aber dennoch grinse ich innerlich wie ein Schneekönig, dieses Mistding von Vulkan bezwungen zu haben (auch wenn der eigentliche Rincón daneben liegt, aber nicht SO steil wie dieser VonSeebach-Irgendwas ist). Schnell ein Foto geschossen, und dann gehts frohgemut bergabwärts. Ein Blick auf die Uhr: 11:20 Uhr. Wir liegen GUT in der Zeit!
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| Noch hatte ich GutLachen.... |
Runterwärts zwar auch nicht zu unterschätzen, aber Down ist alle Male besser als hochquälen. Mithilfe des Stockes von diesem spanish FrenchMan ist es mir auch möglich, zwar etwas ungeschickt, aber irgendwie funzt es ja, mein vehement nach unten zerrendes Körpergewicht aufzuhalten, mich mit hinab zu reissen. Die Sicht ist immer noch Scheiße. Und was DAS für Konsequenzen haben sollte, erfahren wir keine halbe Stunde später. Da fangen wir nämlich das erste Mal an, irritiert um uns zu schauen, um irgendwie ausfindig machen zu können, wohin es denn nun in dieser Nebelsuppe gehen soll. Ich mein, eigentlich immer abwärts, ODER?
Wir torkeln weiter, mit Wind/Regen/Kälte kämpfend, den Gesteinshang nach unten. Schlingern uns in die gedachte Richtung. Doch irgendwann werden wir zum ersten mal so richtig stutzig, als unerwartete, und so nicht in Erinnerung habende Schluchten auftauchen. Naja, ok. Irgendwie kriegen wir uns schon auf den richtigen, extremst schlecht markierten Weg wieder zurück gewurschtelt. Denken wir! Doch je weiter wir uns bergab vorarbeiten, wird die ganze Szenerie immer unbekannter, und die Zweifel immer größer.
Und dann kommt DAS, woran ich nicht mal im Traum gewagt hätte dranzudenken!!!!
Ich tat Sachen, die aus einem Spektakulär-Extremsport-Challenge-Dokumentarfilm hätten stammen können, aber doch nicht von mir!!! Nicht vom "I hate sport!"-Goldfish, der doch heute eigentlich nur nen kleinen gemütlichen Ausflug machen wollte!!
Denn dann folgte nämliche ein ganzganz großer "Scheiß!
Zunächst hangelten wir uns noch recht moderate Abhänge nach unten, die dann aber kurze Zeit später zu gewaltigen Schluchten-Steilst-Felsenvorsprüngen wurden, wo ich ungefähr alle 5 Sekunden hätte denken können "ICH STÜRZE MIT SICHERHEIT HIER GLEICH METERWEIT IN DIE TIEFE!!!" - zum Glück kam mein Gehirn überhaupt nicht annähernd dazu, auch nur ansatzweise das zu registrieren, was ich da tat!! - ich schmiss mich einfach mitsamt meiner ganzen Habe auf dem Rücken die Abgründe hinunter, glitt-riss-schlitterte mehr als das ich überhaupt festen Halt unter den Füßen hatte, immer weiter, immer mehr gefährlich am Abgrund entlang. "Jaa keine Auge darunter verschwenden!!" Und immer wieder die Richtung wechseln, um überhaupt eine Chance aufs Runterzukommen zu haben. Und dann hörten wir einen Fluss. Entscheidung: Entweder dem Wasser folgend nach unten kämpfen, oder aber immer steilere, und wahrscheinlich unüberwindbarere Schluchten riskieren. Ok, Fluss. Einfach gedacht, aber difficile à realiser! Wahrlich! Denn zunächst über Steine hopsend, dann immer mehr auf Hosenböden entlangschlitternd, gelangten wir zu Etwas, was uns eigentlich ein agressives "STOP!" hätte entgegenrufen müssen! Einem WASSERFALL!!! Geschätzte drei Meter ging es steil hinab, rundherum kein Weg, um dieses Etwas zu umgehen, nur fette Felswände, und die einzige Möglichkeit, hier weiterzukommen, und eventuell noch vor der Dunkelheit unten anzukommen (denn DAS war jetzt unser Hauptproblem!!) .... Ok. Der mutige, immer voranpreschende, Wege findende (wo ich überhaupt keine sah) Frenchman entledigte sich seines Gepäcks, sagte nur noch "I hate water!", und dann sprang er .... Jeden Moment erwartend, dass er beim Aufprall ins Wasser auf irgendeine, für uns nicht sichtbaren Steine gesprungen war und sich dabei alle Beine gebrochen hatte, blickte ich mehr als verängstigt nach unten ... aber er tauchte auf, Daumen nach oben, ok! ... Aber das hieß nun für mich ebenfalls: Jacke aus, Rucksack mit all meinen Wertsachen!!!! irgendwie "wasserdicht" machen (was nicht wirklich möglich war, weil abgesehen von der Regenhülle, hatte ich Nix, aber auch garnix zum Schützen meiner Kamera/meines Objektivs/meines Passes/meines Handys/meiner Speicherkarten etcetc. - In diesem Moment hasste ich, dass ich mal wieder ALLES mit mir mitschleppen musste, selbst zu nem "simplen" Vulkanausflug!!! Aber mir blieb keine andere Wahl, wollte ich hier in dieser Wildnis nicht übernachten. Ok. Ich weiss noch, der Moment, als ich meinen Rucksack nach unten in die Tiefe schmiss .... mein Herz blutete - obwohl das eigentlich völliger Blödsinn ist, weil hier lebend rauszukommen, sich dabei nix zu brechen-verzerren-abzustürzen war doch VerdammtNochmal viel wichtiger als "irgendwelche" ersetzbaren materiellen Dinge!!! Das schwierigste kam dann aber noch: Denn ICH musste ja nun auch irgendwie darunter, d.h. ich musste SPRINGEN!!!! Aber allein der Blick nach unten, die Felswände krümmten sich böse nach vorn, und es war vielmehr diese beschissene Angst, mich an diesen Steinen irgendwie aufzuschrammen, als die Höhe. Ich hockte mich hin, lugte nach unten, versuchte meine Atmung zu normalisieren, konzentrierte mich auf die Eintrittsstelle des Wassers, doch immer wieder grinste mich dieser Felsvorsprung zwischen mir und dem finalen Eintauchbecken an, und ich zögerte ... und zögerte ... und alles in mir sträubte sich vor dem was ich tun musste. Unten wartete der Frenchman auf mich im eiskalten Wasser, schrie mich an, ich solle jetzt endlich springen .... "Ich kann nicht!" .... Er zitterte bereits vor dem drohenden Erfrierungstod, als ich - kurze Konzentration, innerlich beide Augen für einen Moment geschlossen - .... einfach sprang ... Ich landete mit einem lauten Knall im Wasser, tauchte auf, "Arschkalt!" sagte mein Körper nur, und dann war ich bereits am Ufer, herausgezerrt, halb noch betäubt, von dem was ich getan hatte, aber alles war gut. Wir rauchten beide meine letzten zwei, noch trocken gebliebenen Zigaretten - so auf den Schock hin erstmal - , und weil wir beide mächtig anfingen zu zittern vor triefend nassen Klamotten/Schuhen, schnappten wir unsere Habe (kurzer Blick in den Backpack sagte mir, dass wenigstens erstmal die Kamera einigermassen trocken geblieben war) und marschierten weiter den Fluss entlang. Nun, da wir so oder so schon einmal nass waren, nahmen wir öfter den "bequemeren" Weg mitten durch den Fluss, als umständlichst zu versuchen, außen auf den Steinen herumzubalancieren. Hosenböden wurden weiter auf ihre Rutschfestigkeit überprüft. Wir hangelten uns mit quietschenden Schuhen, tonnenschweren nach unten ziehenden Klamotten das Flusstal bergabwärts, dabei niemals wissend, ob dieser Weg hier überhaupt jemals uns zu irgendwas Brauchbarem, nach Zivilisation Aussehendem führen würde. Ich hatte nur die instinktive Vermutung, dass dieser Fluss parallel zum eigentlichen "richtigen" Pfad liegen musste, und wir irgendwann die Möglichkeit finden würden, aus diesem Flusstal nach oben klettern zu können. Bislang noch vergebens, denn das Dickicht zu undurchdringlich, der Anstieg viel zu steil. Wir wateten weiter und weiter, mit jeder Biegung ängstlich den Flusslauf beobachtend, ob da nicht schon wieder ein WasserfallUngetüm kommen würde, denn: Ein weiteres Mal springen ... Nee! Wir waren beide so fertig-frierend, und ich, die ja bereits an diesem Scheißanstieg rauf zum Vulkan an die Grenze meiner noch nicht Hundertprozent-Wiederhergestellt-Kräfte gelangt war, ich fürchtete mit jedem Schritt aus Energielosigkeit auszurutschen-wegzugleiten und dabei schlimme Folgen für uns beide zu provozieren. Deshalb konzentrierte ich mich aufs Höchstmaß, mit jeder Muskelfaser, mit jedem Quentchen Kraft, nur ja keinen Fehler zu machen.
An einer Stelle dann, entschieden wir, den Anstieg nach oben zu wagen. Es war ja bereits irgendwas nach 16 Uhr - die eigentliche Abfahrtszeit von der RangerStation - und bald würde die Dämmerung diese Wildnis in ein Grauen von Wasauchimmer verwandeln, das ich UNBEDINGT vermeiden wollte. Ich glaub, ich bin noch nie so einen steilen Hang nach oben geklettert. Ich versuchte mit den letzten Körnchen in meinem Körper mich an Baumstümpfen/Ästen, an irgendwas Haltbarem nach oben zu ziehen - weil Gehen war nicht möglich! - . Jedesmal!, wenn ich nicht mehr konnte, wenn ich drohte, ins Verderben zu fallen, wenn ich nicht mehr weiter wusste, da kam ER, und hievte mich mit seinen Händen weiter hinauf. OhMeinGott!!! bin ich so dankbar, dass dieser Franzose da war! Keine Sekunde aufgebend, immer ein "Oh, that's ok. We can make it." auf den Lippen, der mir VERBOT, ans Sterben zu denken!!! ["It's not a good day to die, baby!"], der einfach immer da war, wenn ich schrie (Sorry dafür!:-) .... Mit dem letzten, was wir beide hatten, schrammten wir dieses BergDickicht hinauf, und marschierten den etwas lichteren Dschungel weiter talabwärts. Aber es begann schon ehrfürchtig schnell dunkel zu werden, und der Franzose sagte immer wieder, wir müssen jetzt so langsam mal ein Nachtlager finden, bevor wir garnix mehr sehen. Doch meine innere Unruhe, mein Drang, diesen Scheißtag hier "happy end"-mäßig im Hotel zu beenden (und NICHT in diesem dummen Wald), mein ImmerWeiterWille, der flüsterte mir andauernd ins Ohr "Der Originalweg, der MUSS hier irgendwo sein!!" ... und in dem Moment, wo wir beide eigentlicheigentlich anhalten wollten, da erspähte ich etwas .... "Wundervolles"!!! Es war ein fußzertrampelter Pfad, der "richtige" Weg!!
OhMeinGott!!! Das Gefühl, endlich wieder Anzeichen von "Zivilisation"anzutreffen, der ist eigentlich nicht zu beschreiben!!! Denn es bedeutete - wie lange auch immer das uns jetzt noch Zeit kosten würde - wir waren nicht mehr verloren!
Der Blick auf die Uhr sagte 17:15 Uhr [Diese Zeit werde ich so schnell nicht vergessen!].
Und wir liefen los. Stolperten den Wurzelweg nach unten. Nun war alles egal. Nur immer weiter. Irgendwann - zum Glück hatte ich sie dabei + sie war trocken geblieben - kramte ich meine Taschenlampe raus. Nun war ich diejenige, die uns beide straightforward vorantrieb, Thibault war mittlerweile sehr ruhig geworden. Wahrscheinlich sagten seine Beine ihm dasselbe wie meine.
19:15 Uhr: Ankunft in völliger Dunkelheit. Glühwürmchen im Busch. Ein WahnsinnsSternenhimmel über uns. Zwei Taschenlampenstrahlen erwarteten uns bereits. Aufgeregte Gesichter auf der einen, erschöpft-fröstelnde aber überglückliche auf der anderen Seite. Wasser-Kekse und der Anruf in der Stadt, uns abzuholen. Absolut am Ende knallten wir uns in die Stühle, und mir kam alles, was in den letzten Stunden passiert war, wie ein Traum vor. DAS konnte nicht wirklich MIR passiert sein, oder? Als hätte ich ne Adventure-SurvivalTest-Tour gebucht gehabt, von der ich aber nix gewusst hatte!!!
Ich glaub, so im Nachhinein, erscheint das alles vielviel weniger aufregend-dramatisch, wie es in dem Moment, wo es passierte, eigentlich war. Aber wir beide lachen über unsere LOST-heit, als wär es "Kindergarten"Kram gewesen.
Ich habe nun für mich beschlossen, das dies mein erster und auch letzter Vulkananstieg war. Und dass ich in Zukunft schön brav nur ausgeschilderte SchönWetterWege benutzen werde. Und ich bin erstaunt, auch wenn ich nun den 2. Tag in Folge, jede Faser meines Körpers spüre, als hätte ich nen DoppeltMarathon absolviert, welche Kräfte frau aus sich herauspowern kann, wenn das Adrenalin im Körper vor Überlebenswillen nur so tickt.
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