Donnerstag, 30. März 2017

Rückblick Dalat: Der erschöpfte GoldFish und ein unerwartetes Geschenk!

Kaum aus meinem "Exklusiv"-Bus gestiegen, schon hing ich erbarmungslos in den Seilen meines ErkältungsElends! Der Geist schlapp und duselig. Der Körper ein einziges Heiß-Kalt-Durcheinander. Schniefnasenrotz und Schlafmangel inklusive. Ich war also richtig im Arsch. Überlebte die ersten Tage nur dank Ibuprofen und reichlich starkem Ingwertee. So ein verkranktes Tief raubt mir jedesmal, vorallem auf Reisen, wahnsinnig viel Energie, deshalb beschränkten sich meine Kreisel in und um Dalat auch eher auf wenige Ausläufer. Fühlte mich teilweise verloren, war gemäßigt-muffelig angesichts meiner Schwäche und des AbwartenMüssens und sehnte mich auf kindliche Weise nach einer Umarmung. Nach ein bißchen AnlehnenDürfen und Nähe.
Das Universum muß wohl die Hilflosigkeit meiner lädierten Seele vernommen haben. Anders ist es nicht zu erklären, warum ich durch puren Zufall einen sehr speziellen Menschen kennenlernen durfte. Ich habe die steilen Stufen zu ihrem kleinen, unglaublich liebevoll dekorierten Shop erklommen und landete in einem wahren HeilsRefugium. Sie hat mir etwas gegeben, das man weder kaufen noch verlangen kann! Feinfühlig und respektvoll hat sie mich in ihrem Laden willkommen geheißen. Gab mir das Gefühl von Geborgenheit und instinktiver Vertrautheit. Eine kraftvolle Wärme und innere Ruhe ging von ihr aus, selbst wenn sie an ihrer Nähmaschine arbeitete und ich am Panoramafenster meinen schwerfälligen Gedanken nachging. Denn das Entscheidende war: Ich war nicht allein!
Gleich bei unserer ersten Begegnung hat sie mich in den Arm genommen (Was für eine Hellseherin!:-) und mir zu verstehen gegeben, daß ich jederzeit bei ihr vorbeischauen kann. Und so kam ich wieder. Es wurde am Ende zum Ritual und auch ein wenig zur Seelentherapie. Wir saßen auf ihren Minihockern, tranken Kräuter- oder Blütentee, redeten oder schwiegen zusammen, selbst wenn es draußen Aprilwetter-mäßig schüttete. Wir sprachen über die Männer:-), Familie, Brüche zwischen Tradition und Moderne, Kunst, Schönheit und was es heißt, ein "Alien in Vietnam" zu sein. Und: Sie ist zu einer Art "Seelenschwester" geworden. Eigenwillig, stark, unabhängig, kreativ, intuitiv und einfühlsam. Sie strahlt vor intensiver Lebensfreude und herzenswarmer Schönheit. Das ist bewundernswert. Und einzigartig.
Thu, ich danke dir für das Licht und die Kraft, die du mir geschenkt hast. Du warst für mich der Leuchturm in Dalat!

Samstag, 25. März 2017

Off The Beaten Track: Wenn UnterwegsSein zur Befreiung wird!

Nach dem Motto: Nicht dumm rumstehen! Aufsitzen und Los!
Bereite mir gerade das erinnerungsreichste und aufregendste Geburtstagsgeschenk meines Lebens!
Jegliches Zeitgefühl ist verschwunden. Pures Aufsaugen der Seele dieses Landes.
Vietnam duftet, schwitzt, schuftet, blüht, verdorrt, brutzelt und singt! Es erfindet sich jeden Tag neu, strahlt und fordert, überrascht und schmerzt.
Meine Sinne eifern mit dem Fahrtwind und Tempo 80 um die Wette. In mein Gesicht hat sich ein Dauergrinsen einzementiert. Der Körper sinkt abends in einem Zustand erschöpfter Zufriedenheit aufs Bett.
Heute ist Halbzeit. Auf daß die nächsten vier Tage den GoldFish der Freiheit noch ein Stück näher bringen werden...

Dienstag, 21. März 2017

Mekong Delta für Kurzentschlossene.


Ich hatte gelangweiltes Bootsgedümpel, überbordernde Hitze und viel totes Nichts erwartet. Mein indisches Backwater-Trauma halt. Was mich dann doch kurzentschlossen auf diesen 4-Tages-Trip schickte, war meine noch ungezügelte Neugier gepaart mit der puren Hoffnung, es möge mich Durch-Und-Durch-Pessimistin einfach komplett überraschen. Und das hat es dann auch.
Mit seinen windschiefen Pfahlhäusern, wuseligen Märkten zu Land und zu Wasser, dem permanenten Kanaltreiben und einem schlichten, ursprünglichen Lebensstil strotzt diese bevölkerungsreiche Region nur so vor gedrängter Vitalität. Eine kunterbunt leuchtende Dynamik und immense Fruchtbarkeit prägt die wasserdurchfluteten Ausläufer des gewaltigen Mekongs, der von seinem Ursprung im tibetischen Hochland bis hierher mehr als 4300km hinter sich hat.
Ich habe sowohl die hart-verhandelte private als auch die in fünf Minuten gebuchte Touri-Variante ausprobiert. Und keine bereut. Bin zum absoluten NudelsuppenFreak geworden! Und durfte in My Tho eine fast unverhoffte "Hellohello!"-Winkewinke-Freundlichkeit erleben, die ich so nicht erwartet hatte, nach all der Zurückgenommenheit in Saigon. Und: Ich erhielt aus heiterem Himmel meine erste wagemutige MopedFahrstunde, die in Sekundenschnelle aus einem noch leicht befangenen GoldFish einen befreit Strahlenden gezaubert hat! Ich bin definitiv Bike-infiziert nun.
Mit einem unterbewußten Gefühl von Nochmal-Wiederkommen-Müssen bestieg ich nach der etwas gehasteten Kurzvisite den Bus nach Dalat. Die mich schlagartig dahinraffende Erkältung war da bereits im Anmarsch...
Für all die Bildersüchtig-Kurzentschlossenen, hier der direkte Weg zu Vietnam On The Run . Enjoy!

Samstag, 11. März 2017

Verschwende dich ans Leben!

Gleich einem Getriebenen, rastlos, hungrig, zuhause in den Zwischenräumen und provisorischen Zuständen, taumle ich durch dieses Ungetüm von Stadt. Schlängel mich elegant wie eine Raubkatze durch den alltäglich wütenden MopedZirkus, gerate durch reinen Zufall in abgeschlissene Ecken, wo das pure Leben haust. Da, wo das Chaos ungezügelt regiert. Da, wo die Fassade der geleckten Moderne nicht standhält. Stolpere ins wuselige Elementare, einem mysteriösen Sog gleich treibt es mich immer weiter voran. Ein Gefühl der unbedingten Befreiung, wenn ich dem Strom der verblödeten Touristen entkommen kann! Hier wie dort sehen sie doch alle gleich aus. Hier wie dort die immer wiederkehrende oberflächliche, oft auch arrogant-ignorante Einstellung. Der Habitus des Geld schwingenden, weißen Mannes mit Socken in Sandalen, der sich schon zur Mittagszeit volllaufen läßt und bei der Massage nach einem "extra-jungen" Mädchen verlangt! - Beschämend. Zum Davonlaufen!
Nach fast einer Woche des weiträumigen Kartenstudiums und der ungezählten Zickzack-Marathonläufe über den glühenden Asphalt, dem geflissentlichen Abhaken der ersten Anhaltspunkte scheint sich das umtriebige Universum "Vietnam" ganz langsam in mein Unterbewußtsein zu schleichen. Ich beginne, mich zu öffnen. Für die vibrierenden Geheimnisse der Straße: abgeschlissene Müllsammler und -sammlerinnen, die mit den bloßen Händen in den Säcken wühlen, dahindösende "Securitymänner" auf ihren Plastikstühlchen, die den Ernstfall wahrscheinlich einfach verschlafen würden, dauerqualmende MopedParkwächter (Eine weitere absurde JobBeschaffungsmaßnahme in einem Land mit mehr als 92 Mio. Einwohnern!), die leicht billig gekleideten Mädchen der BeautySpas, die tagein, tagaus im BackpackerDistrict auf gutzahlende Kunden (und auch "mehr"?) warten. Wagemutig in ihren Stöckelschuhen dahintrippelnde Bankangestellte, die sich in der Mittagspause zum JuiceShop um die Ecke chauffieren lassen, dabei dem danebenlungernden Losverkäufer (Sie scheinen mir hier die wirklich "Abgehängten" zu sein.) gnädiger Weise fünf Stück abkaufen. Der Aufpasser auf dem eingezäunten Schulhof, der die rote Halstücher tragende Rasselbande mit der Trillerpfeife zur Ordnung ruft. Die schrullige Alte auf ihrem Fahrrad, die beherzt in die Pedale tritt, dabei von einem Porsche-"Schiff" überholt wird (Oh ja! Die Vietnamesen lieben deutsche Autos! Je "bulliger", glänzender, desto besser! - Auch hier wird der erwirtschaftete Status unbedingt nach außen getragen.). Hippe, auf westlichen Style gebürstete Cafés, in denen lautstarke, nervigste Popmusik hämmert, gleich neben der zusammengekleisterten glanzlosen Straßenküche, die ihren Kunden meist genau nur ein Gericht serviert, dafür absolut frisch in diesem Moment zubereitet.
Saigon lebt von diesen starken Kontrasten. Ein permanent leuchtendes Versprechen am Horizont. Alles ist in Bewegung. Flüchtig. Direkt. Pulsierend. Unmittelbar. Genau Jetzt! - So, wie auch ich nur bin. Die schwelende Mittagshitze von gestern, die rätselhaften schlaflosen Nächte, die ich nicht abstreifen kann, der jämmerliche Beklauungsversuch bei der Massage, mein entnervtes "Rumpöbeln", wenn mir meine periodische Launenhaftigkeit im Nacken sitzt .... das ist alles VergangenheitsAbfall. Lieber lasse ich mich vom ungeduldigen, strahlenden Augenblick an die Hand nehmen. Gammle wie ein Clochard am Straßenrand, beobachte verstört-lachend die Restaurantszene, als eine Frau ihren augenscheinlichen Ehemann füttert (Nur um kurz darauf festzustellen, daß es sich hierbei um ihren leicht fetten Sohn handelt!). Schlürfe mit Vorliebe den vietnamesischen Eiskaffee, während sich vor meinen Augen das lustvolle Treiben ausbreitet und die Zweiräder mit gefühlten 80 Sachen vorbeibrausen. Lerne Schritt für Schritt die kleinen vegetarischen Highlights kennen. Die unaufgeregte, höflich-distanzierte Art der Menschen hier. Ihre gastfreundschaftliche Geste, wenn sie einem ungefragt ein Glas eisgekühlten Grüntee servieren. Amüsiere mich köstlichst über den Typen im BeautySalon, wie er da so liegt mit dubioser Gesichtsmaske und haarsträubenden "FengShui"-Nadeln in der Haut! Oder als ich mich mal wieder pennerhaft einfach auf den Boden setzen will, da kommt so eine vietnamesische Lady mit Höckerchen angerauscht und sie besteht partout darauf, daß mein Arsch eben nicht auf die Straße gehört! - Kleinteiligste Momentaufnahmen, die es schaffen, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Dafür bin ich unterwegs. Danach begebe ich mich immer und immer wieder auf die Suche. Kann für kurze Zeit meine dauerwütende Rastlosigkeit und Verlorenheit in dieser Welt vergessen machen, weil ich genau jetzt, in diesem Augenblick hier sein mußte!


Mittwoch, 1. März 2017

Xin chào Vietnam! - Oder: Der GoldFish übt sich im Ankommen!

So, da haben wir den Salat! Sprichwörtlich, siehe obiges Bild! Auch wenn der Lotussalat mächtig lecker war, dagegen meine Ankunft hier in HCMC eher wohl unter die Schlafwandel-Kategorie gezählt werden muß. Noch nie habe ich, selbst nach dem gestrig-heutigen 17!-Stunden-Schlaf, in so einem schlappen Dämmerzustand gehangen wie hier! Das muß was heißen, nach all den durchgemachten ChaosLandungen, die bereits hinter mir liegen. Zwar kann ich mit blindem Auge behaupten: Saigon ist nicht Indien!, haha, dennoch habe ich wohl zum ersten Mal in meiner VielfliegerKarriere sowas wie nen Jetlag erlebt. - Nun gut, dann legen wir also erst einmal eine kleine Verschnaufpause ein und tasten uns vorsichtig in den vietnamesischen Alltag hinein. Das heißt, wir erkunden schlafwandelnd die naheliegendste Umgebung, tauchen ein in das lärmtötende Meer der MopedArmada, schlüpfen ruhigen Gemüts durch die halsbrecherischen Verkehrsströme, schlappen die zugeparkten, mit lümmelnden SecurityLeuten besetzten, knapp bemessenen "Gehwege" entlang, atmen Feinstaub für die nächsten zehn Jahre ein und temperieren heftigst in diesem klebrigen KrawallTreibhaus. Nichts, was den GoldFish jetzt zusammenklappen lassen würde. Das passiert alles eher so nebenbei, ohne das die Wimper zuckt. Wie gesagt, meine Varanasi-Landung war da schon um Einiges herausfordernder! Eher wohl kamen Erinnerungen zurück an das Bangkok von vor sieben Jahren: Auch da wuselte, wimmelte, klebte und lärmte es ohne Ende. Doch irgendwie erscheint mir HCMC viel zu "geleckt" und modernisiert, als daß es dem abgeschlissenen, spröden, zusammengekleisterten Charme der thailändischen Hauptstadt nahe kommen würde. Zudem regieren hier genauso Kapital und Konsum; von kommunistischer "Rückständigkeit" keine Spur. Was jedoch auffällig ist: Man wird hier mehr als nur in Ruhe gelassen. Keiner, der einen LaberRhabarber anquatscht und auf TeufelKommRaus an einem klebt ohne Anstalten zum Verschwinden zu machen. Keiner, der einen bis auf die Unterwäsche mit seinen Augen auszuziehen versucht und dabei sex- oder geldgeil die Dollars blinken sieht. Nein, vornehme Zurückhaltung, ja eine scheue Bedachtsamkeit wird einem entgegengebracht. - Kann ich nur vollends begrüßen. Ist aber andererseits auch schon wieder eine Herausforderung, wenn ich dann mit meiner Kamera auf "Menschenjagd" gehen werde.
Wir werden ja sehen. Bis dahin sind bereits mein erster KomplettRegenguß, mein erstes trinkbares vietnamesisches Bier und meine erste beschwingte Food-Entdeckung hier in Ho Chi Minh City abgehakt. Auf daß der Rumtreiber GoldFish wieder zu seinem üblichen hungrigen Erlebnisdrang zurückfinden wird.