Samstag, 29. April 2017

Hoan, ich stecke fest! Wie komme ich je wieder aus Vietnam heraus?

17 Tage On The Road Again. 17 Tage mit meinem TravelBuddy Hoan auf dem Bike. 17 Tage, die sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlten. Wir haben zusammen eine kleine "Weltreise" durch Vietnam unternommen. Und die stellte alles Bisherige meiner gewöhnlichen Reiseroutinen in den Schatten. Was wohl an der einzigartigen Persönlichkeit von Hoan liegt und dem kulturell-regionalen Tiefgang, den ich mit ihm unternommen habe.
Ein Land, das so ausgeprägt verschiedene Gesichtszüge aufweist und doch wesentlich durch seine jüngere Geschichte stark zusammengeschweißt wurde. Der Vietnamkrieg, der das Land in seiner Entwicklung um 30 Jahre zurückgeworfen hatte, und doch stieg es wie Phönix aus den Ascheresten wieder auf und beweist heute mit seinen boomenden Großstädten, daß sich der kleine "Drache" zu Größerem aufschwingt.
Doch abseits von Saigon, Hanoi und den ausgelatscht-durchkommerzialisierten Touristenpfaden, da schlummert noch immer ein traditionelleres, unverbrauchtes Vietnam mit einem ganz anderen, entschleunigt-vereinfachten Lebensrhythmus. Da strahlen die so impressiven Gesichter der Land- und Bergbevölkerung eine Großzügigkeit und Gelassenheit aus, die sofort "ansteckend" wirken und zugleich immensen Respekt abverlangen. Sind ihre Lebensumstände doch zu großen Teilen geprägt von dem, was der Natur in harter körperlicher Arbeit abgerungen werden kann.
 Hoan und ich haben nun gewaltige 3860km gemeinsam auf seiner Honda bestritten. Eine monumentale Strecke, die uns sowohl in abgeschiedenste Ecken als auch auf so manchen verpesteten, verkehrslastigen Highway führte. Wir folgten in vielen Teilen dem ehemaligen Ho-Chi-Minh-Weg, schlängelten uns durch das "urwaldige" Central Highland, gingen auf Geschichtskurs in der einst heftig umkämpft-bombardierten DMZ (Demilitarisierte Zone), durchkreuzten den mit gigantischen Höhlensystemen und Karstbergen versehenen PhongNha-Nationalpark, düsten durch flache Reisfeldlandschaften bis wir letztlich "vor den Toren von Hanoi" den Abzweig in die einmalige Berg- und TalSzenerie des Nordens nahmen. Dieses Gebiet wird noch heute von zahllosen Minoritäten und Hilltribe-Menschen bewohnt, die alle ihre ganz spezifischen Trachten, Symbole und Gewohnheiten haben. Die H'mong-Gruppe unter ihnen hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Einst in den DeltaTälern Chinas heimisch, kamen sie dort in Konflikt mit den herrschenden Mächten, wurden gewaltsam vertrieben und emigrierten schließlich in die nördlichen Regionen Vietnams. Aus Selbstschutzgründen flüchteten sie in die hochgelegenen Bergplateau-Lagen und etablierten die ausgefeilte Technik der eindrucksvollen Reisterrassen, die noch heute wie ein majestätisches Kunstwerk die Talhänge "verzieren".
 - Die komplette Tagesstrecke durch die Mu Cang Chai-Region war eines meiner SpektakulärHighlights des gesamten Trips. Zusammen mit der irrealen Märchenwelt der Paradise Cave (PhongNha) habe ich beide So-Noch-Nie-Gesehenen-Naturwunder wie in einem Drogenrausch erlebt. Da wurde GoldFish ganz klein und staunte mit weit aufgerissenen Augen angesichts der Magie dieser SensationsSchauspiele. -
Auf dem Motorrad durch dieses ausgedehnte MosaikPanoramaGeflecht unterwegs zu sein, bedeutet: Ein direktes, unmittelbares Erleben. Ohne Filter und Komfortsitz. Der ganze Körper ist mitten im Geschehen. Ob nun Kurvenmarathon, erbarmungslose Hitze, LKW-Drecksschleuder vor der Nase oder ausufernder Platzregen. Ob nun bleiern schwer oder erfrischend leicht: Du bist hautnah dabei. Und wenn es bereits beim morgendlichen Aufschwingen auf den Sitz aus allen verfügbaren HimmelsGießkannen schüttet, dann gibt es halt kein alternatives Auswahlmenü. Du mußt nehmen, was du eben bekommst. Regenmontur an, Augen zu und durch! Hoan wird mich schon sicher die Serpentinen hinunterbringen. Selbst den NebelWahnsinn von Sin Ho und Sa Pa mit maximaler Sichtweite von 5 Metern meistern wir mit ausgeprägtem Abenteuer-Feeling. Doch selbst nach finalen 25 Tagen auf dem Bike schmerzt mein Hintern immer noch jeden verdammten Tag! Und die langen Office-Abende am Laptop fordern letztendlich ihren Tribut: Da helfen manchmal nur Doppelpackungen von Koffein oder ich "döse" halt leicht auf dem Rücksitz vor mich hin. Darf es mir ja erlauben, muß mich nicht auf die "Stupid Driver!" auf der Straße konzentrieren.
Mein Gehirn ist randvoll gepackt mit dem täglichen ImpressionsBilderSpektakel, die restliche geistige Festplatte scheint komplett gelöscht. Kein blödsinniger Ballast und GedankenVerrenkungsRamsch versperrt meinen Verstand. Genauso geradlinig wie die Straße, die wir befahren, genauso "befreit" richtet sich mein Blick nach vorn. Kein Gestern noch Morgen blockiert das Empfinden. Ich habe es noch nie so genossen, unterwegs zu sein! Wie Hoan beim Besuch der Paco-Frau zu Beginn von Tour Zwei meinte: "Without fire there is no life!" - Das kann man auch metaphorisch verstehen: Ohne Enthusiasmus, dem Blick hinter die Kulissen und Neugier keine ÜberraschungsGeschenke, kein lebendiger Schauer, kein Seelenbalsam.
Hoan, du hattest hundertprozentig recht: "Never try, never know!" - Und es wird die Zeit kommen, da wir wieder zusammen in einer Kaffee-"Spelunke" sitzen und du mir die nächste HistoryLesson verpassen willst!:-) 


                                    Cảm ơn bạn, my "crazie driver"! See you next time!

Tour-Details: 10.-26. April 2017 - zurückgelegte Kilometer: 2610 - längste Tagesstrecke: 245km - besuchte Minoritäten: 5 - GoldFish im Waschbeutel: 2,5 Mal - Homestay: 1x Hoans Heimatdorf, 1x White Thai - "WildAnimal"-Sichtungen: 1 verrücktes Schlangenabenteuer auf der Straße von A Luoi, 1 dauerjaulender Hundewelpe, 2 tote Ratten über der Feuerstelle - GoldFish goes "Underground": 2 Mal (Vinh Moc/Dien Bien Phu) - gesichtete Bombenkrater: 20 - GoldFish umzingelt vom "Kindergarten": 2 Mal (Schulbesuch/KlassenfotoStürmung) - Auslaufdisaster im Sack: 3 (darunter der unwiederbringliche "Schneckenschleim") - Temperaturdifferenz: von gefühlten 5 bis 40 Grad - GoldFishs "VietnamOutfit":
Strecken-Details: Hoi An - A Luoi - Khe Sanh - DMZ - Cua Tung Beach - Vinh Moc - Phong Nha - Huong Khe - HoChiMinh-Heimatdorf - Tan Ky - Nghia Dan - Phat Diem - Hoans Heimatdorf/Nghia Hung - Ninh Binh - Tam Coc - Mai Chau - Moc Chau - Son La - Dien Bien Phu - Sin Ho - Lai Chau - Sa Pa - Mu Cang Chai - Nghia Lo - Viet Tri - Ha Noi

Montag, 10. April 2017

Abenteuer-ÜberraschungsBox die Zweite!

Ich verlasse nun heute meine Oase der letzten Tage. In Hoi An habe ich es wirklich geschafft, mich komplett zu entspannen und neue Energie zu tanken. Trotz des historischen "Disneyland"-Charakters und der überbordernden "Romantik" in der Luft (Sagt hier einer nochmal, es gäbe kein Venedig in Vietnam!)...
Es wird Zeit, mich wieder auf den Rücksitz zu schwingen! Zeit, neue Überraschungskisten und Schlupflöcher auszugraben! Zeit, dem Fahrtwind wieder meine Hand entgegenzustrecken und einzutauchen ins Kleine-Große!
Kann es kaum erwarten, bis mich Hoan gleich mit seinem Bike abholt und wir zusammen einfach losdüsen! - Wann war ich das letzte Mal in so vorfreudiger Erregung und gleichzeitig mit gelassener Sicherheit unterwegs? ...
Wie hat Charles Bowden gesagt? "Never deny desire. Not once."

 

Freitag, 7. April 2017

"Are you ready?" - Expedition in ein unverwaschenes, beseeltes Vietnam.

Er hat mir zu Beginn versichert: "Einmal Motorrad, niemehr Bus!" Und ja! Ich bin definitiv abhängig geworden! Süchtig nach dieser ganz speziellen Art, das Land zu bereisen, zu spüren und aufzusaugen. Er hat mir auf seinen zwei Rädern eine Seite von Vietnam gezeigt, die so pur, so lebendig, so urtümlich und einzigartig ist, daß ich das Gefühl hatte, einen Einblick in die mannigfaltig sprudelnde Seele dieses Landes zu bekommen.
Keinen Tag mit ihm habe ich bereut. Und jeder war eine leuchtende Überraschungsbox und Abenteuerkiste in einem! Denn ich habe mich darauf eingelassen, eben keinen Plan zu haben. Nichts im Vorraus zu wissen. Einfach aufzusitzen, "I am ready!" zu brüllen und mit Hoan loszubrausen. Oh Mann! Wie ich meinen "Crazie Driver" vermisse! Er war der beste Travel-Buddy und sicherste Fahrer, den ich aufstöbern konnte! - Eigentlich hat er mich ja gefunden, nicht andersherum. - Ein aufrichtiger, enthusiastischer, aufmerksamer und verdammt lustiger Typ, der wie ein wandelndes Buch alles, aber auch wirklich alles wußte. Der leidenschaftlich vom für Vietnam so desaströsen Krieg erzählt hat. Der die besten Schleichwege und unberührtesten, ländlichen Strecken gefunden hat. Der mit spontanen Stops entlang der Straße und Einfach-Anquatschen der Leute mir Türen und Einblicke in das Alltagsleben er-öffnete, die mir sonst verschlossen geblieben wären. Wir bewältigten zusammen die ZickZackGemetzel-Kurven des Zentralen Hochlandes, bestaunten sichtbar-unsichtbare RegenwaldDickichte, düsten am kräftigen Grün der Reisfelder vorbei und besuchten zahlreiche Minoritäten-Dörfer. Das primitiv-ursprüngliche Leben steht dort bereits auf der Kippe, denn die Moderne kämpft sich auch hier immer weiter vorwärts. Die junge Generation zieht den einfachen HolzBastBarracken und handgewebten Trachten lieber Steinhäuser und westliche Kleidung vor. Eine hart erarbeitete, wenig ertragreiche Existenz ist es nichtsdestotrotz. Aber wahrscheinlich liegt für mich genau in dieser "Rückständigkeit" und unbedarften Schlichtheit ihrer Lebensumstände eine faszinierende existenzielle Magie, die mich im Innersten bewegt, aufrüttelt, ausfüllt.
Eindringlich und "dramatisch" war auch die wachsende Verbindung zwischen Hoan und mir. So durchlebten wir mitten in der Tour eine tragische Wende, die nicht nur Hoan schockte, sondern auch mich mit tiefem Mitgefühl und Verständnis erfüllte. Der plötzliche Tod eines langjährigen Freundes ist immer desaströs. Wenn dann aber auch noch gemeinsame Pläne für eine berufliche Zusammenarbeit geschmiedet wurden, kommt das einem TotalKollaps gleich. Tag Vier war also ein kollektiver Trauertag, der uns beide dennoch, oder gerade deswegen, noch mehr verbunden hat.
Vereint haben wir genauso am siebten Tag unsere Vegetarier-Allianz bestritten, denn für Hoan als Buddhisten steht zweimal im Monat VeggieDay auf dem Programm. Nicht nur an diesem Abend hat er mich in die lokalste aller lokalen Essenshöhlen geschleppt (inklusive fermentiertem "Tofukäse"), sondern zu jeder Mahlzeit gab es immer wieder herrliche "BestellDiskurse" über mehrere Minuten hinweg, die augenblicklich in einem vollbeladenen Tisch endeten. Meist einfach, aber lecker. Manchmal gigantisch (Stichwort: Banh Xéo-Essen in Kon Tum!).
Unvergesslich: Die einmaligen Szenen der Straße. Schulkinder, die in der Mittagspause auf ihren Rädern um die Wette nach Hause hechten. Ein torkelndes Alkoholopfer am frühen Vormittag, im Vorbeifahren mit den Augen "gestreift". Ein Anderer hat sich bereits komplett hingelegt, auf der Straße wohlbemerkt. Hunde und Hühner, die auch im letzten Dorf noch wie gebannt mitten auf der Fahrbahn stehen bleiben und Hoan zu einer Hup- und Bremsorgie inklusive seinem typischen "Crazy Dog/Chicken!"-Ausruf zwingen. Die ausgebrannten Buswracks entlang des Ho Chi Minh-Weges, die scheinbar einfach vergessen wurden. Die Kinder, die beim Passieren der kleinen Hüttenansammlung plötzlich "verrückt spielen" und uns enthusiastisch herüberwinken. Der GoldFish-Verkäufer auf seinem Moped, der vor uns zum nächsten Markt rumpelt. - Ich habe sie alle gesehen, für Sekundenbruchteile flimmerten sie in mein Hirn hinein, erzeugten dort automatische Synapsenreaktionen, die ein DauerSchmunzeln in mein Gesicht zauberten, und doch waren diese Szenen mit dem nächsten Blinzeln bereits vorbei. Aber Zeit spielt bei dieser Art von Unterwegssein absolut keine Rolle. Bereits an Tag Eins kam mir jegliches Gefühl für Uhrzeiten und Verortung abhanden. Ich begann, mich mehr und mehr auf meinem Rücksitz fallen zu lassen, streckte entspannt die Hand in den kühlenden Fahrtwind aus, saugte gierig den warmen, erdig-holzigen Duft der rötlichen Erde ein, spürte die Regentropfen auf meiner Haut. Ein Gefühl von großzügiger Weite und Zwanglosigkeit. Eine geradlinige Freiheit der Sinne und Gedanken, die sich mit der reduzierten Bestimmtheit und geerdeten Landverbundenheit der Bewohner zu einem enthemmten "Reise-Orgasmus" ausweiteten.

Jeden Abend habe ich den Staub der Piste vom Gesicht gespült. Meinem Zimmerhaustier, dem Gecko, ein beschwingtes "Gute Nacht!" zugerufen und mich in einem wohligen Erschöpfungszustand in die Decke gekrümelt. Nur bei unserem Homestay-Aufenthalt bei einem von Hoans Freunden, da war die wohlverdiente Feierabendruhe dahin! Ein kompletter, maximalst-schreiender Kindergarten tobte um mich herum. Das Familienessen weitete sich zu einem leichten Trinkgelage aus (GoldFish sollte/mußte mitmachen!), gefolgt von einem Ausflug in die von Vietnamesen so geliebte, leidenschaftlich zelebrierte Karaoke-Welt! Oh Hah! Das war dann doch ein Hauch zuviel an "Aufregung" und "Zumutung"! - Die vietnamesische Gastfreundschaft in allen Ehren, doch sie meinen es oft zu gut mit dir. In ihrer Direktheit und eindringlichen Herzensgüte bestürmen sie deine Nerven und Auffassungsgabe. Leichte Überforderung stieg in mir an diesem Abend auf. Dennoch: Ich habe seelenruhig neben der Ehefrau im Familienbett geschlummert, haha!
Nach acht vollgepackten, bildgewaltigen, massivst-eindringlichen Tagen kam das, was am Ende einer Reise immer folgt: Der Abschied. Es ist der 29. März. Hoan liefert mich in Da Nang bei meinem Hostel ab. Hastiges Abladen meiner Gepäcksäcke, ein kurzes "GoodBye!" und dann biegt er bereits um die nächste Ecke. Ist so unglaublich plötzlich aus meinem Blickfeld entschwunden. Ich bin nun zum mittelklassigen Fußgänger zurückdegradiert worden. Benommen stehe ich am Straßenrand. Komme mir vor wie ein Kind, das man ausgesetzt und einfach vergessen hat!
Hoan! Ich hatte solches verdammtes Glück, dir in Da Lat zufällig begegnet zu sein! Ich danke dir für dieses unvergessliche Once-In-A-Lifetime-Erlebnis, das ich mit dir zusammen auf deinem Bike erfahren durfte! Man sagt ja: Man sieht sich immer zweimal im Leben. Ich freue mich bereits auf unser Irgendwann-Wiedersehen. Es kommt. Bestimmt!
Tour-Details: 22.-29. März 2017 - zurückgelegte Kilometer: 1250 - überfahrene Hunde/Hühner: 0 - besuchte Minoritäten: 6 - "Crazy"-Ausrufe von Hoan: 1000? - besuchte Friedhöfe: 3 - GoldFish im Waschbeutelkostüm: 2 Mal - Verletzungen: 1 Kinderschramme, leichter Sonnenbrand, 3 Mückenstiche - Zimmerhaustiere: 2 Mal Wandgeckos, 1 Mal eingebildete Maus (die sich dann als das Quietschen meiner Schuhe herausstellte!) - abbruchreif-montierte Waschbecken im Hotel: 4 - Energiebilanz: +300% -0%
Strecken-Details: Da Lat - Lak - Buon Ma Thuot - Ia Grai - Kon Tum - Kham Duc - A Luoi - Hue - Da Nang

Donnerstag, 30. März 2017

Rückblick Dalat: Der erschöpfte GoldFish und ein unerwartetes Geschenk!

Kaum aus meinem "Exklusiv"-Bus gestiegen, schon hing ich erbarmungslos in den Seilen meines ErkältungsElends! Der Geist schlapp und duselig. Der Körper ein einziges Heiß-Kalt-Durcheinander. Schniefnasenrotz und Schlafmangel inklusive. Ich war also richtig im Arsch. Überlebte die ersten Tage nur dank Ibuprofen und reichlich starkem Ingwertee. So ein verkranktes Tief raubt mir jedesmal, vorallem auf Reisen, wahnsinnig viel Energie, deshalb beschränkten sich meine Kreisel in und um Dalat auch eher auf wenige Ausläufer. Fühlte mich teilweise verloren, war gemäßigt-muffelig angesichts meiner Schwäche und des AbwartenMüssens und sehnte mich auf kindliche Weise nach einer Umarmung. Nach ein bißchen AnlehnenDürfen und Nähe.
Das Universum muß wohl die Hilflosigkeit meiner lädierten Seele vernommen haben. Anders ist es nicht zu erklären, warum ich durch puren Zufall einen sehr speziellen Menschen kennenlernen durfte. Ich habe die steilen Stufen zu ihrem kleinen, unglaublich liebevoll dekorierten Shop erklommen und landete in einem wahren HeilsRefugium. Sie hat mir etwas gegeben, das man weder kaufen noch verlangen kann! Feinfühlig und respektvoll hat sie mich in ihrem Laden willkommen geheißen. Gab mir das Gefühl von Geborgenheit und instinktiver Vertrautheit. Eine kraftvolle Wärme und innere Ruhe ging von ihr aus, selbst wenn sie an ihrer Nähmaschine arbeitete und ich am Panoramafenster meinen schwerfälligen Gedanken nachging. Denn das Entscheidende war: Ich war nicht allein!
Gleich bei unserer ersten Begegnung hat sie mich in den Arm genommen (Was für eine Hellseherin!:-) und mir zu verstehen gegeben, daß ich jederzeit bei ihr vorbeischauen kann. Und so kam ich wieder. Es wurde am Ende zum Ritual und auch ein wenig zur Seelentherapie. Wir saßen auf ihren Minihockern, tranken Kräuter- oder Blütentee, redeten oder schwiegen zusammen, selbst wenn es draußen Aprilwetter-mäßig schüttete. Wir sprachen über die Männer:-), Familie, Brüche zwischen Tradition und Moderne, Kunst, Schönheit und was es heißt, ein "Alien in Vietnam" zu sein. Und: Sie ist zu einer Art "Seelenschwester" geworden. Eigenwillig, stark, unabhängig, kreativ, intuitiv und einfühlsam. Sie strahlt vor intensiver Lebensfreude und herzenswarmer Schönheit. Das ist bewundernswert. Und einzigartig.
Thu, ich danke dir für das Licht und die Kraft, die du mir geschenkt hast. Du warst für mich der Leuchturm in Dalat!

Samstag, 25. März 2017

Off The Beaten Track: Wenn UnterwegsSein zur Befreiung wird!

Nach dem Motto: Nicht dumm rumstehen! Aufsitzen und Los!
Bereite mir gerade das erinnerungsreichste und aufregendste Geburtstagsgeschenk meines Lebens!
Jegliches Zeitgefühl ist verschwunden. Pures Aufsaugen der Seele dieses Landes.
Vietnam duftet, schwitzt, schuftet, blüht, verdorrt, brutzelt und singt! Es erfindet sich jeden Tag neu, strahlt und fordert, überrascht und schmerzt.
Meine Sinne eifern mit dem Fahrtwind und Tempo 80 um die Wette. In mein Gesicht hat sich ein Dauergrinsen einzementiert. Der Körper sinkt abends in einem Zustand erschöpfter Zufriedenheit aufs Bett.
Heute ist Halbzeit. Auf daß die nächsten vier Tage den GoldFish der Freiheit noch ein Stück näher bringen werden...

Dienstag, 21. März 2017

Mekong Delta für Kurzentschlossene.


Ich hatte gelangweiltes Bootsgedümpel, überbordernde Hitze und viel totes Nichts erwartet. Mein indisches Backwater-Trauma halt. Was mich dann doch kurzentschlossen auf diesen 4-Tages-Trip schickte, war meine noch ungezügelte Neugier gepaart mit der puren Hoffnung, es möge mich Durch-Und-Durch-Pessimistin einfach komplett überraschen. Und das hat es dann auch.
Mit seinen windschiefen Pfahlhäusern, wuseligen Märkten zu Land und zu Wasser, dem permanenten Kanaltreiben und einem schlichten, ursprünglichen Lebensstil strotzt diese bevölkerungsreiche Region nur so vor gedrängter Vitalität. Eine kunterbunt leuchtende Dynamik und immense Fruchtbarkeit prägt die wasserdurchfluteten Ausläufer des gewaltigen Mekongs, der von seinem Ursprung im tibetischen Hochland bis hierher mehr als 4300km hinter sich hat.
Ich habe sowohl die hart-verhandelte private als auch die in fünf Minuten gebuchte Touri-Variante ausprobiert. Und keine bereut. Bin zum absoluten NudelsuppenFreak geworden! Und durfte in My Tho eine fast unverhoffte "Hellohello!"-Winkewinke-Freundlichkeit erleben, die ich so nicht erwartet hatte, nach all der Zurückgenommenheit in Saigon. Und: Ich erhielt aus heiterem Himmel meine erste wagemutige MopedFahrstunde, die in Sekundenschnelle aus einem noch leicht befangenen GoldFish einen befreit Strahlenden gezaubert hat! Ich bin definitiv Bike-infiziert nun.
Mit einem unterbewußten Gefühl von Nochmal-Wiederkommen-Müssen bestieg ich nach der etwas gehasteten Kurzvisite den Bus nach Dalat. Die mich schlagartig dahinraffende Erkältung war da bereits im Anmarsch...
Für all die Bildersüchtig-Kurzentschlossenen, hier der direkte Weg zu Vietnam On The Run . Enjoy!

Samstag, 11. März 2017

Verschwende dich ans Leben!

Gleich einem Getriebenen, rastlos, hungrig, zuhause in den Zwischenräumen und provisorischen Zuständen, taumle ich durch dieses Ungetüm von Stadt. Schlängel mich elegant wie eine Raubkatze durch den alltäglich wütenden MopedZirkus, gerate durch reinen Zufall in abgeschlissene Ecken, wo das pure Leben haust. Da, wo das Chaos ungezügelt regiert. Da, wo die Fassade der geleckten Moderne nicht standhält. Stolpere ins wuselige Elementare, einem mysteriösen Sog gleich treibt es mich immer weiter voran. Ein Gefühl der unbedingten Befreiung, wenn ich dem Strom der verblödeten Touristen entkommen kann! Hier wie dort sehen sie doch alle gleich aus. Hier wie dort die immer wiederkehrende oberflächliche, oft auch arrogant-ignorante Einstellung. Der Habitus des Geld schwingenden, weißen Mannes mit Socken in Sandalen, der sich schon zur Mittagszeit volllaufen läßt und bei der Massage nach einem "extra-jungen" Mädchen verlangt! - Beschämend. Zum Davonlaufen!
Nach fast einer Woche des weiträumigen Kartenstudiums und der ungezählten Zickzack-Marathonläufe über den glühenden Asphalt, dem geflissentlichen Abhaken der ersten Anhaltspunkte scheint sich das umtriebige Universum "Vietnam" ganz langsam in mein Unterbewußtsein zu schleichen. Ich beginne, mich zu öffnen. Für die vibrierenden Geheimnisse der Straße: abgeschlissene Müllsammler und -sammlerinnen, die mit den bloßen Händen in den Säcken wühlen, dahindösende "Securitymänner" auf ihren Plastikstühlchen, die den Ernstfall wahrscheinlich einfach verschlafen würden, dauerqualmende MopedParkwächter (Eine weitere absurde JobBeschaffungsmaßnahme in einem Land mit mehr als 92 Mio. Einwohnern!), die leicht billig gekleideten Mädchen der BeautySpas, die tagein, tagaus im BackpackerDistrict auf gutzahlende Kunden (und auch "mehr"?) warten. Wagemutig in ihren Stöckelschuhen dahintrippelnde Bankangestellte, die sich in der Mittagspause zum JuiceShop um die Ecke chauffieren lassen, dabei dem danebenlungernden Losverkäufer (Sie scheinen mir hier die wirklich "Abgehängten" zu sein.) gnädiger Weise fünf Stück abkaufen. Der Aufpasser auf dem eingezäunten Schulhof, der die rote Halstücher tragende Rasselbande mit der Trillerpfeife zur Ordnung ruft. Die schrullige Alte auf ihrem Fahrrad, die beherzt in die Pedale tritt, dabei von einem Porsche-"Schiff" überholt wird (Oh ja! Die Vietnamesen lieben deutsche Autos! Je "bulliger", glänzender, desto besser! - Auch hier wird der erwirtschaftete Status unbedingt nach außen getragen.). Hippe, auf westlichen Style gebürstete Cafés, in denen lautstarke, nervigste Popmusik hämmert, gleich neben der zusammengekleisterten glanzlosen Straßenküche, die ihren Kunden meist genau nur ein Gericht serviert, dafür absolut frisch in diesem Moment zubereitet.
Saigon lebt von diesen starken Kontrasten. Ein permanent leuchtendes Versprechen am Horizont. Alles ist in Bewegung. Flüchtig. Direkt. Pulsierend. Unmittelbar. Genau Jetzt! - So, wie auch ich nur bin. Die schwelende Mittagshitze von gestern, die rätselhaften schlaflosen Nächte, die ich nicht abstreifen kann, der jämmerliche Beklauungsversuch bei der Massage, mein entnervtes "Rumpöbeln", wenn mir meine periodische Launenhaftigkeit im Nacken sitzt .... das ist alles VergangenheitsAbfall. Lieber lasse ich mich vom ungeduldigen, strahlenden Augenblick an die Hand nehmen. Gammle wie ein Clochard am Straßenrand, beobachte verstört-lachend die Restaurantszene, als eine Frau ihren augenscheinlichen Ehemann füttert (Nur um kurz darauf festzustellen, daß es sich hierbei um ihren leicht fetten Sohn handelt!). Schlürfe mit Vorliebe den vietnamesischen Eiskaffee, während sich vor meinen Augen das lustvolle Treiben ausbreitet und die Zweiräder mit gefühlten 80 Sachen vorbeibrausen. Lerne Schritt für Schritt die kleinen vegetarischen Highlights kennen. Die unaufgeregte, höflich-distanzierte Art der Menschen hier. Ihre gastfreundschaftliche Geste, wenn sie einem ungefragt ein Glas eisgekühlten Grüntee servieren. Amüsiere mich köstlichst über den Typen im BeautySalon, wie er da so liegt mit dubioser Gesichtsmaske und haarsträubenden "FengShui"-Nadeln in der Haut! Oder als ich mich mal wieder pennerhaft einfach auf den Boden setzen will, da kommt so eine vietnamesische Lady mit Höckerchen angerauscht und sie besteht partout darauf, daß mein Arsch eben nicht auf die Straße gehört! - Kleinteiligste Momentaufnahmen, die es schaffen, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Dafür bin ich unterwegs. Danach begebe ich mich immer und immer wieder auf die Suche. Kann für kurze Zeit meine dauerwütende Rastlosigkeit und Verlorenheit in dieser Welt vergessen machen, weil ich genau jetzt, in diesem Augenblick hier sein mußte!


Mittwoch, 1. März 2017

Xin chào Vietnam! - Oder: Der GoldFish übt sich im Ankommen!

So, da haben wir den Salat! Sprichwörtlich, siehe obiges Bild! Auch wenn der Lotussalat mächtig lecker war, dagegen meine Ankunft hier in HCMC eher wohl unter die Schlafwandel-Kategorie gezählt werden muß. Noch nie habe ich, selbst nach dem gestrig-heutigen 17!-Stunden-Schlaf, in so einem schlappen Dämmerzustand gehangen wie hier! Das muß was heißen, nach all den durchgemachten ChaosLandungen, die bereits hinter mir liegen. Zwar kann ich mit blindem Auge behaupten: Saigon ist nicht Indien!, haha, dennoch habe ich wohl zum ersten Mal in meiner VielfliegerKarriere sowas wie nen Jetlag erlebt. - Nun gut, dann legen wir also erst einmal eine kleine Verschnaufpause ein und tasten uns vorsichtig in den vietnamesischen Alltag hinein. Das heißt, wir erkunden schlafwandelnd die naheliegendste Umgebung, tauchen ein in das lärmtötende Meer der MopedArmada, schlüpfen ruhigen Gemüts durch die halsbrecherischen Verkehrsströme, schlappen die zugeparkten, mit lümmelnden SecurityLeuten besetzten, knapp bemessenen "Gehwege" entlang, atmen Feinstaub für die nächsten zehn Jahre ein und temperieren heftigst in diesem klebrigen KrawallTreibhaus. Nichts, was den GoldFish jetzt zusammenklappen lassen würde. Das passiert alles eher so nebenbei, ohne das die Wimper zuckt. Wie gesagt, meine Varanasi-Landung war da schon um Einiges herausfordernder! Eher wohl kamen Erinnerungen zurück an das Bangkok von vor sieben Jahren: Auch da wuselte, wimmelte, klebte und lärmte es ohne Ende. Doch irgendwie erscheint mir HCMC viel zu "geleckt" und modernisiert, als daß es dem abgeschlissenen, spröden, zusammengekleisterten Charme der thailändischen Hauptstadt nahe kommen würde. Zudem regieren hier genauso Kapital und Konsum; von kommunistischer "Rückständigkeit" keine Spur. Was jedoch auffällig ist: Man wird hier mehr als nur in Ruhe gelassen. Keiner, der einen LaberRhabarber anquatscht und auf TeufelKommRaus an einem klebt ohne Anstalten zum Verschwinden zu machen. Keiner, der einen bis auf die Unterwäsche mit seinen Augen auszuziehen versucht und dabei sex- oder geldgeil die Dollars blinken sieht. Nein, vornehme Zurückhaltung, ja eine scheue Bedachtsamkeit wird einem entgegengebracht. - Kann ich nur vollends begrüßen. Ist aber andererseits auch schon wieder eine Herausforderung, wenn ich dann mit meiner Kamera auf "Menschenjagd" gehen werde.
Wir werden ja sehen. Bis dahin sind bereits mein erster KomplettRegenguß, mein erstes trinkbares vietnamesisches Bier und meine erste beschwingte Food-Entdeckung hier in Ho Chi Minh City abgehakt. Auf daß der Rumtreiber GoldFish wieder zu seinem üblichen hungrigen Erlebnisdrang zurückfinden wird.

Freitag, 4. März 2016

Vorbote.

Maha Shivaratri - Die Große Nacht von Shiva - steht kurz bevor. Entweder bist du an diesem Tag/in dieser Nacht in Banares/Indien, DER Shiva-City schlechthin! Oder aber du bist in Pashupatinath/Nepal. - Da man sich im Leben immer für eine Sache entscheiden muß, werde ich mich kommenden Montag in Varanasi unter die zahlreichen ShivaAnhänger begeben. Doch auch in Kathmandu scheinen Massen erwartet zu werden! Offizielle Einschätzungen gehen von einer Million Pilger aus. Unter ihnen auch bis zu 3000 Saddhus. Jene "Holy Men", die mir bereits im vergangenen Jahr in Banares so manch faszinierten Blick entlockt haben.
Hier ein Vorgeschmack aus dem heutigen Pashupatinath (Das wie eh und jeh vor sich hinqualmt. Tote gibts immer! An jedem Tag des Jahres.)
Om Namah Shivaya!

"Welcome To The Mental Hospital!" Oder: How To Survive Vipassana. Part Two.

[Wie bereits in Teil Eins erwähnt: Jetzt gehts dem GoldFish an den Kragen! Mit Tag Sechs glaubte ich ja, das "Gröbste" wäre nun geschafft. Soviel "Schlimmeres" könne ja nun nicht mehr kommen. Ab Sechs zählt man standardgemäß "rückwärts". Hahah! Da hatte ich wohl nicht die Rechnung mit meiner widerspenstigen Geistmaterie gemacht! Die hatte sich von mir bisher "ganz ordentlich einlullen" und beschäftigen lassen. Hatte mehr oder weniger Ja! und Amen! zur immergleichen Tagesroutine gesagt. Lediglich ein kurzes Aufmucken an Tag Drei, das ich jedoch in Rekordzeit wieder besänftigen konnte. Aber mit der ExtremKrisenKulmination an Tag Acht hatte ich dann doch nicht gerechnet! So "kurz vor Schluß"!!! Was bedeuten schon zwei Tage? - Bei Vipassana, ein ganzer Brocken!]
Der GoldFish in seinem "MeditationsGefängnis".
Tag 6 - "Under Pressure." - "Don't Lose Your Balanced Mind!"
4:30-6:30 - Versuche nur halbherzig den RaufUndRunter-BodyScan. Bin nicht wirklich dran interessiert. Eher gelangweilt. 'Es passiert halt nix!' Fehlende "Verbindung" zu meinem Körper. Ich gebe zu: Erlaube mir selber, "schwach" zu werden und mit einem halben Auge bereits aufs Kursende zu schielen. Will mich für die täglichen drei "MiseryHours" "schonen". - Vielleicht ein Fehler, jetzt schon mit der mentalen Arbeit "nachzulassen"? - Kann mich halt nur punktuell motivieren. Konstantes Durchhaltevermögen Mangelhaft!!!
Erste "MiseryHour": Die "sensations" bleiben oberflächlich. Nicht viel los. Mein "Schmerzkörper" scheint noch nicht erwacht. Habe meinen "blind spot" Kopf akzeptiert. Da ist wohl momentan nix zu machen. Würde ja viel lieber mit Schmerz/Extremen arbeiten wollen, damit kann ich jedenfalls was anfangen! So wie ich auch in meinem bisherigen Leben eher die ExzessivLevel von Gefühlen und Körperempfindungen präferiert und gesucht habe. (Wie anders sind sonst meine "selbstzerstörerischen" Tendenzen aus der Vergangenheit zu erklären?) In diesem VipassanaMikrokosmos wird mir also der MakroSpiegel vorgehalten! Und: Präferenz ist bereits "Verlangen", also nicht "equanimity"-würdig! (Shut Up!)
Weiterhin bleibt mein Kaffee- und RauchEntwöhnungsprogramm ohne sichtbare psychische Folgen. Denke aber nun nicht weiter darüber nach.
Kathmandu hockt heute unter einer fetten Dunstglocke. Es riecht nach Herbst und verbranntem Holz. 'Können die uns dann heute garnicht sehen von da unten?'...
Habe das Gefühl, an Arsch und Hüfte abgenommen zu haben. Das hat bestimmt was mit dem DauerMuskelTraining zu tun (Hatte ich DAS eigentlich "gebucht"?).
Seit dem Morgen schwirrt mir dieses eine Lied ständig im Kopf herum: "Under Pressure". Von wem ist das gleich nochmal? Irgendwie Vipassana-tauglich: Alle "non-pressure"-Sitzungen, in die ich mich einfach so fallen lasse, die vergehen um einiges leichter und schneller, als jene "MiseryHours", in denen ich mich, aus "unerfindlichen" Gründen, mächtig unter Druck setze! Na klar! Hatte sie ja zu meinen HauptZwischenetappenZielen erklärt! Und noch ist meine "Misery-Statistik" blütenweiß (Sprich: Ich habe sie alle gemeistert! Irgendwie.)!
Mein genereller Tunnelblick hat merklich nachgelassen. Siehe die vielen "Aussetzter" in den Sitzungen.
Der NachmittagsBlock verstreicht so schnell wie noch nie. Durch die zweite "MiseryHour" bin ich fast perfekt durchgerutscht. Unglaublich, der Effekt der Atemberuhigung! Habe wirklich das Gefühl, aufziehende Aua's wegatmen zu können! Und diesmal auch keine "TorschußPanik" kurz vor Schluß, die mich sonst in heile Aufregung und "Schockstarre" verfallen ließ. Selbst der "dämliche" Singsang, der immer die letzten fünf Minuten einläutet, konnte mich nicht aus dem RuheKonzept bringen! Aber Merke: Beim Auflösen der Körperstarre (durch AntizipationsVorfreude) dann doch in Verkrampfungsschmerz geschlittert, der eine kurze UnmöglichkeitsBlockade verursachte. Tief Durchatmen! Dann lassen sich die Beinchen auch wieder ausklappen/zusammenfahren! (Und erst dann darf der Geist umherhüpfen!) - Diese "Spreizübung" trainiert wirklich alle zukünftigen Bettgeschichten!!:-) - Grinse vor mich hin wie ein kleiner Schelm...
Und dann kommt "MiseryHour" Nummer drei des Tages ... : HABS VERKACKT!!! In den letzten fünf Minuten! Überrollt, OVERPOWERED von meinem Nein!-WillNichtMehr-KannNichtMehr-Schmerzschwäche-Aversionen! So urplötzlich kam mein Geist aus dem Gleichgewicht, dass ich von meinem abrupten Aufgeben selbst überrascht war! - War das die "Rache" für meine "Vipassana-Überheblichkeit"??? Hatte ja "großzügig" auf den BodyScan verzichtet. Gedacht, ich komme ab jetzt "locker-fluffig" durch diese "ElendsStunden"! Hah! Denkste! Das mußte wohl so kommen! 'Du bist noch lange nicht fertig hier!' - Lektion Gelernt: Jeder "Rückschlag" ist eine Erinnerung/"Ermahnung" an mein Halb-Schon-Zurück-In-Der-Zivilisation-Gehirn! "Keep Working Seriously!" Und: 'Bloß weil deine "Sauber-Statistik" nun in "Schieflage" geraten ist, ist das noch lange kein "Beinbruch"! Pfeif auf dein PerfektionsGedöns! Du bist hier zum Lernen! Halbe Sachen gibts nicht!'
Märchenonkel-Kommentar des Tages: "DON'T LOSE YOUR BALANCED MIND! Be satisfied with 'what is', and not with 'what is not'! We are addicted to gravings. And: Every drug addiction is an addiction to sensation." (Nach welcher Empfindung ist dann eigentlich mein RaucherGehirn süchtig? Muß ich mal drüber nachdenken. Aber nicht heute! Bin "erschlagen". War kein so "leichter" Tag, mit dem Auf+Ab!)
RegenNiesel und ArschZiehen. Das wird ordentlich Muskelkater geben.
Tag Sechs - "A Reminder".

Tag 7 - Lost&Found: Die Vergessene Botschaft Von Surya.
Heute vor einem Jahr ist der Opa gestorben. Auch ohne Kalender und Handy habe ich es mir tief in meine Gehirnzellen eingeschrieben.
4:30 Wie immer. Der Start in einen neuen "aufregenden" PupskissenSitzungsMarathon. Bin diesmal ziemlich gut bei der Sache, auch wenn es mir so vorkommt, dass meine neue "BequemSitzPosition" meditationstechnisch Nachteile mit sich bringt: Je zusammengehockter, desto "unförmiger" wird mein GanzKörpergefühl. Undefinierbar-verschwommene, klumpig-"gewichtslose" Masse. Zudem knicke ich mit dem Kopf immer wieder nach rechts unten ab, wenn ich allszu "entspannt"/"vertieft" in mein Innerstes bin. (Später wird mich auch die Lehrerin darauf hinweisen. Und ich werde mir ihre "ermahnenden" Worte zu Herzen nehmen. Mein Haltungsfehler ist echt ne Katastrophe! Das langjährige Resultat fehlender Körperspannung! Da muß der G.Fish was dagegen unternehmen!)
Kurzstudie: Wie unterschiedlich doch "Sexy Voice" und sein Pendant/der QuengelGesang sind! Erstere schnurrt sich verführerisch lockend und überzeugend ("Komm! Sei brav und arbeite ordentlich!") am Anfang jeder Session in dein Ohr, während Zweiteres (zum Sitzungsabschluß) in dieser auseinandergezogenen KleinkindNingelei-Weise dir gehörigst auf den Sack geht! So unverschämt "provozierend"-sadistisch ("Na? Willst du wirklich schon aufgeben?") - BÄH!
Die erste MiseryHour des Tages versemmelt. Bereits nach 40 Minuten. Schnauze voll von meinem ständigen FußEinschlafDesaster. Motivation im Keller. Aber: 'Embrace the "failure"!' Diesmal so einfach zu akzeptieren. Perfekte Übung für meine PerfektionismusManie (inklusive "Versager"-Grausen).
"Senseless, Substanceless Sensations. - Why give them meaning then?"
GottSeiDank "darf" ich schweigen! Der GoldFish allein unter diesen 25(?) Weibern! - Wenn ich ehrlich bin, würde ich mit KEINER Einzigen ein Gespräch anfangen wollen! Jede so "gesichtslos". So "un-magnetisch". Allein dieses SitzungsCamp hat uns alle zusammengewürfelt, sonst hätten wir uns in Thamel nicht einmal angeschaut! Zudem ist es fast schon wieder satirisch-erheiternd, welche "Probleme" eine Frauenanhäufung, auch wenn sie derzeit eine stille Zusammenkunft ist (Ah! Welch Wohltat!) so mit sich bringt: Wer ist die Erste bei den Duschen? Der Kampf ums lauwarme Wasser. Wer bekommt den Bestplatz an der Wäscheleine? Und wer die wenigen Wäscheklammern? Welche ist die Erste beim SchuhanziehRegal? Und wem kann ich alles dabei im Weg rumstehen? - Naja, solches "Zeugs" halt eben.
Schon erstaunlich, wie schnell das Gehirn erst kürzlich erlebtes "Leiden" vergißt! Bereits beim Verlassen der Halle hat die vergangene Sitzung ihren "SchlimmFaktor" wieder eingebüßt!
Ich glaube nicht, dass aus mir noch ein VipassanaSpezi wird! Mir fehlen da einfach wichtige Zutaten. Wie KomplettHingabe/"Begeisterung". Ein ausgeprägtes "Beziehungsverhältnis" zur eigenen physischen Materie. Oder auch diese Grazien-Lotus-Sitzfähigkeit. (Habe das Gefühl, ich sitze immer wie ein zusammengehocktes Häufchen Elend da!) - Ich betrachte dieses "Experiment" ja auch eher als Möglichkeit der "Wiederentdeckung" bekannter Tatsachen (mein eigener CharakterScheiß). Und als Weg neuartiger oder auch vertiefender LernAnsätze.
Im Nachmitagsblock bleiben die Ergebnisse des SimultanBodyScans weiterhin diffus. Unscharf. Unsensibel. - Ich, der EMPFINDUNGSTRAMPEL!!! Oder funzt bei mir etwa die Mind-Matter-Connection nicht ganz astrein? Die zweite MiseryHour dagegen gemeistert. Weil ich 'Scheißdrauf!' gesagt habe. Dennoch muß das SchmerzKind zurückstecken: Ist nicht viel los mit "Pain-Maso" heute! Naja, würde ja auch nicht jeden Schmerz nehmen! Bin da schon wählerisch. - Während sich das letzte SitzungsDrittel erbarmungslos in die Hüftlängen zieht (Meine Konzentration ist irgendwo da unten im Bach!), mußte ich plötzlich an SIE denken! Wie sie da in den staubigen Untiefen meines Rucksacks rumlümmelt. Völligst vergessen von mir, dem GoldFish-Rüpel! SURYA! "Meine" Sonne! Wo hast du nur gesteckt in all den letzten Wochen der triefenden Unlust und des indischen Katzenjammers? Du mit deiner universellen Kraft der Lebensbejahung? Deiner sanft aufmunternden Umarmung, die du großzügig jedem winzigen Erdling zukommen läßt? Wie konnte ich dich nur aus dem Blick verlieren? Ein SekundenMoment seltener "Sentimentalität", dem ich mich nicht entziehen kann. Ein geheimnisvolles Lächeln schlüpft auf mein Gesicht. Tränenklumpen steigen mir in die Augen. DANKE! Diesen ErinnerungsAugenblick kann mir keiner nehmen! Surya kann mir keiner nehmen!!! Sie scheint für alle, auch für den GoldFish!
Die wieder-ausgekramte Sonne.
Nehme mir in der letzten MiseryHour Zeit für Einzelbetrachtungen: Seit wann tanzen denn kleine PrickelFeen auf meinem Knie herum? Fühle den pulsierenden Herzschlag an der Wade. Die inneren Auf-Und-Ab-Vibrationen meines Blähbauchs (Festes MeditationsInventar! Wie auch anders?!). Danach erschrocken eine leichte Taubheit in der Hand festgestellt. Zu kräftiger Händefesthaltdruck? Werde ich hier noch als HalbHandInvalide aus dem Kurs entlassen? Muß ich beobachten.
"Two More Days Of Serious Work Left!" - An Tag Zehn wird "Wundenbalsam" verteilt und (Außenwelt-)"SchockAbfederung" betrieben. Gute Nacht.

Tag 8 - Aufstand Im Hospital: Freiheitskämpfer In Aufruhr.
Was für ein verpeilter Schnellstart auf die Matratze!!! Innerhalb von fünf Minuten stürme ich vom Bett aufs Pupskissen! Das Glöckchen!!! Diese verdammte Bimmel ist schuld! Hat wohl heute selber verschlafen, oder was war mit dir um 4:00 los? Habe dich NICHT vernommen! - Beim Aufwachen in der Halle merke ich ein leichtes KratzKloßVerhalten im Hals: 'Na Prima! Jetzt habt ihr mich doch noch infiziert mit eurer DauerBakterienHustNiesWut!' Aber bevor ich sie alle gedanklich niedermachen könnte, sage ich mir: 'Sei bloß froh, daß du hier sieben Tage OHNE Erkältung dasitzen konntest!'
Abrupter Umschwung in der ersten MiseryHour: Scheißdrauf! (Verkackt.) Wen interessierts? Meine Halbherzigkeit/Nicht-Willigkeit siegt. Sehe von einer Sekunde auf die andere KEINEN BERG mehr zum Besteigen! Und plötzlich steigt in mir dieses dringende Gefühl auf, HIER RAUS ZU MÜSSEN! So als würde ich aus einem Tage-währenden DauerTraum erwachen und mich unverhofft in einem abstrusen "Gefängnis" wiederfinden! Und nun beginnt die "AUSBRUCHSREVOLTE"! Das bockige Kleinkind stampft mit den Füßen auf: 'Das macht doch alles keinen Sinn mehr hier! Warum noch zwei Tage absitzen und zusehen, wie die Zeit mich langsam zermartert? Für wen? Für was?' ... Ich mach das doch nicht für irgendwelche Geschichtsbücher! Nicht mal für mein beklopptes "ElendsTagebuch". Zudem ödet mich die ständige Repetition der Übungen, der Abläufe nur noch an! - Die Lehrerin ist leicht "geschockt" von meinem unerwartet heftigen "Geständnis" der TotalstDemotivation. Ich soll am Mittag zum Einzelgespräch erscheinen. Erbitte mir aber eine sofortige Pause, da ich mit einem Schwall mächtigster ANTI-Tränen kämpfe. - Draußen sitzend und flennend realisiere ich mit einem Mal: Ich war viel zu rigoros und streng mit mir. Jede andere rennt von Zeit zu Zeit aus den Sitzungen, um Luft zu schnappen und Körperteile zu strecken. Nur ich habe das nie gemacht! Habe "brav" durchgezogen bis zum bitteren, leidvollen Ende. Dachte immer, 'Ich Muß!' (Habe das nur nie gecheckt, weil AugenAuf ja "verboten" ist!) Kein Wunder, dass ich nun so dermaßen "ausgepowert" und energie-leer bin! - Will mich nun auch nicht mehr beruhigen. Die innere RausHier!-Rebellion ist im vollen Gange. Wende mich ab von den Gesichtern; kann sie nicht mehr sehen. Frage einen der "Wachhunde" nach dem "EntlassungsProzedere": Nur mit Erlaubnis des Lehrers dürfte ich gehen. (Honey! DAS war die falsche Antwort!) - 'Das ist nicht euer Ernst!?! Egal, was ihr mir jetzt sagt, in meinem Kopf ist die Entscheidung bereits gefallen! Ich möchte Gehen! Und zwar JETZT! Ihr dürft mich nicht Festhalten! Das ist immer noch ein freies Land!' (Der "WutBock" läßt zur Bekräftigung erneut imaginär die Erde beben!) Mein Innerstes brodelt vor Nein!-Krämpfen. Alles ist in Wallung. Herzschlag und Atmung galoppieren mir davon (Genau die VipassanaLektion, die ich mir noch vor ein paar Tagen stolz ans Revers geheftet hatte!). Erschrocken registrieren die "Wachhunde" den urplötzlichen Ernst der Lage ('Mit der war doch bisher alles paletti. Was ist nur von Gestern auf Heute mit der passiert?'). Ich werde "abgeführt" ... zum Manager, wie es scheint. Der hört sich geduldig an, was meine Wenigkeit stammelnd-schluchzend hervorbringt (Bin jetzt wirklich nur noch ein einziger "Elendshaufen"!). Er versucht mich, in seiner ergrauten "Weihnachtsmann-Art", zu besänftigen: Das wäre schon so oft geschehen. Alles mein "VergangenheitsBlaBla", der sich jetzt an die Oberfläche bahnt. - NEIN! Das hier ist nicht mein Altbestand an "unreinen Empfingungen", vor dem ich in die Knie gehe! Ich habe einfach die Schnauze voll! Und Null Energie! - Ok, neuer Anlauf des "Weihnachtsmannes": Ab jetzt soll ich lediglich an den MiseryHours teilnehmen. Wenn ich zu erschöpft bin, darf ich mich in mein Bett zurückziehen. Bei aufkommender Unkonzentriertheit zurück zum Anfang: AnapanaMeditation, AtemBeobachtung. - Simple VereinfachungsStrategie für das ausgelaugte Trotzkind! (Das funktioniert schon eher!) - Apropos "Trotzkind": Wirklich JEDER Mist aus meiner persönlichen CharakterSchatztruhe kommt hier zum Vorschein! Selbst dieser "Teufelsbock", dieser vertrackte Rebell, der einfach Nö! sagt, wenns ihm zuviel wird! Dieser kleine, verdammte "Runaway"! Mit dem muß ich mich jetzt wohl auseinandersetzten! Wie es scheint, lassen die mich nicht so einfach hier gehen!
In meiner nun offiziell genehmigten Auszeit fällt mir die passende Diagnose zum Patienten G. ein: Mind-Burnout. Beziehungsweise "VIPASSANA-BURNOUT". Ob der "Märchenonkel" schonmal davon gehört hat???...
Nach der viel zu kurzen Pause muß/soll ich ja wieder am üblichen SitzungsProzess teilnehmen: Allein der Ort (diese dunkle Höhle) löst solche TotalAversionsAffekte in mir aus, dass ich versucht bin, ins alte Stress-Tränen-Schema zurückzurutschen! Im Schutz meiner Kapuze (Ich will Niemanden sehen! Sonst Schlage ich noch los!) konzentriere ich mich stattdessen auf meinen Atmungsvorgang, und siehe da!, der Puls beruhigt sich.
Die "DramaQueen des Tages" möchte sich zwar später doch noch einmal hervortun, indem sie sich über die verkohlten Erdnüsse in der geliebten PuffreisSchüssel aufregt ('Ihr habt alles versaut!'), doch mittlerweile bin ich schon so "bett-reif", dass gar keine effektive RebellionsEnergie mehr übrig ist! Werde den Weg bis zum "bitteren Ende" gehen müssen, selbst wenn es ein öder, geradlinig-uninteressanter ist! Habe keine andere Wahl. Der "Exit" bleibt verschlossen. (Die Wichtigkeit der letzten beiden Tage wurde mir wiederholt nahegelegt. 'Erinnere dich an die "Operation", die noch nicht abgeschlossen ist!' - Ich vermute aber auch, dass den VipassanaLeuten mehr ihre eigene "AusfallStatistik" und der mögliche "ImageVerlust" durch vorzeitige "Ausbrecher" im Sinn rumschwirrt.)
Mit den restlichen MeditationsSitzungen habe ich heute wenig am Hut: Bin komplett "raus". So als hätte jemand das Licht angeschaltet und damit jegliche Rückkehr zum Tunnelblick zerstört. Meine VipassanaBemühungen stecken in den Kinderschuhen fest. Die anderen Teilnehmer scheinen mir meilenweit voraus. - "Freeflow of Subtle Vibrations": Wovon redet der zum Teufel nochmal?
Die "Märchenonkel-Stunde" beendet einen Tag voller mühsamer Überraschungen: "Be The Master Of The Present Moment! Don't Play The Game Of Sensations! One Day of Serious Work Left!" - AMEN!
Ausgemergelt liegt der GoldFish am Ende von Tag Acht in seinem Bett.
 Tag 9 - Warum Ist Awareness Nur So Anstrengend?
Das Aufweck-DingDong scheint wirklich abgestellt worden zu sein! Nun bereits der zweite Tag in Folge ohne das Vier-Uhr-Glöckchen. Fühle mich noch immer maßlos erschöpft. Könnte gefühlt 24 Stunden am Stück durchschlafen. (Hat sich bei meinem Uni-FastBurnout ähnlich geäußert.) Subtiler Druck auf meinen Ohren. Der Morgen-Singsang scheint nur auf einer Tonebene zu verharren; zu "laut", belastend. In meiner Gehirnbox rattert es Rauf und Runter: Schwanke zwischen 'Warum ist es nur so ein verdammtes Problem, mich gehen zu lassen?' und 'Come On! Zähne Zusammenbeißen!'. Bin genervt von all den NiesSchnaubKissenfurzern, den Nicht-Weltmeistern im Stillsitzen (Allgemeine leichte Unruhe breitet sich aus.), dem Goenka-QuengelBengel, meinen eigenen Stimmungsschwankungen (Siehe Gestern! Wie abrupt der Vulkan ausgebrochen ist!) und MißmutsVerlagerungen!!!
GLEICHGÜLTIGKEIT - Mein neues "Überlebens-Mantra" für die übrigen 48 Stunden. Oder anders ausgedrückt: "HOW TO SURVIVE VIPASSANA with your last spark of energy?" (Tag 8-10).
Anstatt noch ernsthaft an eine MeditationsRückkehr zu denken, beschließe ich lieber, an universelleren Fragen zu arbeiten: Was ist so "schlimm" an Leidenschaft? ("Equanimity" Vs. "Passion") - Gelassenheit würde eine ausgeglichene, gerade Linie, einen konstanten Energiefluß bedeuten. Wohingegen Enthusiasmus/Passion beständig Achterbahn der Extreme fährt, unkontrolliertere Energieschübe freisetzt, die sich auch "unvorteilhaft" auswirken können (Wie das Wort bereits indiziert: "Leiden schafft".). Nach meinem Empfinden auch subjektiv subsummierbar durch die Frage von Stillstand/Langeweile Vs. Vitalität/Veränderung! Bekomme ich deshalb nur schwer Zugang zu Vipassana, weil ich der Leidenschaft (noch immer) den Vorrang gebe? - Neue Frage: Was ist mir wichtiger, "Anti-Misery" oder "Freiheit"? Leicht zu beantworten. Ich kann nicht ohne Letztere! "Eingeschlossen"/Abhängig geht nicht. Das wäre wie eine Raubkatze bändigen wollen! (Ein Restrisiko bleibt immer. Siehe Tag Acht.) Und: Ein bißchen "Elend" brauchen wir doch alle! Sonst könnten wir die "Nicht-Misery" (Dieses unheimliche Wort "Glück".) doch gar nicht schätzen lernen!
In der ersten MiseryHour beschäftigt mich noch einmal dieses "Freeflow of Subtle Uniform Sensations"-Phänomen. In dem Moment, wo der Märchenonkel schon wieder davon faselt, merke ich plötzlich einen "unheimlichen", leicht kühlen "tanzenden Schleier" auf meinen Armen. Ist DAS der besagte ominöse "VibrationsTeppich", den ich solange bereits in/an mir gesucht hatte? Selbst wenn ich nun dieses Level kurzzeitig erreicht haben sollte (Ich bin davon immer noch nicht ganz überzeugt. Diese Empfindungen können so "wunderbar" uneindeutig sein!), der Onkel ist bereits um Einiges weiter im Programm. Um genauer zu sein, der ist nun schon bei der "Auflösung des Körpers" an sich!!!
Währenddessen scheint draußen die Sonne. Nur für mich!:-) Und diese Zehn-Minuten-Pause, die laß ich mir auch nicht nehmen! Nicht mal von den bis zuletzt so unnachgiebigen "Wachhunden"! - Auf einem Schild lese ich: "The course ends the day after tomorrow at breakfast." Na, da haben wirs endlich! Ein neuer MotivationsFokus ist gefunden!
Noch einmal werde ich zum "Weihnachtsmann-Manager" beordert: Was hab ich denn nun schon wieder verbrochen? Aber der möchte sich lediglich von meiner zurückgewonnenen Gefasstheit überzeugen, hakt nach, nimmt sich Zeit. Das weiß ich sehr zu schätzen. 'Bei Vipassana wird keiner im Regen stehengelassen! Danke!'
Der Kurzausflug endet und ich lande wieder auf meinem geliebt-gehaßten Kissen. Die "ElendsStunde" gelingt mir eher zufällig, war jedenfalls nicht beabsichtigt von mir. Aber ich erschnüffel merkwürdig realen Kaffeegeruch in der Halle: Was hat das nun wieder zu bedeuten? Gibts gleich Kaffee und Kuchen als Überraschung für uns DauerEntwöhnte? - Hah! Nix wars. Kekse gabs aber.
Später am Nachmittag ziehen weitere, ernstzunehmendere KrankAnzeichen auf. Subtile Hitzewallungen und ein lärmendes Klingeln in den Ohren beuteln das GoldFish-Kind. Das schaut trotzdem gebannt dem alltäglich faszinierenden VorabendProgramm zu: Dem SonnenuntergangsPhänomen über das schwummrige KTM-Tal. Jeden Tag um die gleiche Uhrzeit! Fast besser als die "MärchenonkelStunde"! (Den werde ich bestimmt vermissen. Den Onkel meine ich. Und wenns nur akustisch ist!:-)

Tag 10 - Und Die Erde Bebte!...
Wer hätte gedacht, dass ich diesen Tag nochmal erleben würde!
Nun legt auch meine Erkältung den nächsten Gang ein. Leicht "umwölkt" sitze ich im Halbdunkeln. Alle Geräusche in auffällig wattegebauschter Entfernung. Selbst das Leier-Chanting ist so um einiges besser zu ertragen. Denke in der Morgensitzung an alles mögliche: Von der Steuererklärung bis zu Stöckelschuhen! (Nur nicht an Vipassana:-) Ne heiße Badewanne wäre ja auch nicht schlecht!
Die allerallerletzte "ElendsStunde" hake ich gleich zu Beginn ab. Mein Geist ist mir ja schon vor längerer Zeit wieder von der Leine gesprungen! (Um genau zu sein: Irgendwann zwischen Tag Sechs und Sieben muß das passiert sein.) Nun hüpft der erneut wie ein wildes Kleinkind umher. Kann mit den abstrakt gewordenen Übungen nicht viel anfangen. Erst recht nichts mit der abschließenden Metta-Bhavan-Meditation ("May All Be Happy!" - Echt jetzt?!?)! Und dann kommt es! Das merkwürdige Ende der "Noble Silence": Nach der Sitzung klingt der Singsang aus. Es erfolgt keine Ansage des Lehrers, also verbleibe ich mit geschlossenen Augen in meiner MeditationsStellung. Plötzlich vernehme ich außerhalb der Halle unverschämt nerviges Gegacker und Gelache. 'Bitte! Kann das jemand mal stoppen!!! Wer hat eigentlich diese "Schulklasse" aufs Gelände gelassen?!??' Doch diese Geräuschkulisse möchte nicht aufhören. Ich horche um mich herum. Kann keine der sonst üblichen "AnwesenheitsLaute" der anderen Teilnehmer ausfindig machen, also beschließe ich doch, zaghaft meine Äuglein zu öffnen und Siehe da!: Die Halle ist leer! - WIE JETZT? Das wars? So ohne jegliche formelle Auflösung? ... Hmmm, nun gut. Dann verabschiede ich mich eben auch nach draußen. Dort ist das Rätsel der "Lärmtruppe" schnell geklärt: All meine Mitstreiterinnen versuchen sich redseligst, in Tonlage und -stärke zu übertrumpfen. Wie ein hysterisch gewordener Hühnerstall hört und fühlt sich das für mich an. So als hätten sie für hundert Jahre schweigen müssen und hätten dadurch jegliches Angemessenheitsgefühl verloren! Ich aber möchte weiter meine Klappe halten (und ihnen allen einen Zwangsmaulkorb verpassen!).
Nun entspannt sich zum ersten Mal das Korsett des Tages. Wir dürfen Film gucken. Über eine resolute Frau im indischen HochsicherheitsGefängnis Tihar und ihren Traum, Vipassana eben dort, unter all den Schwerverbrechern zu etablieren. Sehr beeindruckend. Und das in CrazieIndiaLand!
Der Beweis.
Trotz der zurückgefahrenen AblaufStrenge bleiben noch vereinzelte Meditationssitzungen bestehen. Und so sitzen wir dann alle wieder in der Dhamma-Halle. Es ist 15UhrIrgendwas und plötzlich BEBT DIE ERDE! Für zwei-drei Sekunden vibriert das ganze Gebäude, die Fenster klappern. Ein erschrockenes Rauhnen geht durch die Halle. Der Lehrer besänftigt. Auch ich hatte in leichter "Verwunderung" meine Augen aufgerissen. Doch so abrupt wie es gekommen war, so schnell ist das "Aufstöhnen" des Erdinneren wieder abgeklungen. Noch gestern hatte ich aus lauter Action-Armut daran gedacht, wie es wohl hier gewesen sein muß vor einem Jahr, als die Erde um so heftiger und desaströser gebebt hatte! (Da saßen hier bestimmt auch gerade Meditations(Un-)Willige herum und versuchten sich "vergeblich" im BodyScan!)
Fetter Regenschauer ergießt sich über das Gelände. So als hätten wir alle jetzt eine gehörige ReinigungsDusche nötig! Schlotterkälte zieht in die Knochen. Der SchnatterinchenClub geht in die nächste Runde. Glühwein wäre jetzt gut! "Und? Wie wars bei dir?" Kann diese Frage bereits nach dem zweiten Mal nicht mehr hören! 'Ich komme gerade eben aus dem "MeditationsGefängnis"! Wie soll ich bitteschön irgendetwas Brauchbares jetzt dazu formulieren können?! Was sind überhaupt die "richtigen" Worte so kurz danach?' (Im Übrigen: Wir haben noch lange nicht das eigentliche Kursende erreicht, meine Damen!) Dennoch ist es auch wieder beruhigend zu erfahren, dass JEDE mit sich und Vipassana gekämpft hat. An unterschiedlichen Tagen und aufgrund verschiedenster Konfliktherde. Und: Jede hatte merkwürdiger Weise von den anderen das Gefühl, die wären alle ja so "entspannt am Meditieren, nur man selbst würde maßlos leiden", haha!!! Ging mir ebenso!:-)

Tag 11 - Die Welt Hat Mich Wieder!
Noch einmal 4:00 Licht an. Wieder kein DingDong. Diesmal kann ichs aber wirklich bezeugen. War bereits wach. Die müssen wohl sparen? Oder ist auch dem BimmelMenschen die Lust vergangen?
Bevor es ans Einpacken und "Abhauen" geht, die allerallerallerletzte Sitzung in der Halle. Doch lange "lümmeln" wir da nicht auf unseren Kissen herum, denn der "Märchenonkel" bittet noch einmal zum abschließenden VideoDiskurs. Kann ihm diesmal überhaupt nicht folgen. Das liegt wohl an der viel zu frühen Morgenstunde, die sich für solche TheorieAusführungen so garnicht eignet. Er schwadroniert und schwadroniert. Gibt nochmal alles! Ist aber lediglich Wiederholungszeugs. Und seine "stories" eben. - Er liebt es halt einfach zu palavern. - "SWIMOLOGY. You know how to swim across the ocean of misery?" - Manche fühlen sich ja ein bißchen "angegriffen" von seinem ununterbrochenen Beharren/Hervorheben, dass es sich bei Vipassana NICHT um eine "Sekte"/Religion handelt und hier keiner zu Irgendwas überredet werden soll. (Diejenige, die sich da gestern Abend so "echauffiert" hat, ist Protestantin und ich glaube, wenn man diese "KonvertierungsUntertöne" so hören/verstehen will, dann begreift man auch nicht, dass es sich am Ende bei Vipassana wirklich nur um ein ANGEBOT von vielen handelt, das genügend Platz für andere "BefreiungsWege" (Oder was auch immer das "Endziel" sein soll.) offen läßt! So jedenfalls habe ich es für mich ganz persönlich aufgefaßt.)
Zum Frühstück bekommen wir dann alle unseren "Entlassungsschein" und ne zuckersüße Praline ausgehändigt. - Die langersehnte "Belohnung" für 10 Tage EndlosArbeit und DauerEntzug!:-)
Mein "EntlassungsSchein".
Nun hält den GoldFish nichts mehr. Und während der restliche TratschClub erstmal die Rucksäcke und Monsterkoffer unterm Bett hervorzerren muß, bin ich schon längst abfahrtsbereit! Ich überquere mit leichtem Schritt die Eingangsschwelle. Davor wartet das HundeEmpfangsKomitee, das sich zunächst ausreichend von mir kraulen läßt, bevor ich in den Shuttlebus steigen darf. Dort sitzen wir zusammengequetscht (Ich vermute, der Van ist leicht "overloaded".) und Ab Gehts!, zurück in die nepalesische "Zivilisation". Starre gebannt durchs beschlagene Busfenster ('Es atmen hier eindeutig zuviele!'). Beim Anblick der morgendlichen, "normalen" Straßenszenerien mit all diesen wunderschönen Alltagsgesichtern möchte ich auf einmal die GANZE WELT UMARMEN!!! Monströs fasziniert beobachte ich diese so beiläufigen Abläufe/zwischenmenschlichen Blicke/"unwichtigen" Details, ganz so als würde ich (mit den Augen eines Kleinkindes) die Außenwelt, das Leben zum allerersten Mal in mich aufnehmen! Berauscht registriere ich, wie der erste Masalatee ausgeschenkt wird, wie an den Bäumen die ersten (Frühlings-)Blütenknospen hervorspringen, wie der Schulbus sich durch die enge, staubige Gasse quetscht. Bin der stille Beobachter einer so anmutigen, so funkelnden "Lebensoffenbarung", dass mir automatisch ein tiefenentspanntes, herzenswarmes Lächeln übers Gesicht schwabbt. Dieser schweigsame Zeitzeuge würde ich auch gerne weiter bleiben, doch die Holländerin an meiner linken Seite labert mir so "unverschämt" das Ohr voll, als würde uns bei Ankunft der Weltuntergang bevorstehen und sie noch ganz schnell ihre Lebensgeschichte loswerden wollen!
Im Zentrum von Kathmandu angekommen, mache ich mich auf den Weg durchs gerade erwachende Thamel, wo die Shopbesitzer beim Auspacken und Drappieren ihrer ewiggleichen Ware sind. Checke ins KarmaZimmer ein. Die erste, ganz private und zudem warme Dusche erweckt die schlappen Meditationsknochen zum zweiten Leben. Bei duftendem Kaffee und VanilleSchnecke klappe ich meinen Laptop auf: 38 neue Emails begrüßen mich. 'Welcome Back!' - Die Onlinewelt hat mich also auch wieder:-)

[Seitdem ist nun schon wieder mehr als eine Woche vergangen, in der ich mich "erstaunlich" schnell und ohne jegliche Anpassungsschwierigkeiten ans ablenkungsreiche, meditationslose (!) "Normalleben" gewöhnt habe. Die Zeit scheint hier "draußen" erneut ihren Galopplauf aufgenommen zu haben; anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich bereits morgen im Flieger zurück nach CrazieIndiaLand sitzen werde!
Thamel schien nach Kursende auf unerklärliche Weise meine Ex-VipassanaTanten wie ein gigantischer Magnet anzuziehen: An jeder Ecke, in jedem Café saßen sie, drängten sich unnachgiebig in mein Blickfeld. Mehr als ein kurzes "Hello!" war von meiner Seite aus nicht drin. Brauchte sehr viel "Me-Time", um nicht nur das "erfolgreich überlebte" Experiment sacken zu lassen, sondern auch um der nun ihren vollen Tribut fordernden Erkältung die nötige RegenerierungsAuszeit zukommen zu lassen.
Einige Vipassana-"Folgeschäden" konnte ich bis jetzt schon ausfindig machen: Rückengeschädigt (Eine Massagesitzung, bei der es ordentlich geknackt und geschmerzt hat, habe ich hinter mir.) und Glockengeschädigt (Bei jeder noch so "unschuldigen" Bimmel zucke ich innerlich zusammen.)!
Habe bisher noch nicht an die Fortführung von Vipassana nachgedacht. Ich glaube, für mich "MeditationsBehinderte" würde Anapana (Atembeobachtung) vollkommen ausreichen, da allein durch die Konzentration auf diesen "einfachen" Körpervorgang bei mir eine so unfassbare GeistBeruhigung stattfindet, dass ich andere, weiterführende "ElendsbekämpfungsMaßnahmen" garnicht unbedingt brauche. Mein schlimmster Feind ist mein gedanklicher Unruhehold! Wenn der mal die Klappe hält, da bin ich bereits zufrieden!:-)
Aber: Ich habe da wieder angesetzt, wo ich vor dem Kurs aufgehört habe. Ich war ein Raucher und ich werde bis auf Weiteres ein Raucher bleiben! Alte Verhaltensmuster, wie "schlecht" sie auch sein mögen, lassen sich langfristig nicht so einfach aushebeln. (Auch wenn ich mit Vipassana bewiesen habe, dass ich es könnte, wenn ich nur wollte! - Die Betonung liegt auf WOLLTE!)]