Donnerstag, 15. März 2012

Streifzug meiner Busfahrtgedanken.

"I miss holding my breath."
[Mary Ruefle, Elegy for a Game]

Während ich gestern im Bus von Pisco nach Ica sitze - und mein Hirn kurzzeitig mal wieder zu spinnen anfängt, weil meine flinken Wieselaugen mal eben zu meiner Linken sowas wie ne "Bullen"Marke aufblitzen sahen und sie gleichzeitig zu meiner Rechten so nen leicht fiesen "Ganoventypen" ausfindig machten, und das für meine nicht ausgelasteten Hirnzellen gleich die Kombi ergibt: Crazie "GefangenenTransport" und der G.fish genau dazwischen!!!! Und ich mich sofort wieder frage, warum der Bulle mich so nah an den Schwerverbrecher hat setzen lassen! Und überhaupt!!!!....:-) - 
...
Naja, jedenfalls fing ich da zum ersten Mal seit nun mehr als zwei Monaten an, über den "SINN" dieses Trips nachzudenken.

Könnte AussieLand sein, isses aber nicht!
Australien? - Klar! Da gings hauptsächlich um MICH - Was kann ich? Wozu bin ich alles fähig? Was halt ich aus? Was macht mich stark? Worauf kann ich alles verzichten? Wo sind meine Grenzen (kopfmäßig vorallem)? Wie krieg ich den ganzen "Ballast" aus dem Hirn? - Viele Extreme. Viele (Selbst-)Tests. Viele Lektionen: Learn2Smile. Learn2Relax.
Aber hier? 
Was macht Südamerika denn nun mit mir?
Nun gut. Abgesehen von meinem ExtremstTest ganz am Anfang meiner Reise keine wirklichen Grenzerfahrungen soweit.
Alles läuft viel "relaxter", "komfortabler", "leidenschaftsloser" ab. [Auch wenn das Thema Sicherheit hier unterschwellig mehr "Stress" verursacht. Dagegen schleppe ich nicht soviel Verantwortung mit mir rum.]
ICH bin entspannter - "routinierter" - aber auch erwartungsloser als ich es in DownUnder war.
Und - zu meinem großen Erstaunen - : Ich habe bis jetzt noch keinen einzigsten "MAGISCHEN" Ort entdeckt!!!
Nichts hat mich bisher von den Socken gehauen - mir richtige MegaWOW!'s entlockt - Gänsehautfeeling oder sonst dergleichen provoziert (Ok. Abgesehen von dem einen KirchenSonntagNachmittag in Bogotá...).
Alles war irgendwie MEDIUM soweit - obwohl ich nicht allzu "wahrnehmungsmüde" oder so bin.
Klar, meine Einstellung zu diesem Trip im Vorfeld und mein momentanes allgemeines "Gefühl" zum Leben spielen da bestimmt auch mit rein ... und natürlich war nicht alles Un-Wow! Aber immer waren es Orte der Kunst/Geschichte - Ansammlungen von "Menschenerzeugnissen" - Museo del Oro/Bogotá, Oswaldo Guayasamín/Quito, MumienHeaven in Ica - da konnte "Mutter Natur" (oder gar MENSCHEN) bisher nicht dagegenhalten.
Dabei bin ich so OFFEN wie nie, weil ich ja gerade nix erwarte!
Wilde Ungezügeltheit! Die könnt ich gebrauchn!
Und dennoch!
Kein Strudel, der mich kopflos davontreiben lässt!
Keine "erleuchtende" Purification!
Keine "Hilfe!-Ich-Will-Die-Ganze-Welt-Umarmen"-Gedanken!
Kein innerlicher Seuftzer angesichts übermächtiger Ergriffenheit!
Kein schelmisches "WhyNot!" und ausgelassene Spieltriebigkeit!
>> Bin ich etwa "zu erwachsen"? Zu "farblos" im Innern gerade? Dass mein emotionales Level nie über den neutralen Punkt hinausschießt? Dass nie wirkliche Begeisterung in mir aufkeimt?
- PASSION!!! Wo verdammt nochmal ist die??? -

Ok.
Vielleicht habe ich ja ein Motto für diese Reise gefunden.
Vielleicht ist es ja der TRIP DER BEGEGNUNGEN???
Sehr viele Menschen kreuzten bisher meinen Weg - überraschenderweise!!!:-) - , quetschten sich neben mich in Hühnerbusse, navigierten mich durch undurchdringlich erscheinende Terminal-City-"Dschungels", zeigten mir ihre Babyfotos, stellten mich ihrer ganzen family vor, versuchten sich als mehr oder weniger geeignete Guides/Charmeure/Liebhaber/"Mann fürs Leben", laberten mir die Ohren voll wenn ich doch eigentlich nur schlafen wollte!, teilten mit mir das letzte Wasser/die letzte Zigarette und sonstiges "Überlebenswichtige", nahmen mich öfter in den Arm als überhaupt erwartet, brachten mich zum Schmunzeln (oder auch zur Weißglut!!!:-), zerrten mich von Hinter-der-Kamera nach Davor, machten mit mir zusammen den Passen-2-Menschen-In-1-DormitorioBett?-Test, gaben ganz viel HerzAufmerksamkeit, aber nahmen gleichzeitig  alles was ich auch nur ansatzweise in den Händen bereit hielt.
Sie verwirrten mich mit ihren Worten (weil die Grenze meines nicht-existenten Spanisch bereits schon lange überschritten war, oder weil die Wellenlängen zu stark auseinanderdrifteten!), ließen mich selber "crazie" werden oder aber gaben mir das Gefühl von "Dich-Kenn-Ich-Schon-Ewig"!
Stories über Tod-Verlust-Drogen-Überfälle-Wünsche-Sehnsüchte-Unerfülltes-Die Liebe(n) des Lebens-"Typisch Deutsch"-BrustOp's-Verrückte Gaylover-Offene Beziehungen-Der "Fluch" der Familie etcpp.
Soviele erwiderte Smiles im BusStrassenGetümmel.
Mehr als oft sehr neugierig-interessierte Blicke, aber natürlich auch nur nerviges Geglotze.
Übersponnenes KopfKino wahrscheinlich auf beiden Seiten (die gegenseitige Wahrnehmung betreffend).
"TaxiTaxi?"-Rufe immerzu.
Süße Kinderfratzen hier + da.
Wenig Sexyness. Und viel "Kleines" (bzgl. Männer natürlich).
An jedem Ort neue Gesichter, neue "SmallTalks" - viel Oberflächliches, selten "spannende" Charaktere.

Das ist ok. Erwarte ich ja hier keine "Freundschaften/Beziehungen fürs Leben"!
...
Oder etwa doch?
...
DAS könnte - wenn ich ehrlich zu mir bin - vielleicht mein eigentliches SuchMotto sein! Bin ich doch mehr als "bereit" für Neues! So kundschafte ich mich nicht selber mehr aus, sondern "JAGE" nun nach Menschen (und das was sie mir geben können)! Und was ich zu geben bereit bin (bisher noch sehr "blockiert"...)!

Aber wie ich zu diesem Thema ja schon mein "Elend" geklagt habe, möchte ich zwar Jagen, doch selber nicht die Gejagte sein! Und behalte natürlich stets immer alles unter Goldfish-Kontrolle.
Jaaa nix zuviel riskieren! Jaa nur keine zu kompliziert werdenden Gefühle investieren - die aber leider auch gar nicht erst entstehen, haha!

Das scheint irgendwie mein "DILEMMA" zu sein...

Und dabei könnte es doch soooo einfach sein:

"A world so beautiful, so divine in its generosity that even the fish make love, even the fish live happily ever after, chasing each other, lustful as stars through the constantly breaking water."
[Michael Blumenthal, Fish Fucking]


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