Mittwoch, 29. August 2012

Und täglich grüßt das Murmeltier...



















 [So in etwa fühlt es sich irgendwie an,
  seitdem mich diese dämliche VIER
  jeden Morgen mit unverhohlen   
  sarkastischem Grinsen
  aus allem reißt, was mir noch  
  geblieben ist...]


Freitag, 24. August 2012

Lost & Found.

[Mein Herz. Es hatte sich doch glatt in einer ordinären Klopapierrolle versteckt gehabt!!!...]

"There is a kind of pressure in humans
 to take whatever is most beloved by them and smash it."
—  Anne Carson, from Book of Isaiah


Dienstag, 21. August 2012

There was a time...

"Where is the road to the road?
And where are we, the marching on the footpath of the present
tense, where are we?"

  [Mahmoud Darwish, from A Noun Sentence, trans. Fady Joudah] 



Hallo Du! - [Hallo Ich!]

Du starrst mich so unumwunden mit deinen großen dunklen Augen an als würdest du mir gleich etwas Wichtiges sagen wollen.
Als glaubtest du noch, mit deinen winzigen Händen, die ganze Welt (BE)greifen zu können.
Als liege dir nicht nur der ordinäre Sandkasten zu Füßen, nein!, sondern die ganze ungläubige, unerträgliche Weite des Horizonts.
Du! Mit noch wackeligen Beinen stemmst du dich empor, den wachsamen Blicken dieser "Erwachsenen" trotzig begegnend, und machst dir doch nicht einen Hauch aus deren Umtriebigkeit mit der Welt. Aus den lawinenförmigen Zumutungen des Lebens, die du noch nicht kennst.

Besser so! möchte ich meinen.
Und doch will ich dir, du verdammtes Unschuldswesen, eine, nur eine einzige Frage stellen:
Glaubst du, schläfriges Kind des Abgrunds, noch an die Unendlichkeit?
 Heute?
 Hier?
 Im vergeblich-verdichteten Nebel der wütenden Halbtöne?
Im rostigen Chaos der zerfetzten Drohungen?
Im nackten Tumult der hohlen Fiktionen?

"Durch mein beständiges Mich-wieder-Zusammensetzen habe ich mich zerstört."

Pessoa, der finstere LebensVerweigerer, er kennt die-meine heruntergekommene Verlorenheit in der wirklichen Unwirklichkeit.
Ja, er hat sie leibhaftig mit(er)tragen, sie als ironischer Zuschauer seiner Selbst mit Punkt und Komma gekrönt.
Und ihm gleich, erfahre ich meine eigene Lei(b)dlichkeit als beklemmenden Fremdkörper nur.
Und mir fällt nichts Besseres ein, als einem kleinen arglosen Wesen dämliche Fragen über das Leben zu stellen!
Shut the fuck up!


 
[A Letter to Myself.]

Montag, 20. August 2012

Der Drill der Zerschundenheit.

Ich möchte.
Zu Grunde gehen.
Jetzt.
Möchte mich quälen.
Unendlich.
Zerstückeln. Zerstören. Niedermetzeln.
Ich will...
...mich verschwenden.
Und darf doch nicht.
[Wie kannst du nur?]
Tränen. Endlich.
Angeheizt durch zuviel Bedröhnung.
Ich kotze.
Schmerz frißt Gehirn.
Das Herz - nur noch ein zusammengefalteter Klumpen.
Mehr ist nicht übrig.
Und mir wird übel.
Je mehr ich mich "sozial" geben muss
Desto mehr werde ich aufgefressen.
Von...
...Mir.
Von meiner eigenen Angewidertheit.
Ein amorpher Unwille zur redseligen Empfänglichkeit.
Kein Ende in Sicht.
Kein Gegenentwurf.
Nur geschlepptes Schattendasein. Betäubtes Zusammenkrümmen.
Es kommt einem eigenhändig herbeigeführten Bauchschuß gleich, diese beständig an mir selbst inszenierte MickeyMausGewalt.
[Wie sagte doch Eva aus We need to talk about Kevin nochmal? "Nein danke, ich komme direkt in die Hölle. Ewige Verdammnis. Das komplette Programm."]
Wie eine, die nen kompletten Wisch weghat, liefere ich gleich das Kanonenfutter für die eigene KapitulationsTherapie. 
Und zersplittere an den magischen Scherben, die das Wutkind hinterlassen hat.
Phils Himmel steigt plötzlich zu mir auf. - Ungläubige Gänsehaut und noch mehr schmerzliches Ziehen...
Wann hört das endlich auf??!!
[Der Exitus auf Raten hat eingesetzt.]

Freitag, 17. August 2012

Das Niedere Lied der Liebe.Traktat der Knechte und Handlanger.



[ Als könnte mich die gestrig zusammengezimmerte, meine höchsteigene, genötigte "Abrechnung" mit der Liebe, noch nicht so wirklich loslassen.
Als verfolgten mich die kalten Blicke der schmählichen Restbestände und der zerknautschten Treibgüter bis hinab ins MeinReich der permanent-verschlüsselten Zeichen und Botschaften.
Als drangsalierten mich die (an)abgebrannten Melodien offenliegender Verstandeslücken in süß-scharfen Hundegebell ein ums andere Mal.
- Hey Hirn! Können wir nicht in sittlicher Übereinkunft - wie zwei ganz normal(e) "(Er)Gewachsene" - die seelische Erkrankung meiner Selbst begraben? - ]




"Unsere Liebe ist eine Orgie gemeinster Quälereien. Sie ist voll raffinierter Erniedrigung, wilder Entmächtigung, bitterer Enttäuschung, boshafter Rache und gehässiger Aggression. Sie ist gierig, klebrig, verschlingend, maßlos, kurzatmig, empfindlich, heuchlerisch, unstillbar. Zu ihr gehören Gefühle der Not, nicht des Wohlbehagens: Hass, Angst, Wut, Schuld, Schwäche, Neid und eifernde Sucht. Auf dem Weg der Liebe befriedigt sich der eine selbst durch den und am anderen. Was dem einen recht ist, sei dem anderen billig. Liebende machen einander gefügig. Nur dabei schlägt ihnen keine Stunde. Unsere Liebe ist egomanisch und asozial, eine nahe Verwandte des Wahnsinns und der Sucht. Wer an Verliebte denkt, weiß, wovon die Rede ist. Nur die Über- und Hochschätzung der Liebe in der Kultur bewahrt sie gewöhnlich davor, als Krankheit im Sinne der Reichsversicherungsordnung liquidiert zu werden."
[ Volkmar Sigusch - Neosexualitäten ]

Donnerstag, 16. August 2012

Das Elend der Liebe in Zeiten permanenten Begehrens und Infragestellens.

Eine nüchterne Erkenntnis ließ mich die Tage leicht verunsichert aufhorchen:
Es scheint, im unverfänglich vor sich hinsprießenden Getümmel der (ab)sonderlichen Männerspezies verzettel ich mich ebenso immer wieder gerne wie es mir augenscheinlich auch nicht zu gelingen vermag, meinem kläglichen Dasein im Hier und Jetzt auf die Sprünge zu helfen.
Zu schnell und ungehalten presche ich - hier wie da - im erstrealisierten Moment los. Biete eine gehörig kopflose Sturm-und-Drang-Performance dar mit bis zu den Haarspitzen beschämend-brutalen Selbst-Erniedrigungs-Szenarien. - Immer knapp an der eigenen Schmerzgrenze vorbei damits sichs hinterher auch so richtig schön "Vorzeige"-Leiden lässt.
[Wer zu entschlossen ist, der verliert?]
Scheinbar wähle ich mir dazu immer die gleichen "Attacke-Opfer" aus, die mir aber auch ein ums andere Mal dieselbe Lektion zu verstehen geben: Ich kapier euch einfach nicht!
Ich kapiere weder wie und warum euer Gehirn tickt noch dass ich euren flüchtig dahingeworfenen Botschaften und den darin versteckten Himmelfahrtsrichtungen eurer Selbst Herr werden kann. [Wie wars denn nun eigentlich gemeint?]
Immer wieder verheddere ich mich in eurem fiesen Spinnennetz aus ambivalenten Andeutungen und ruckhaften Zurückweichungen [Wohin will der Vogel denn nun?] und weiß am Ende nicht mehr wo mir Kopf und Herz steht!...
Ein ewig-durchtriebenes Katz- und MausSpiel, in dem nicht ganz klar wird, wer nun eigentlich wen "jagt".
Uneinsichtige Wild-West-Methoden im Gerangel der sich gegenseitig Belauernden...
...Bin ich im Grunde einfach unfähig, bei diesem perfiden Männlein-Weiblein-Geplänkel mitzuspielen?
Komme ich von einem ganz anderen Stern, um den Modus Operandi dieser eigenen Kosmologie zu verstehen?
Oder ergeht es den "Anderen" eigentlich nicht anders?
Wer kommt eigentlich im Gelage der Geschlechter noch mit?
[Unverständnis auf beiden Seiten?]
...
...all the children are insane...
...
Habe mich ja vor ein paar Tagen mal wieder als höchst charmanter "Vermittler" beim SpeedDating engagiert, und mußte doch erneut feststellen, dass diese so vollkommen aus jedem Kontext gerissene, auf Gedeih und Verderb inszenierte Art der modernen Kontaktaufnahme wohl als signifikantes Zeichen völlig verschobener Rahmenbedingungen der Liebe zu gelten hat. [Die postmoderne "Sozial-Apokalypse" lässt grüßen.]
Was mich nach wenigen Atemzügen zu der eher generellen Frage bringt:

Wie ergeht es denn letztlich der "Liebe" in Zeiten von diktatorisch regierendem Konsumismus, knallhart-ökonomischem Kalkül und sexuellem Wettbewerb auf allen Ebenen?

Und augenblicklich krame ich das im letzten Herbst eher "unbeteiligt" und mit einigem Stirnrunzeln studierte Buch der israelischen Soziologin Eva Illouz Warum Liebe weh tut wieder hervor.
Auch wenn mir Illouz' allzu plakativer und wiederholt engstirnig-einseitiger VerÖkonomisierungs-Stil noch immer gegen den Strich geht, erkenne ich heute, im Moment des Aufsammelns meiner eigenen DürftigkeitsScherben, mehr Parallelen und persönliche Verweise als mir vielleicht lieb sein möchte.
Ihr allgemein geltender SektionsBefund der GegenwartsGefühligkeit fällt dabei so leidenschaftslos und doch rigoros scharfsinnig aus wie der fade Beigeschmack ungefrühstückter Magenkrämpfe:

Die Moderne  - eine einzige "Ernüchterung".
Das Leben - "entzaubert".
Der Schrecken des Nichts, der im Taumel von Entmystifizierung des Lebens, durchgreifender  Rationalisierungsprozesse auf allen Ebenen und beschleunigter Technologisierung nach Luft zu schnappen versucht.

"...die Vernunft machte die Welt berechenbarer und sicherer, aber auch nichtssagender..." [Illouz, S.284]

In einer Gesellschaft, die auf ständige Problemlösung, Gewinnmaximierung und Verwissenschaftlichung getrimmt ist, sollen Risiken bitteschön so kalkulierbar wie möglich sein, geraten Selbstregulierung, Selbstverwirklichung und Optimierung von Möglichkeiten zum "Lebensprojekt der persönlichen Erfüllung" [Illouz, S.365]. Dass wir zuallererst das eigene Selbst einem fortlaufenden Prozess der Narrativierung, Pathologisierung und Überwachung unterwerfen, kam nicht erst mit Sigmund Freuds Psychoanalyse und deren Aufladung des Alltäglichen mit Sinnhaftigkeit auf [Stichwort: "Wir sind alle ein wenig hysterisch."]. Im Zeitalter der Berater- und Selbstverbesserungskultur haben wir die permanente Selbst-Hinterfragung auch bitter nötig, scheinen wir uns doch in einem Heer von Namenlosen kaum noch selbst auszumachen.

"Ah, die Vernunft, der Ernst, die Herrschaft über die Affekte,
diese ganze düstere Sache, welche Nachdenken heisst,
alle diese Vorrechte und Prunkstücke des Menschen:
wie theuer haben sie sich bezahlt gemacht!
wie viel Blut und Grausen
ist auf dem Grund aller "guten Dinge"!..."                        [ F. Nietzsche - Zur Genealogie der Moral ]

Dieser omnipräsente Individualisierungsdrang, damit wir überhaupt für uns und die anderen erkennbar werden, verzwirbelt sich im Strudel des Gefühls einer rasanten Rastlosigkeit zum übertölpelten UnsicherheitsFatalismus und ewiger Entscheidungsblockade: Es überschlagen sich die Informationen und Ereignisse, die Moden, die Lebensentwürfe, die Hip-ness und Sinnfaktoren. - Eine Beständigkeit der rapiden Richtungswechsel, ein fast unübersichtlicher Pool an Auswahlmöglichkeiten, die dank Internet und unzähligen HopOn-HopOff-Optionen sich zur Unendlichkeit multiplizieren lassen. Und wir mitten in diesem wirren Knäul der Eventualitäten mit dem Gefühl, kaum noch hinterherzukommen. [Wohin will ich nur?] - Die Identitäten schwanken. Und wir mit ihnen.
Wir hadern. Wir flüchten in die Unverbindlichkeit. Halten uns jegliche Türchen offen, um auch ja nix zu verpassen. ["...da das Selbst von morgen ein anderes ist als das von heute." - Illouz, S.189]. 
Und genauso zaghaft wie wir mit unserem eigenen LebensProjekt umgehen, verfahren wir auch in Sachen moderner Liebes"Spiele" [Obwohl "Spiele" nicht allzu wörtlich genommen werden sollten, unterliegen unsere Herzensangelegenheiten heute mehr denn je einer ständigen KontrollWütigkeit, detailgenauen Kommentierung und minutiösen Zerlegung. Intuition adé!].
Ein bißchen Geplänkel hier, ein wenig "Casual Sex", hooking up und ganz viel "variety drive" [Illouz, S.159] dort. Bloß nicht festlegen. Bloß nicht das Erstbeste nehmen [Es könnte ja noch soviel Anderes, soviel "Besseres" kommen! - Maximizing-Strategie statt bloßem Satisficing.] - Verbindliche Versprechen werden nunmehr als Bürde des Selbst im Kampf um sein Selbstverwirklichungsideal gesehen. Gedämpfte GefühlsTaktiererei, kurzfristiges "Vertragsdenken" [Illouz, S.132] [Stichwort: "LAT - Living Apart Together" - Illouz, S.131] und immerwährende Wählerischkeit regieren den Schauplatz der Liebeleien.
Und dennoch: Gerade weil die eigene "Wertigkeit" stets fraglich ist - im Angesicht unberechenbarer Geschmacksdynamiken, die den Anerkennungsprozess so überaus kompliziert werden lassen, und der akuten Angst der "sozialen Unsichtbarkeit" [Axel Honneth] - erfährt die Liebe respektive ihre Funktion als "Schauplatz der Aushandlung von Selbstwertgefühl" [Illouz, S.215] heute eine so immense Bedeutung.

"...gerade weil der moderne Individualismus mit der Schwierigkeit zu kämpfen hat, ein Selbstwertgefühl zu begründen - und weil der Zwang, sich von anderen zu unterscheiden und ein Gefühl von Einzigartigkeit auszubilden, mit der Moderne erheblich zugenommen hat." [Illouz, S.210]

Nur wer geliebt wird, wird von seinen Unsicherheiten erlöst, erfährt eine entscheidende Gewichtung seiner eigenen sozialen Geltung, die heute - im Vergleich zu vormodernen Gesellschaften - mehr denn je durch ANDERE konstituiert wird [Und nicht durch vorformulierte soziale Rollen, die dem öffentlichen Rang entsprechend ausgeübt werden.]. Der soziale Wert - eine performativ, durch ständig wiederholte Rituale in der Interaktionskette ausgehandelte "soziale Ressource" [Randall Collins].
Suche nach Anerkennung, emotionaler Hunger nach Bestätigung [Denn Eigenliebe kann die Aufwertung durch den Anderen nicht ersetzen!] - das sind die Motivationskriterien, wenn wir in die "Kampfarena" [Illouz, S.144] der Liebe einsteigen. Was wir auf den Kontaktmärkten der Geschlechter suchen, entspricht demnach mehr der Kategorie eines "Erotischen Kapitals" [Illouz, S.108], das vorallem bei den Männern als Bestandteil einer weitergefassten ökonomischen StatusAnhäufung fungiert. 
Es geht bei aller "Liebe" also nicht mehr um Ekstase, Selbstaufgabe und dem Vermögen, sich durch impulsive Emotionalität "verzaubern" zu lassen. Nein! Denn was vielmehr zählt, das ist die eigene Konkurrenzfähigkeit in der ewigen Schlacht der Aufmerksamkeiten. Das ist die taktische "Inanspruchnahme durch den Anderen" [Illouz, S.242] zur Festschreibung und Maximierung des eigenen Selbstwerts.
Doch gerade hier liegt auch die Gefahr des Individuums, sich zu "verzocken", und der für Illouz geltende Unterschied zwischen Männern und Frauen [Den ich jedoch vehement anzweifeln möchte!]: Im unausweichlichen Widerstreit zwischen dem autonomen Selbst [Und seinem Selbstbehauptungsdrang.] einerseits  und der "zweifelhaften" Entäußerung der eigenen Freiheit andererseits [Wenn mehr investiert wird, wenn die eigene Verfügbarkeits- und Willigkeitserklärung die des "Gegenspielers" übersteigt.] ist ökonomisches KALKÜL gefragt.
>>> Wer liebt mehr? Wer gibt mehr? Wer veroffenbart sich am meisten? Denn: Wer im Spiel um die gegenseitige Wertzuschreibung [Was für Illouz im Grunde die Essenz der "Liebe" darstellt.] letztendlich eine Zurückweisung erfährt, der leidet nicht nur an Herzschmerz und dem desillusionierenden Zusammenbruch einer eventuell doch aufgekommenen Re-Romantisierung der eigenen Gefühligkeit. Nein! Der riskiert vielmehr eine quälende "Zurückweisung des Selbst" [Illouz, S.69] und damit eine Herabsetzung der eigenen Wertigkeit. [Der mit dem "größeren Herz" ist also der Loser!]

Laut Illouz haben in diesem Kampf AUTONOMIE vs. ANERKENNUNG die Männer die entscheidende Nase vorn. Denn nach ihr verfügen wir Frauen über erhebliche "Mängeleigenschaften", die unsere Position im entscheidenden GefühlsGerangel maßgeblich schmälern.

1. Der kognitive Zwang der Zeitkategorie:
Zum einen stellt der weibliche Körper (stärker als der männliche) eine "über die Zeit definierte und somit vom Verfall bedrohte Einheit" [Illouz, S.148] dar, die sich dem Diktus der "Sexyness" und der Vorherrschaft immer rigiderer Schönheitskriterien unterwirft, sich damit aber auch einem stärkeren Bewußtseins des Alterns gegenübergestellt sieht. Zum anderen bestimmt die Ökologie der "biologischen Uhr" weibliche Wahrnehmungen und Paarungsstrategien. Beide Zeitfaktoren begrenzen gefühlt den Rahmen, in dem die Frau ihre Weiblichkeit noch ausspielen kann, um den "einen richtigen" Partner zu finden, in einem solchen Ausmaß, dass beim Überschreiten gewisser imaginärer "DeadLines" bei der Frau der wachsende Eindruck eines "sich schließenden Fensters" [Illouz, S.149] entsteht. - Manchmal auch mit geradezu "apokalyptischen" Zügen, wie folgendes literarisches Beispiel humoristisch belegt:

"Wenn Frauen von den Zwanzigern in die Dreißiger übergehen ... [verlieren] ... selbst die coolsten Frauen [...] die Nerven und haben mit den ersten Anfällen von Lebensangst zu kämpfen: zum Beispiel einsam und allein zu sterben und drei Wochen später gefunden zu werden, angenagt vom eigenen Schäferhund." [:-)]                                                                                                                                            
                                                                                                                                              [Helen Fielding - Bridget Jones' Diary]

Das Empfinden schwindender Optionen veranlasst die Frau zu einer stärkeren "emotionalen Verfügbarkeit" und "emotionalen Expressivität" [Was die Absichten und Verbindlichkeiten angeht.], die das weibliche Geschlecht jedoch in den Augen von Illouz [Und damit auch in den Augen der Männer.] ins Hintertreffen geraten lassen. Denn: "Eine 'ernsthafte' Frau [die ihre Bindungswilligkeit äußert] stellt keinen Sieg über andere Männer [auf dem sexuellen Feld] dar" [Illouz, S.157]. - Es mangelt ihr somit an "Wert" und sie wird umgehend "uninteressant", ja wirkt sogar "dumm"! [Wie folgende Aussage eines 36jährigen Angestellten "ernsthaft" glauben lassen will!]:

 "Die Wahrheit ist, wenn jemand schreibt, daß er eine ernsthafte Beziehung sucht, dann ist das abschreckend. Ich halte diese Frauen für dumm. Weil man weiß, daß man sie leicht manipulieren kann. Eine Frau, die etwas "Ernsthaftes" sucht, hat man im Grunde in der Tasche. Und das ist nicht so interessant."                                                                                                                                                                                                                   [Illouz, S.155] 

 2. Die der Frau immanente, an Exklusivität orientierte Paarungsstrategie [Vor dem Hintergrund der Reproduktionsausrichtung!!] steht im starken Kontrast zur SerialitätsStrategie [Und damit einhergehend: emotionale Verweigerung/Distanz als Autonomiemetapher.] der Männer: Streben die Frauen "...ihr ganzes Erwachsenenleben lang danach [...], Verschmelzungsbeziehungen (fusional relationships) mit anderen zu reproduzieren" [Illouz, S. 136], haben die Männer dagegen ein ausgeprägtes Bewußtsein der Getrenntheit und der "kumulativen Sexualität" [Illouz, S.142] entwickelt. Dieses "emotionale Ungleichgewicht" in der Ausrichtung der Beziehungsstrategien hat zur Folge, dass die Herren der Schöpfung aus einer distanziert-kontrollierten Perspektive das PaarungsGeschehen dominieren, ja durch ihre "emotionale Herrschaft" [Illouz,S.199] die Regeln des Zusammenspiels diktieren können! [Oh-hah! Das muss ich erst einmal sacken lassen...]

3. Herrscht durch demographische Verschiebungen [Was Erwerbskraft und Bildungsniveau anbelangt. - Bei beiden Faktoren "verloren" die Männer seit den 1980er Jahren!]] ein generelleres Ungleichgewicht an Wahlmöglichkeiten, speziell ein Engpaß an gebildeten, wohlsituierten Männern vor, der den Frauen eine Diskrepanz in der Größe ihres AuswahlPools beschehrt und den Männern zugleich einen leichteren sexuellen Zugang zu einer größeren Zahl von miteinander konkurrierenden, möglichen Partnerinnen erlaubt.

4. Scheint besonders das weibliche Geschlecht dafür prädestiniert zu sein, in die immergleiche "Falle" der SELBSTBESCHULDIGUNG zu tappen. [Die "Schuld", zu sehr zu lieben!] - In Zeiten von schwankenden Identitäten und Positionen des Selbst gelingt es immer seltener, dem Verhalten anderer moralisches Gewicht beizumessen und, entscheidender noch, sich nicht in die Schwächen des Anderen verstrickt zu fühlen.
Trennung und Verlassenwerden entsprechen damit nicht nur der bereits erwähnten "Zurückweisung des Selbst", sondern werden zudem als hinreichendes, wenn auch "unverstandenes Manko" [Illouz, S.268] des Selbst aufgefasst. Generöse Selbstanklage der eigenen möglichen "Defizite" [Vor dem Hintergrund der "therapeutischen Kultur" der Selbstkontrolle.] statt klare Verurteilung des moralischen Fehlverhaltens des Anderen. 

"...Vielleicht, wenn ich nicht so anspruchsvoll, so ungeduldig, so engstirnig gewesen wäre. Vielleicht ... vielleicht war alles mein Fehler?" [Suzanne Schlosberg - Stell dir vor, du bist Single - und keiner merkt's]

Warum aber ist die Selbstbeschuldigung augenscheinlich eher ein "Frauenproblem" als ein Männerproblem?
Illouz liefert dazu folgende Erklärungsansätze:
> Der Selbstwert der Frauen scheint mehr noch als der der Männer [Die ja ihre persönliche Anerkennung noch immer hauptsächlich auf dem großen Spielfeld der Ökonomie und eben durch andere Männer! finden.] mit den Bestätigungs- [Und Ablehnungs-]Mechanismen der Liebe verknüpft zu sein.
> Da die Frauen nach wie vor die Hauptzielgruppe psychologischer Ratgeberliteratur darstellen [Man vergleiche nur einmal die unglaubliche Bandbreite an weiblich adressierten Zeitschriften und "Psycho"Büchern, die dem "irritierten", "beziehungsgeschädigten" FrauenIndividuum ein detailliertes Vokabular zur Selbst-Interpretation, -Hinterfragung und -Bewältigung mit an die Hand geben.], verinnerlichen diese auch vielmehr eine selbstkritische TherapieSprache, die aus anfänglich geringen Selbstzweifeln wahre "Unzulänglichkeiten" der eigenen Person werden lässt.

Und 5. Die durch Werbeindustrie und massengefertigte Medienbilder vorgelebten-vorkonditionierten Phantasien und Sehnsüchte erreichen Frauen scheinbar in größerem Ausmaß und Wirkung als Männer. [Auch wenn sich dieser Unterschied wohl durch die wachsende Bedeutung und Beschleunigung dieser Imaginationstechnologien sowie durch die zunehmende, geschlechtliche Egalisierung aller Lebensbereiche in naher Zukunft aufheben wird.]
Dass diese vorweggenommenen, institutionalisierten Gelüste und Gefühle dem weiblich-begehrenden Subjekt zur "Gefahr" werden können, verdeutlicht folgende Aussage der Modern-Love-Kolumnistin Anna Breslaw, die mit der Videosammlung ihrer Tante als kognitive SozialisationsSchablone aufgewachsen ist:

"...[Ich bin] darauf konditioniert, nette Männer an mir abprallen zu lassen und nur dann jemanden leidenschaftlich zu küssen, wenn im Hintergrund meine Stadt in Flammen steht." [:-)]  [Illouz, S.380]

Der "geistige Probedurchlauf narrativer Skripte" [Illouz, S.384] noch VOR der eigentlichen Realität, das Sehnen nach der eigenen rührseligen, händchenhaltenden Kitsch-Love-Story "wie im Kino". - All das lässt die Kluft zwischen imaginierten Lebensläufen einerseits und den real Existierenden andererseits immer weiter wachsen. Fiktion und Realität überlagern sich soweit, dass dann - im Moment der Rückbesinnung auf die eigentliche "Wahrheit" - alle hochgeschraubten, überhöhten Erwartungen augenblicklichst zusammenbrechen: Schmerzliches FALLING DOWN. ENTLEERUNG der Wirklichkeit. Chronische ENTTÄUSCHUNG und Unzufriedenheit, die sich in vermehrter SelbstschutzIronie und überpingeliger "Gereiztheit" an kleinsten "unpassenden" Einzelbestandteilen [Ob nun am eigenen Selbst oder am Partner.] entladen.

>>> Die Quintessenz, vorallem aus den ersten drei weiblichen "Mängelfaktoren", lässt sich in der quasiökonomischen Koppelung vom beständigen Begehren des Subjekts und der Dynamik der Knappheit festhalten. Oder einfacher ausgedrückt:

"Derjenige, der mehr begehrt wird, hat mehr Macht."
                                                                             [Das sagt ... ein Mann! Ein Hochgebildeter zudem! - Illouz, S.161]

 >>> Den drastisch zugespitzten Worten von Shulamit Firestone folgend: Haben wir Frauen es also letztendlich nur noch mit männlichen "EMOTIONALEN PARASITEN" [Illouz, S.137] zu tun, die zwar "Liebe"/Beachtung/Wertzuschreibung annehmen können, jedoch außerstande sind, diese(s) selbst hervorzubringen bzw. zu erwidern??? [Ohyeah!]
>>> Ziehen wir Frauen in der utilitaristisch-"kapitalistisch"-höchsteigennützig angelegten "KOSTEN-NUTZEN-RECHNUNG" [Illouz, S.299] der Männer automatisch [Und immer?] den Kürzeren,
weil wir Frauen...
...dann doch immer wieder in den Zustand "emotionaler Unreife" [Illouz, S.295] zurückfallen und den gleichen "Irrtum" begehen, uns auf das anscheinend "aussichtslose" Spiel mit den Männern einzulassen?
...uns durch nagenden Selbstzweifel und dem trotzig aufrechterhaltenen Glauben an ein imaginiertes Hollywood-Happy-End zu "perfekten Opfern" stilisieren lassen?
...mehr als die Männer Tribut an die eigene Zeitlichkeit zahlen müssen und dadurch in die "Schnell-Schnell"-Handlungsbredouille geraten [Die wiederum die männliche Spezie hochkantig verschreckt und zurückweichen lässt.]?
...zuviel erwarten und wollen und noch VOR dem Real-Möglichen [Anhand effizienter AusschlußKataloge.] alles zerlegen, kritisieren und vergleichen?
... - mit dem Wissen der eigenen Austauschbarkeit [Siehe allein der reiche "Fundus" an Mitkonkurrentinnen im Onlinebereich, der die "bestmöglichste Wahl" ungemein radikalisiert hat.] - uns und unsere "Spieltriebigkeit"/Gefühligkeit automatisch zurücknehmen, um bloß nicht das Risiko einzugehen, "sich zu verschwenden" [Illouz, S.342]?
...weil "selbstzerstörerisches, nichtnutzenorientiertes Verhalten" auf dem "Transaktionsmarkt" der Geschlechter und Emotionen die eigene Wertigkeit zum Dahinschmelzen bringt?
...weil wir letztendlich - mit der "Kultur der Endlichkeit" [Illouz, S.312]/dem Wissen um die moderne Relativierung der Liebe im Nacken - in ernüchterte Ironie und gehemmte, emotionale Lethargie flüchten?



Es scheint: Die Liebe selbst spielt ein zynisches, immerwährendes PingPongSpiel mit uns.
Und ich weiß nach all dieser EndlosSchreiberei noch weniger als je zuvor.
...
Vielleicht muss ich aber auch nichts wissen.
Jetzt hier. Mit mir und meinem entleerten Kopf.
Ich setze einfach einen finalen Punkt.
Und "gut" ists.

Freitag, 10. August 2012

Swallow Today's Blankness.

Are you housed in me or not?
The tenant or the landlord of my skin?
Am I your avatar?
Are you my East Berlin?
Are we an I or each other's synonym?

[ Steve Gehrke - The New Self ]


[Und ich habe gerade erst angefangen....]

Donnerstag, 9. August 2012

Über dem Abgrund.

Nur wenige FilmMomente sind so zwiespältig, anfechtbar und heikel wie die letzten Minuten auf Zelluloid.
Das ist für gewöhnlich die Zeit, wenn der ohrenbetäubende Überbombast-Spektakel-Showdown sprichwörtlich die allerletzte Kulisse ehrwürdig zusammenkrachen lassen darf.
Der Augenblick der fulminanten, jede bisher zusammengebastelte FilmLogik konsequent wieder über den Haufen schmeißende, letzteingeworfene Drehung-Um-180-Grad im HandlungsPlot. - Der HundertprozentGarant für darauffolgende, verwirrte Fassungslosigkeit und anschließende nächtliche Diskussionsrunden an verrauchten Küchentischen.
Wenn der Countdown läuft und der filmischen Daseinsberechtigung langsam aber unvermeidlich die Puste ausgeht, dann rappeln sich all die In-Jeder-Sekunde-Dahin-Zu-Sterben-Drohenden nochmals zum Endspurt um die preisverdächtigsten Final Words der Filmgeschichte auf.
Noch schnell den Auftritt des Einsamen-Wolf-Ritts in die untergehende TechniColor-Sonne eingeschoben.
Dann.
The Final Take.
Der Schlusspunkt unter anderthalb-stündige "Quälerei", Treibjagd oder Flennerei durchs kinematografische Zirkusland. Je nach Gusto. Und fachmännischem Können natürlich.
Denn dass das "Schicksal" eines Films - ob nun hinauf in die geheiligten Gemächer des ewigen KinoOlymps oder aber tief hinab in die Höhle des totalen Vergessens und NimmerWiedersehns - , das hängt oft mehrheitlich vom Geschick des Regisseurs und Drehbuchautoren ab: How to close things right?
Bad Endings können genauso gut einen bis dato respektablen Streifen ins finale Aus befördern, wie Good Endings dem sonst nur Mittelmäßigen auf die Sprünge helfen können. Nur wenige Minuten entscheiden darüber, ob wir gefangen bleiben im geheimnisvollen Universum der FilmPhantasien und dieses mit hinüber in unsere allzu reale Welt nehmen oder ob wir uns alsbald von den verhunzten Möglichkeiten der AndersWelten abwenden und als "Bloody Shit" abhaken.
Was nun die Frage nach dem NonPlusUltra-Schlussakt angeht, kann ich zwar keine befriedigende Antwort liefern (Denn alles, aber auch alles liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters!).
Aber: Ich kann hier eine der wohl epischsten Final Scenes anführen, die mein Cinemaniac-Brain spontan ausgespuckt hat.

The Last of the Mohicans.
[R: Michael Mann, USA 1992]


Mehr heroische Tragödie geht einfach nicht!
Abgründig gewalttätig und dennoch voller Poesie - so vereinen sich am FelsKlippenFinale Verzweiflung und Erlösung, Tod und Rache.
Magua, der grimmig-kaltschnäuzige Hurone, der den Letzten der Mohikaner (den für G.fish damals sexiest Film-Indianer:-) einfach! in die Tiefe schickt. - Wer nach dem schwermütigsten FilmEnde Ausschau gehalten hat: Bitte sehr! Und: Es funktioniert immer noch!
Was diesen FinalAkt für mich jedoch so unvermeidlich "perfekt" macht, ist das begleitende Main Theme aus dem Soundtrack! Wenn ab 01:07 die Fiddle zum Spielen ansetzt, durchfährt mich ein jedes Mal ein kalter Schauer, der von der subtilen Bass-Line nur noch angeheizt wird!
[ Promentory - nach The Gael von Dougie MacLeon. Eigentlich ein schottisches Hochzeitslied. - Na, wenn das SO ist, dann her damit! Falls ich jemals....und so!:-)]

Und wie ich mich so durch die wirren youtube-Annalen durchklicke und -zappe, immer mehr im Sog der ultimativen Schlußpunkte gefangen, stoße ich doch jäh auf ein absolutes JUWEL: Gregory Campbell Johnson. - The mysterious man on guitar.
Nicht nur, dass dieses Genie seine eigene Version von eben Promentory eingespielt hat. Nein! Er hat sich doch glatt an das Main Theme einer meiner absoluten Best-Ever-Movies, The Promise aus
The Piano, herangemacht. Und ich kann nicht anders als den Atem anzuhalten...


Und um den Bogen nochmal zu den Most BreathTaking "Endings" zu schlagen - auch wenn diese Szene hier noch "weit" vor dem eigentlichen Ende kommt - , so steht sie doch für einen der lähmensten, aufwühlensten Climax-PlotPoints meiner eigens zusammengeschusterten Filmgeschichte. Ein Schweigen so brüllend vor Schmerz und Abneigung wie es kein noch so lauter Schrei vermag.


Und als finale Zugabe in diesem kleinen Schlenker der "Non-Happy-Ending-S" heute verabschiede ich mich
mit Johnsons Storm-Inspiring-KopfKino.
Es könnte glatt einer Anno-Dazumal-Cowboy-und-Indianer-Welt entsprungen sein, setzen sich doch bei mir augenblicklichst Wilde-Kurdistan-Ausgeburten im Hirn fest: Ein verwegener Ritt durchs verwunschene Tal-Getunnel. Schroffe Felsvorsprünge. Canyon-Geflirre. Der Sound holprigem Hufengeklapper zerbirst die Stille der staubigen HitzeWand. Die Luft schmeckt nach durchsickernder Coolness und subtilen FreiheitsPixeln. Der Marlboro-Man lässt grüßen!:-)

[Dabei sind seine Tonaufnahmen qualitativ so unverschämt gut, dass, einmal heruntergeladen, sich bei mir nun ein "unerklärlicher" In-Repeat-Modus eingestellt zu haben scheint....:-)]

Adíos mis companeros!

Montag, 6. August 2012

Empty Until Full.


Ich atme. Träge Fetzen abgestandener Luft.
Desolat. Klebe ich im Zimmer nebenan.
Stirngefaltet. Die Nachlässigkeit meiner Selbst.
Wie ein achtlos fallengelassener Waschlappen kratze ich die Überreste des Gedachten vom Boden.
Was habe ich eigentlich noch mit dem Leben zu tun?
Selbstvergessen. Widersetze ich mich meiner eigenen Wankelmütigkeit.
Niemals. Nimmer. Nicht.
So stolpere ich durch die armselige Kulisse der halbbesoffenen Tage.
Erkenne die eigene Feigheit kaum noch!
So dermaßen veräußerlicht erscheint mir mein leidliches Dahindämmern.
Wir können nie aus uns selbst aussteigen.
Meinte Pessoa einmal.
Gewiß.
Eine närrische Flucht ins Anderswo schliesse ich momentan ebenso aus,
Wie die sonst so übliche Taktik der Selbstverleugnung.
Irgendjemand.
Oder Irgendetwas.
Werde ich schon noch sein.
Doch nur einmal noch möchte ich das zappelnde Geschmeiß einer Begehrlichkeit,
Das nach Luft schnappende Etwas einer verqueeren Nacht sein.
Danach.
Kann das Entsetzen, leben zu müssen, wieder PingPong mit mir spielen.

[ Ich gebe zu: Ich habe wohl zuviel Pessoa gelesen in den letzten Tagen ... Wochen. - Dieses fahle, schwerfällige Unwohlsein, dass mir dort in konstantem Repeat um die Ohren weht, erlaubt keine allzugroßen Schlenker mentaler Verspieltheit. ]

Freitag, 3. August 2012

Klappe Zu-Affe Tot. Part3.

G.fish's inoffizieller City-Guide Amsterdam.

Small Bits and Pieces:



Yesterday is history.
Tomorrow is a mystery.
Today is a gift.
That is why they call it
'THE PRESENT'.

Galerie Lambiek.
[ Kerkstraat 132 1017 Amsterdam ]

Der angeblich World's oldest ComicShop - eine vollgestopfte Fundgrube all der Super-Anti-Hero-Bestrumpften, die ihr mal mehr mal weniger konsequentes KritzelDasein in den unzähligen Weiten ihrer Paralleluniversen auszutoben versuchen.
Ob nun mit holländischen, englischen, französischen oder deutschen Sprechblasen behaftet. - Alles geht, muss aber nicht.
Zum Fetten-Regenschauer-Abwarten reichts auf jeden Fall. Begegnete mir doch hier unerwartet mein unterschwelliges Alter Ego - Der Too Much Coffee Man !:-)
Ein koffeinabhängiger 'JederMann' im Ganzkörper-Unterwäsche-Aufzug, der durch seine mickrige BilderStreifenwelt im gewohnt satirisch-neurotischen Gewand streift: Zu oft Lost ! Zuviel existentielle Everyday-Ennui ! Ausweglos depressiv! Wilde Fetzen kunstvoll-verwirrender Monologe, verdrehte Kommentare der So-Nichts-Generation, endlose Ausflüchte eines Apokalyptischen-Reiter-Philosophen. - Der Amerikaner Shannon Wheeler hält mit seiner "Junkie"-Figur, die eigentlich nur als billiger Gag anfing, die passende Antwort für gegenwärtige Silliness gepaart mit zynisch zusammengemeißelter Bitterkeit parat.
Brain © Shannon Wheeler.
Check: Lambiek Online.  [Mit einer mehr als 11.000 Künstler umfassenden Comiclopedia zum Rumstöbern und Abschweifen...]

Und weil wir gerade bei "albern" waren...
...gibts die brillianten SongTextInterpretationsKünste des David Armand gleich hinterher: Er ist der Gott der unverschämt amüsanten Gesichts-"Ausreißer". Britischer Humor vom Feinsten. Und: Wer sich mal den kurzweiligen Spass erlauben will, der versucht sich mit dem "Ton leise"-Button und SelberRätseln...





Da passt dann hier auch gleich der kunterbunte Bambi-Meets-MexicanHalleluja-Kosmos von
Kitsch Kitchen überaus passabel rein.
[ Rozengracht 8-12 1016 Amsterdam ]


Aus allen Winkeln drängen sich in diesem poppigen LifeStyleAccessoireLaden auf zwei Ebenen die knalligsten Deko-Artikel ever ins Auge des Betrachters: Ob nun üppige Matroschka-Familien neben bestickten BambiKissen à la Oma oder die bekreppten Piñata-Figuren, ausladenden Blumengirlanden und der religiöse KitschMix aus Mexiko. Schräge Kindergeburtstage und GartenzwergRomantik lassen augenblicklich grüßen.



That's it: Schillernder Hyper-Krimskrams für den garantierten Eyecatcher im Wohnzimmer. Und prompt vergißt frau ihre gewohnte, überkandidelte Purismus-Schiene und driftet gnadenlos in Retro-AntiStil-Kapriolen hinab.
Check: Kitsch Kitchen. 

Und wer seine ShoppingBags noch nicht ausreichend gefüllt zu haben meint, der schaut zum Schluß noch mal bei
Waterstones - dem englischen Buchladen par excellence vorbei.
[ Kalverstraat 152 1012 Amsterdam ]

Hätte ich mich nicht dem konsequenten Diktat meiner eigenen GepäckRestriktionen unterworfen, ich wäre doch glatt mit mindestens zehn!!! neuen Büchern unterm Arm wieder herausgekommen. Aber es gibt ja GottSeiDank die bequemen VonZuhauseAusOptionen womit ein jeder Buch-"Verrückte" seine Will-Ich-Haben-Unbedingt!-Liste abarbeiten kann. Trotzdem: Gut, dass ich schon nen VorabBlick reingeworfen habe, sonst wäre mir doch glatt noch das hier entgangen:
 
Street Sketchbook und Street Sketchbook Journeys. [Tristan Manco, Thames&Hudson]

Faszinierende Einblicke in die Skizzenbücher der StreetArtisten From around the World.

"Each page is a window into the artist's life, with personal and professional highs and lows, bursts of activity [...] contrasting with more introspective moments."  
[T. Manco]

Ob als tägliches Ritual [ ...to let the brain run loose for a while... ] oder mehr funktional [ konzentrierte Ausarbeitung von Ideen ] eingesetzt. - Die Sketchbooks strahlen in ihrer Diversität an Stilen, Arbeitsmethoden, persönlichen Einflüssen und innovativen Ansätzen nur so vor kreativen Möglichkeiten. Flüchtig festgehaltene Momentaufnahmen, spontane AlltagsRandnotizen auf losen Zettelwirtschaften und buntes BuchstabenGekritzel vereinen sich mit ausgeformten BildKonzepten, durchkolorierten Graphiken und bereits an sich kunstvoll zusammengesetzten Collagen.


Ein Schmelztiegel voll animalischer Monster, trunkener Kinderzeichnungen und urbaner Weirdness. Ein Schaukasten der verborgenen Experimental-Laboratorien. Absolutes Must-Have für jeden Inspirations-"Süchtigen"!




Cement Eclipses. [Isaac Cordal, Carpet Bombing Culture]

Small Interventions in the Big City. - Kleine Männer in Grau. Unbeweglich. Passiv. Langsam versinkend. Aufgehangen am Stacheldraht. Endlos wartend. Suizidgefährdet. Cordals AsphaltGestalten, mal mehr mal weniger in tragische Momente "...such as accidental death, suicide or family funerals" verstrickt, sind die unscheinbar-farblosen Concrete Avatars der baufälligen Seitenstrassen, zugemüllten Ecken und gottverlassenen Häuserschluchten. Sie stören die kalte Langeweile der Stadtlandschaft mit unmerklichen Brüchen voll menschlicher Eindringlichkeit. Ambiguous Short Stories about the Faceless "Everyman". Melancholisch in Szene gesetzt mit einer gehörigen Portion Humor, kämpfen die kleinen grauen Männchen den StellvertreterKampf aller: Was es zum Beispiel - für jeden von uns - heißt, dem tristen, urbanen Moloch ein irgendwie relevantes Leben abzustrotzen. Wie unterschwellige Geister unserer eigenen Identitäten widersetzen sie sich dem blanken Pessimismus unserer Zeiten. Und auch wenn in ihren verlorenen Erscheinungen latent die grauen, Zeit stehlenden Herrschaften aus Michael Endes Momo heraufzublitzen scheinen, bewahren sich Cordals Zementgeschöpfe doch die Fähigkeit zu einem verschmitzten Lächeln en passant.


Little People in the City. The Street Art of Slinkachu. [Boxtree]

Bereits in Melbourne waren mir diese MikroParalleluniversen des StreetArtisten Slinkachu ins Auge gesprungen. Aber es bedurfte erst eines erneuten Reminders, damit auch ich endlich seine mit skurriler Absurdität, schräger Obszönität und banaler Monochromie vollgepackten Miniwelten gänzlich entdecken konnte. Ob Straßenprostitution, Gewaltverbrechen mitten im Park, Killerbienen (die keine Haustiere sind!), die KaugummiFalle oder der Hundeschiß, der zum polizeilichen Terror Alert wird: Wie bei Cordal "kollidiert" Mensch hier mit den Materialien der Metropole. Dabei scheinen die Gestalten auf abenteuerliche Weise ein jedes Mal ums Überleben zu kämpfen und mit respektvoller Anerkennung muss der Betrachter eingestehen, dass ihnen dies zumeist bravouröser gelingt als so manchem "Riesen" der "Überwelt".
Seitdem ich nun dieses Buch in den Händen hatte, komme ich nicht umhin, bei meinen sporadischen  Spaziergängen durch die Straßen immer wieder einen verstohlenen Blick entlang der Bordsteinkanten, Mülltonnen und Gullideckeln zu werfen. Sie könnten ja gerade dort hilfeschreiend am Abgrund hängen! Unsere kleinen "Mitbewohner"!


Nach all dem Shopping-"Wahn" ist dann unbedingte "Erholung" angesagt. Und da ein "Jedermann" sich ja in Amsterdam ausschließlich mit dem Rad fortzubewegen scheint [So auch der G.fish auf seinem urig-rostigen Drahtesel...


...ist der Weg zum Westerpark bzw.
De Bakkerswinkel auch nicht utopisch weit entfernt.
In hyper-gemütlicher, Selfmade-Atmo mit Industrial-Lampen und AntikSammelsurium lassen sich am rustikalen Großtisch bezaubernde Leckereien wie Haselnuss-Lemon-Kuchen, Büffelmozzarella-AprikosenChutney-Sandwiches oder Zimt-Scones mit genialem Lemon Curd verputzen.
Apropos Lemon Curd: Auch das war mir bereits in "Fuckin' Australia" begegnet, doch hatte ich dort in all meinem "Survival-Stress" keine Zeit zum Testen gehabt. Doch seitdem ich nun in Amsterdam den ersten (und nicht! letzten) Löffel abgeleckt habe, könnte ich mich in diesen vor ZitronenGeschmack nur so strotzenden "Aufstrich" (ist eigentlich zu fast allem zu gebrauchen!) glatt hineinlegen.
Und: Der G.fish beweist nun hier all den "Zweiflern", dass Lemon Curd das verdammt Einfachste der Welt ist:

How2Make The Best Lemon Curd in the World.
[Für ca. zwei Gläser]



Frau nehme 3-4 Zitronen. Schale abreiben, Saft auspressen.
Für das Wasserbad in einem Topf etwas Wasser zum Kochen bringen [Die später daraufzusetzende Schüssel darf das Wasser nicht berühren!]
In eine Glas- oder Metallschüssel 3 große Eier, 155g Zucker sowie Zitronenabrieb und -saft schubsen.
Mit einem Schneebesen gut verrühren.
Nun die Masse über dem Wasserbad weiter aufschlagen [ca. 10-15 Minuten] bis sie eine dickliche Konsistenz hat.

 
Die Schüssel vom Topf nehmen und 85g in Scheiben geschnittene Butter einrühren bis diese vollständig geschmolzen ist.
Das Ganze nun in vorher gut ausgespülte/sterilisierte Gläser abfüllen. Zudrehen. Auf den Kopf stellen für ein paar Minuten [wegen dem Vakuum].
Thats it. Fertig ist das beste Lemon Curd der Welt!:-)


Pavlova meets Passionfruit Curd.
[Da fest verschlossen braucht es zur Aufbewahrung erst dann in den Kühlschrank, wenn frau sich nicht mehr "beherrschen" konnte...]
[Ob als Brotaufstrich, zur DessertDeko oder zum Füllen von Keksen und Tartes. Nix muß, aber alles geht.]

[Alternativ: Passionfruit Curd - Wow!]


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Open Your Eyes...

SO,
damit fällt nun die finale Klappe zum Kapitel Amsterdam. - Schön wars.
Aber der G.fish wird von künftigen Vertiefungen der "Materie" bis auf Weiteres absehen.
Ende.Aus.Mickey.Maus.

Zur ganzen G.fish-in-Amsterdam-Parade gehts hier entlang ...

Donnerstag, 2. August 2012

Ich habe mich atmen gespürt.





No one asks me to do anything.
Vainly, I have the feeling that this is of my choice, not theirs;
And there is luxury in being quiet in the heart of chaos.

[Virginia Woolf - Diary Entry 23 of June 1927]