Donnerstag, 16. August 2012

Das Elend der Liebe in Zeiten permanenten Begehrens und Infragestellens.

Eine nüchterne Erkenntnis ließ mich die Tage leicht verunsichert aufhorchen:
Es scheint, im unverfänglich vor sich hinsprießenden Getümmel der (ab)sonderlichen Männerspezies verzettel ich mich ebenso immer wieder gerne wie es mir augenscheinlich auch nicht zu gelingen vermag, meinem kläglichen Dasein im Hier und Jetzt auf die Sprünge zu helfen.
Zu schnell und ungehalten presche ich - hier wie da - im erstrealisierten Moment los. Biete eine gehörig kopflose Sturm-und-Drang-Performance dar mit bis zu den Haarspitzen beschämend-brutalen Selbst-Erniedrigungs-Szenarien. - Immer knapp an der eigenen Schmerzgrenze vorbei damits sichs hinterher auch so richtig schön "Vorzeige"-Leiden lässt.
[Wer zu entschlossen ist, der verliert?]
Scheinbar wähle ich mir dazu immer die gleichen "Attacke-Opfer" aus, die mir aber auch ein ums andere Mal dieselbe Lektion zu verstehen geben: Ich kapier euch einfach nicht!
Ich kapiere weder wie und warum euer Gehirn tickt noch dass ich euren flüchtig dahingeworfenen Botschaften und den darin versteckten Himmelfahrtsrichtungen eurer Selbst Herr werden kann. [Wie wars denn nun eigentlich gemeint?]
Immer wieder verheddere ich mich in eurem fiesen Spinnennetz aus ambivalenten Andeutungen und ruckhaften Zurückweichungen [Wohin will der Vogel denn nun?] und weiß am Ende nicht mehr wo mir Kopf und Herz steht!...
Ein ewig-durchtriebenes Katz- und MausSpiel, in dem nicht ganz klar wird, wer nun eigentlich wen "jagt".
Uneinsichtige Wild-West-Methoden im Gerangel der sich gegenseitig Belauernden...
...Bin ich im Grunde einfach unfähig, bei diesem perfiden Männlein-Weiblein-Geplänkel mitzuspielen?
Komme ich von einem ganz anderen Stern, um den Modus Operandi dieser eigenen Kosmologie zu verstehen?
Oder ergeht es den "Anderen" eigentlich nicht anders?
Wer kommt eigentlich im Gelage der Geschlechter noch mit?
[Unverständnis auf beiden Seiten?]
...
...all the children are insane...
...
Habe mich ja vor ein paar Tagen mal wieder als höchst charmanter "Vermittler" beim SpeedDating engagiert, und mußte doch erneut feststellen, dass diese so vollkommen aus jedem Kontext gerissene, auf Gedeih und Verderb inszenierte Art der modernen Kontaktaufnahme wohl als signifikantes Zeichen völlig verschobener Rahmenbedingungen der Liebe zu gelten hat. [Die postmoderne "Sozial-Apokalypse" lässt grüßen.]
Was mich nach wenigen Atemzügen zu der eher generellen Frage bringt:

Wie ergeht es denn letztlich der "Liebe" in Zeiten von diktatorisch regierendem Konsumismus, knallhart-ökonomischem Kalkül und sexuellem Wettbewerb auf allen Ebenen?

Und augenblicklich krame ich das im letzten Herbst eher "unbeteiligt" und mit einigem Stirnrunzeln studierte Buch der israelischen Soziologin Eva Illouz Warum Liebe weh tut wieder hervor.
Auch wenn mir Illouz' allzu plakativer und wiederholt engstirnig-einseitiger VerÖkonomisierungs-Stil noch immer gegen den Strich geht, erkenne ich heute, im Moment des Aufsammelns meiner eigenen DürftigkeitsScherben, mehr Parallelen und persönliche Verweise als mir vielleicht lieb sein möchte.
Ihr allgemein geltender SektionsBefund der GegenwartsGefühligkeit fällt dabei so leidenschaftslos und doch rigoros scharfsinnig aus wie der fade Beigeschmack ungefrühstückter Magenkrämpfe:

Die Moderne  - eine einzige "Ernüchterung".
Das Leben - "entzaubert".
Der Schrecken des Nichts, der im Taumel von Entmystifizierung des Lebens, durchgreifender  Rationalisierungsprozesse auf allen Ebenen und beschleunigter Technologisierung nach Luft zu schnappen versucht.

"...die Vernunft machte die Welt berechenbarer und sicherer, aber auch nichtssagender..." [Illouz, S.284]

In einer Gesellschaft, die auf ständige Problemlösung, Gewinnmaximierung und Verwissenschaftlichung getrimmt ist, sollen Risiken bitteschön so kalkulierbar wie möglich sein, geraten Selbstregulierung, Selbstverwirklichung und Optimierung von Möglichkeiten zum "Lebensprojekt der persönlichen Erfüllung" [Illouz, S.365]. Dass wir zuallererst das eigene Selbst einem fortlaufenden Prozess der Narrativierung, Pathologisierung und Überwachung unterwerfen, kam nicht erst mit Sigmund Freuds Psychoanalyse und deren Aufladung des Alltäglichen mit Sinnhaftigkeit auf [Stichwort: "Wir sind alle ein wenig hysterisch."]. Im Zeitalter der Berater- und Selbstverbesserungskultur haben wir die permanente Selbst-Hinterfragung auch bitter nötig, scheinen wir uns doch in einem Heer von Namenlosen kaum noch selbst auszumachen.

"Ah, die Vernunft, der Ernst, die Herrschaft über die Affekte,
diese ganze düstere Sache, welche Nachdenken heisst,
alle diese Vorrechte und Prunkstücke des Menschen:
wie theuer haben sie sich bezahlt gemacht!
wie viel Blut und Grausen
ist auf dem Grund aller "guten Dinge"!..."                        [ F. Nietzsche - Zur Genealogie der Moral ]

Dieser omnipräsente Individualisierungsdrang, damit wir überhaupt für uns und die anderen erkennbar werden, verzwirbelt sich im Strudel des Gefühls einer rasanten Rastlosigkeit zum übertölpelten UnsicherheitsFatalismus und ewiger Entscheidungsblockade: Es überschlagen sich die Informationen und Ereignisse, die Moden, die Lebensentwürfe, die Hip-ness und Sinnfaktoren. - Eine Beständigkeit der rapiden Richtungswechsel, ein fast unübersichtlicher Pool an Auswahlmöglichkeiten, die dank Internet und unzähligen HopOn-HopOff-Optionen sich zur Unendlichkeit multiplizieren lassen. Und wir mitten in diesem wirren Knäul der Eventualitäten mit dem Gefühl, kaum noch hinterherzukommen. [Wohin will ich nur?] - Die Identitäten schwanken. Und wir mit ihnen.
Wir hadern. Wir flüchten in die Unverbindlichkeit. Halten uns jegliche Türchen offen, um auch ja nix zu verpassen. ["...da das Selbst von morgen ein anderes ist als das von heute." - Illouz, S.189]. 
Und genauso zaghaft wie wir mit unserem eigenen LebensProjekt umgehen, verfahren wir auch in Sachen moderner Liebes"Spiele" [Obwohl "Spiele" nicht allzu wörtlich genommen werden sollten, unterliegen unsere Herzensangelegenheiten heute mehr denn je einer ständigen KontrollWütigkeit, detailgenauen Kommentierung und minutiösen Zerlegung. Intuition adé!].
Ein bißchen Geplänkel hier, ein wenig "Casual Sex", hooking up und ganz viel "variety drive" [Illouz, S.159] dort. Bloß nicht festlegen. Bloß nicht das Erstbeste nehmen [Es könnte ja noch soviel Anderes, soviel "Besseres" kommen! - Maximizing-Strategie statt bloßem Satisficing.] - Verbindliche Versprechen werden nunmehr als Bürde des Selbst im Kampf um sein Selbstverwirklichungsideal gesehen. Gedämpfte GefühlsTaktiererei, kurzfristiges "Vertragsdenken" [Illouz, S.132] [Stichwort: "LAT - Living Apart Together" - Illouz, S.131] und immerwährende Wählerischkeit regieren den Schauplatz der Liebeleien.
Und dennoch: Gerade weil die eigene "Wertigkeit" stets fraglich ist - im Angesicht unberechenbarer Geschmacksdynamiken, die den Anerkennungsprozess so überaus kompliziert werden lassen, und der akuten Angst der "sozialen Unsichtbarkeit" [Axel Honneth] - erfährt die Liebe respektive ihre Funktion als "Schauplatz der Aushandlung von Selbstwertgefühl" [Illouz, S.215] heute eine so immense Bedeutung.

"...gerade weil der moderne Individualismus mit der Schwierigkeit zu kämpfen hat, ein Selbstwertgefühl zu begründen - und weil der Zwang, sich von anderen zu unterscheiden und ein Gefühl von Einzigartigkeit auszubilden, mit der Moderne erheblich zugenommen hat." [Illouz, S.210]

Nur wer geliebt wird, wird von seinen Unsicherheiten erlöst, erfährt eine entscheidende Gewichtung seiner eigenen sozialen Geltung, die heute - im Vergleich zu vormodernen Gesellschaften - mehr denn je durch ANDERE konstituiert wird [Und nicht durch vorformulierte soziale Rollen, die dem öffentlichen Rang entsprechend ausgeübt werden.]. Der soziale Wert - eine performativ, durch ständig wiederholte Rituale in der Interaktionskette ausgehandelte "soziale Ressource" [Randall Collins].
Suche nach Anerkennung, emotionaler Hunger nach Bestätigung [Denn Eigenliebe kann die Aufwertung durch den Anderen nicht ersetzen!] - das sind die Motivationskriterien, wenn wir in die "Kampfarena" [Illouz, S.144] der Liebe einsteigen. Was wir auf den Kontaktmärkten der Geschlechter suchen, entspricht demnach mehr der Kategorie eines "Erotischen Kapitals" [Illouz, S.108], das vorallem bei den Männern als Bestandteil einer weitergefassten ökonomischen StatusAnhäufung fungiert. 
Es geht bei aller "Liebe" also nicht mehr um Ekstase, Selbstaufgabe und dem Vermögen, sich durch impulsive Emotionalität "verzaubern" zu lassen. Nein! Denn was vielmehr zählt, das ist die eigene Konkurrenzfähigkeit in der ewigen Schlacht der Aufmerksamkeiten. Das ist die taktische "Inanspruchnahme durch den Anderen" [Illouz, S.242] zur Festschreibung und Maximierung des eigenen Selbstwerts.
Doch gerade hier liegt auch die Gefahr des Individuums, sich zu "verzocken", und der für Illouz geltende Unterschied zwischen Männern und Frauen [Den ich jedoch vehement anzweifeln möchte!]: Im unausweichlichen Widerstreit zwischen dem autonomen Selbst [Und seinem Selbstbehauptungsdrang.] einerseits  und der "zweifelhaften" Entäußerung der eigenen Freiheit andererseits [Wenn mehr investiert wird, wenn die eigene Verfügbarkeits- und Willigkeitserklärung die des "Gegenspielers" übersteigt.] ist ökonomisches KALKÜL gefragt.
>>> Wer liebt mehr? Wer gibt mehr? Wer veroffenbart sich am meisten? Denn: Wer im Spiel um die gegenseitige Wertzuschreibung [Was für Illouz im Grunde die Essenz der "Liebe" darstellt.] letztendlich eine Zurückweisung erfährt, der leidet nicht nur an Herzschmerz und dem desillusionierenden Zusammenbruch einer eventuell doch aufgekommenen Re-Romantisierung der eigenen Gefühligkeit. Nein! Der riskiert vielmehr eine quälende "Zurückweisung des Selbst" [Illouz, S.69] und damit eine Herabsetzung der eigenen Wertigkeit. [Der mit dem "größeren Herz" ist also der Loser!]

Laut Illouz haben in diesem Kampf AUTONOMIE vs. ANERKENNUNG die Männer die entscheidende Nase vorn. Denn nach ihr verfügen wir Frauen über erhebliche "Mängeleigenschaften", die unsere Position im entscheidenden GefühlsGerangel maßgeblich schmälern.

1. Der kognitive Zwang der Zeitkategorie:
Zum einen stellt der weibliche Körper (stärker als der männliche) eine "über die Zeit definierte und somit vom Verfall bedrohte Einheit" [Illouz, S.148] dar, die sich dem Diktus der "Sexyness" und der Vorherrschaft immer rigiderer Schönheitskriterien unterwirft, sich damit aber auch einem stärkeren Bewußtseins des Alterns gegenübergestellt sieht. Zum anderen bestimmt die Ökologie der "biologischen Uhr" weibliche Wahrnehmungen und Paarungsstrategien. Beide Zeitfaktoren begrenzen gefühlt den Rahmen, in dem die Frau ihre Weiblichkeit noch ausspielen kann, um den "einen richtigen" Partner zu finden, in einem solchen Ausmaß, dass beim Überschreiten gewisser imaginärer "DeadLines" bei der Frau der wachsende Eindruck eines "sich schließenden Fensters" [Illouz, S.149] entsteht. - Manchmal auch mit geradezu "apokalyptischen" Zügen, wie folgendes literarisches Beispiel humoristisch belegt:

"Wenn Frauen von den Zwanzigern in die Dreißiger übergehen ... [verlieren] ... selbst die coolsten Frauen [...] die Nerven und haben mit den ersten Anfällen von Lebensangst zu kämpfen: zum Beispiel einsam und allein zu sterben und drei Wochen später gefunden zu werden, angenagt vom eigenen Schäferhund." [:-)]                                                                                                                                            
                                                                                                                                              [Helen Fielding - Bridget Jones' Diary]

Das Empfinden schwindender Optionen veranlasst die Frau zu einer stärkeren "emotionalen Verfügbarkeit" und "emotionalen Expressivität" [Was die Absichten und Verbindlichkeiten angeht.], die das weibliche Geschlecht jedoch in den Augen von Illouz [Und damit auch in den Augen der Männer.] ins Hintertreffen geraten lassen. Denn: "Eine 'ernsthafte' Frau [die ihre Bindungswilligkeit äußert] stellt keinen Sieg über andere Männer [auf dem sexuellen Feld] dar" [Illouz, S.157]. - Es mangelt ihr somit an "Wert" und sie wird umgehend "uninteressant", ja wirkt sogar "dumm"! [Wie folgende Aussage eines 36jährigen Angestellten "ernsthaft" glauben lassen will!]:

 "Die Wahrheit ist, wenn jemand schreibt, daß er eine ernsthafte Beziehung sucht, dann ist das abschreckend. Ich halte diese Frauen für dumm. Weil man weiß, daß man sie leicht manipulieren kann. Eine Frau, die etwas "Ernsthaftes" sucht, hat man im Grunde in der Tasche. Und das ist nicht so interessant."                                                                                                                                                                                                                   [Illouz, S.155] 

 2. Die der Frau immanente, an Exklusivität orientierte Paarungsstrategie [Vor dem Hintergrund der Reproduktionsausrichtung!!] steht im starken Kontrast zur SerialitätsStrategie [Und damit einhergehend: emotionale Verweigerung/Distanz als Autonomiemetapher.] der Männer: Streben die Frauen "...ihr ganzes Erwachsenenleben lang danach [...], Verschmelzungsbeziehungen (fusional relationships) mit anderen zu reproduzieren" [Illouz, S. 136], haben die Männer dagegen ein ausgeprägtes Bewußtsein der Getrenntheit und der "kumulativen Sexualität" [Illouz, S.142] entwickelt. Dieses "emotionale Ungleichgewicht" in der Ausrichtung der Beziehungsstrategien hat zur Folge, dass die Herren der Schöpfung aus einer distanziert-kontrollierten Perspektive das PaarungsGeschehen dominieren, ja durch ihre "emotionale Herrschaft" [Illouz,S.199] die Regeln des Zusammenspiels diktieren können! [Oh-hah! Das muss ich erst einmal sacken lassen...]

3. Herrscht durch demographische Verschiebungen [Was Erwerbskraft und Bildungsniveau anbelangt. - Bei beiden Faktoren "verloren" die Männer seit den 1980er Jahren!]] ein generelleres Ungleichgewicht an Wahlmöglichkeiten, speziell ein Engpaß an gebildeten, wohlsituierten Männern vor, der den Frauen eine Diskrepanz in der Größe ihres AuswahlPools beschehrt und den Männern zugleich einen leichteren sexuellen Zugang zu einer größeren Zahl von miteinander konkurrierenden, möglichen Partnerinnen erlaubt.

4. Scheint besonders das weibliche Geschlecht dafür prädestiniert zu sein, in die immergleiche "Falle" der SELBSTBESCHULDIGUNG zu tappen. [Die "Schuld", zu sehr zu lieben!] - In Zeiten von schwankenden Identitäten und Positionen des Selbst gelingt es immer seltener, dem Verhalten anderer moralisches Gewicht beizumessen und, entscheidender noch, sich nicht in die Schwächen des Anderen verstrickt zu fühlen.
Trennung und Verlassenwerden entsprechen damit nicht nur der bereits erwähnten "Zurückweisung des Selbst", sondern werden zudem als hinreichendes, wenn auch "unverstandenes Manko" [Illouz, S.268] des Selbst aufgefasst. Generöse Selbstanklage der eigenen möglichen "Defizite" [Vor dem Hintergrund der "therapeutischen Kultur" der Selbstkontrolle.] statt klare Verurteilung des moralischen Fehlverhaltens des Anderen. 

"...Vielleicht, wenn ich nicht so anspruchsvoll, so ungeduldig, so engstirnig gewesen wäre. Vielleicht ... vielleicht war alles mein Fehler?" [Suzanne Schlosberg - Stell dir vor, du bist Single - und keiner merkt's]

Warum aber ist die Selbstbeschuldigung augenscheinlich eher ein "Frauenproblem" als ein Männerproblem?
Illouz liefert dazu folgende Erklärungsansätze:
> Der Selbstwert der Frauen scheint mehr noch als der der Männer [Die ja ihre persönliche Anerkennung noch immer hauptsächlich auf dem großen Spielfeld der Ökonomie und eben durch andere Männer! finden.] mit den Bestätigungs- [Und Ablehnungs-]Mechanismen der Liebe verknüpft zu sein.
> Da die Frauen nach wie vor die Hauptzielgruppe psychologischer Ratgeberliteratur darstellen [Man vergleiche nur einmal die unglaubliche Bandbreite an weiblich adressierten Zeitschriften und "Psycho"Büchern, die dem "irritierten", "beziehungsgeschädigten" FrauenIndividuum ein detailliertes Vokabular zur Selbst-Interpretation, -Hinterfragung und -Bewältigung mit an die Hand geben.], verinnerlichen diese auch vielmehr eine selbstkritische TherapieSprache, die aus anfänglich geringen Selbstzweifeln wahre "Unzulänglichkeiten" der eigenen Person werden lässt.

Und 5. Die durch Werbeindustrie und massengefertigte Medienbilder vorgelebten-vorkonditionierten Phantasien und Sehnsüchte erreichen Frauen scheinbar in größerem Ausmaß und Wirkung als Männer. [Auch wenn sich dieser Unterschied wohl durch die wachsende Bedeutung und Beschleunigung dieser Imaginationstechnologien sowie durch die zunehmende, geschlechtliche Egalisierung aller Lebensbereiche in naher Zukunft aufheben wird.]
Dass diese vorweggenommenen, institutionalisierten Gelüste und Gefühle dem weiblich-begehrenden Subjekt zur "Gefahr" werden können, verdeutlicht folgende Aussage der Modern-Love-Kolumnistin Anna Breslaw, die mit der Videosammlung ihrer Tante als kognitive SozialisationsSchablone aufgewachsen ist:

"...[Ich bin] darauf konditioniert, nette Männer an mir abprallen zu lassen und nur dann jemanden leidenschaftlich zu küssen, wenn im Hintergrund meine Stadt in Flammen steht." [:-)]  [Illouz, S.380]

Der "geistige Probedurchlauf narrativer Skripte" [Illouz, S.384] noch VOR der eigentlichen Realität, das Sehnen nach der eigenen rührseligen, händchenhaltenden Kitsch-Love-Story "wie im Kino". - All das lässt die Kluft zwischen imaginierten Lebensläufen einerseits und den real Existierenden andererseits immer weiter wachsen. Fiktion und Realität überlagern sich soweit, dass dann - im Moment der Rückbesinnung auf die eigentliche "Wahrheit" - alle hochgeschraubten, überhöhten Erwartungen augenblicklichst zusammenbrechen: Schmerzliches FALLING DOWN. ENTLEERUNG der Wirklichkeit. Chronische ENTTÄUSCHUNG und Unzufriedenheit, die sich in vermehrter SelbstschutzIronie und überpingeliger "Gereiztheit" an kleinsten "unpassenden" Einzelbestandteilen [Ob nun am eigenen Selbst oder am Partner.] entladen.

>>> Die Quintessenz, vorallem aus den ersten drei weiblichen "Mängelfaktoren", lässt sich in der quasiökonomischen Koppelung vom beständigen Begehren des Subjekts und der Dynamik der Knappheit festhalten. Oder einfacher ausgedrückt:

"Derjenige, der mehr begehrt wird, hat mehr Macht."
                                                                             [Das sagt ... ein Mann! Ein Hochgebildeter zudem! - Illouz, S.161]

 >>> Den drastisch zugespitzten Worten von Shulamit Firestone folgend: Haben wir Frauen es also letztendlich nur noch mit männlichen "EMOTIONALEN PARASITEN" [Illouz, S.137] zu tun, die zwar "Liebe"/Beachtung/Wertzuschreibung annehmen können, jedoch außerstande sind, diese(s) selbst hervorzubringen bzw. zu erwidern??? [Ohyeah!]
>>> Ziehen wir Frauen in der utilitaristisch-"kapitalistisch"-höchsteigennützig angelegten "KOSTEN-NUTZEN-RECHNUNG" [Illouz, S.299] der Männer automatisch [Und immer?] den Kürzeren,
weil wir Frauen...
...dann doch immer wieder in den Zustand "emotionaler Unreife" [Illouz, S.295] zurückfallen und den gleichen "Irrtum" begehen, uns auf das anscheinend "aussichtslose" Spiel mit den Männern einzulassen?
...uns durch nagenden Selbstzweifel und dem trotzig aufrechterhaltenen Glauben an ein imaginiertes Hollywood-Happy-End zu "perfekten Opfern" stilisieren lassen?
...mehr als die Männer Tribut an die eigene Zeitlichkeit zahlen müssen und dadurch in die "Schnell-Schnell"-Handlungsbredouille geraten [Die wiederum die männliche Spezie hochkantig verschreckt und zurückweichen lässt.]?
...zuviel erwarten und wollen und noch VOR dem Real-Möglichen [Anhand effizienter AusschlußKataloge.] alles zerlegen, kritisieren und vergleichen?
... - mit dem Wissen der eigenen Austauschbarkeit [Siehe allein der reiche "Fundus" an Mitkonkurrentinnen im Onlinebereich, der die "bestmöglichste Wahl" ungemein radikalisiert hat.] - uns und unsere "Spieltriebigkeit"/Gefühligkeit automatisch zurücknehmen, um bloß nicht das Risiko einzugehen, "sich zu verschwenden" [Illouz, S.342]?
...weil "selbstzerstörerisches, nichtnutzenorientiertes Verhalten" auf dem "Transaktionsmarkt" der Geschlechter und Emotionen die eigene Wertigkeit zum Dahinschmelzen bringt?
...weil wir letztendlich - mit der "Kultur der Endlichkeit" [Illouz, S.312]/dem Wissen um die moderne Relativierung der Liebe im Nacken - in ernüchterte Ironie und gehemmte, emotionale Lethargie flüchten?



Es scheint: Die Liebe selbst spielt ein zynisches, immerwährendes PingPongSpiel mit uns.
Und ich weiß nach all dieser EndlosSchreiberei noch weniger als je zuvor.
...
Vielleicht muss ich aber auch nichts wissen.
Jetzt hier. Mit mir und meinem entleerten Kopf.
Ich setze einfach einen finalen Punkt.
Und "gut" ists.

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